Am bundesweiten Vorlesetag teilzunehmen, hat in der Mörikeschule eine lange Tradition.

Leonberg - Nur ein leises Murmeln erfüllt den Klassenraum. Immer zu zweit sitzen die Schüler an ihren Tischen. Hoch konzentriert wird dem Partner vorgelesen, während dieser gespannt den Atem anhält und der Geschichte lauscht.

 

Auch in diesem Jahr nimmt die Mörikeschule wieder am bundesweiten Vorlesetag teil, der jedes Jahr am dritten Freitag im November ein öffentliches Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens setzt. In der Eltinger Grundschule wird der Aktionstag in diesem Jahr wie folgt organisiert: Die Schulkinder jedes Alters lesen sich klassenübergreifend in kleinen Gruppen vor.

Motivation ist alles

Grundsätzlich sollen die älteren Schüler ihren Patenkindern aus den unteren Klassenstufen vorlesen, doch auch die jüngeren Schüler kommen zum Zug: so darf zum Beispiel die zweite Klasse schon den Erstklässlern vorlesen. Das Prinzip ist einfach: sehen die jüngeren Kinder, wie gut die nur ein Jahr älteren Schüler bereits lesen, können sie den Lernfortschritt anhand ihrer Schulkameraden selbst erkennen und werden so motiviert – denn mit etwas Arbeit werden sie im nächsten Jahr dazu in der Lage sein, genauso gut vorzulesen.

Ausgewählt werden Bücher, die dem Alter und dem damit einhergehenden Leseverständnis der Schüler entsprechen. Wird eine Geschichte aus Zeitgründen nicht bis zum Ende vorgelesen, haben die Schüler die Möglichkeit, die angefangenen Bücher mit nach Hause zu nehmen und dort zu vollenden. „Wir geben die Impulse“, erklärt Klassenlehrerin Annegret Wehlan, die hofft, dass die Schüler durch solche Aktionen den Spaß am Lesen beibehalten: „Es soll einfach ein Anreiz sein, dass gelesen wird.“

Und der Plan scheint aufzugehen, denn auch bei den Schülern trifft der Aktionstag wie in jedem Jahr auf die erhoffte Begeisterung. „Die finden das ganz toll!“, berichtet die Lehrerin zufrieden: „Die Großen sind ganz stolz, dass sie vorlesen dürfen und die Kleineren freuen sich, wenn ihnen vorgelesen wird.“

Große Aufregung

„Mir hat am besten das Buch ‚Vorlesen’ gefallen“, erzählt die achtjährige Hanna: „Wir haben es am Freitag vor zwei Wochen gekriegt und konnten seitdem üben.“ Sie hat zuhause ihrer kleinen Schwester vorgelesen. Doch trotz des vielen Übens ist die Aufregung groß. „Ich konnte gestern nicht einschlafen“, erzählt ihre siebenjährige Freundin Frida: „Wir mussten heute den Erstklässlern vorlesen.“

Ziel der Aktion sei, innerhalb der Schule das soziale Miteinander zu stärken, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Ebru Gelec. Annegret Wehlan, Klassenlehrerin einer zweiten Klasse, fügt erklärend hinzu: „Lesen hat bei uns schon immer einen ganz hohen Stellenwert.“ Deshalb engagiert sich die Schule unter dem Leitsatz „Miteinander durch Lesen die Welt erobern“ neben der Teilnahme am bundesweiten Vorlesetag noch mit zahlreichen weiteren Aktionen für einen abwechslungsreichen Leseunterricht.

Die Kooperation mit der Leonberger Stadtbücherei und die Beteiligung am Antolin-Programm sind nur zwei Beispiele unter vielen. „Lesen ist eine Kompetenz, die von der Schule gestärkt werden muss“, begründet die Konrektorin Ebru Gelec die Teilnahme. „Durch das Lesen werden ganz viele Teilbereiche des Deutschunterrichts trainiert.“ Zustimmend fügt ihre Kollegin Sophie Menold hinzu. „Lesen ist der Schlüssel zum Erfolg!“