„Herrn Stumpfes Zieh &  Zupf Kapelle“ begeistert das Publikum in der voll besetzten Stadthalle.

Leonberg - Heut nemme – und morga net glei“ war der Wahlspruch des Vaters einer der vier „Stumpfes“, und so heißt auch das neue Programm der „Zieh & Zupf Kapelle“, die derzeit durch Baden-Württemberg tourt und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat.

 

Da Schwaben im allgemeinen als „schaffig“ gelten, zeigen die vier umtriebigen Musiker, dass es da noch eine andere Seite der schwäbischen Seele gibt – verborgen wie die dunkle Seite des Mondes: die behäbige Sofa-Pantoffel („Er dud gar nix, ond des isch em scho z’viel“) und die Philosophie des „No nix Narrets!“

Auf der Bühne eine alte Stehlampe von Oma und allerlei musikalisches Gerät, verstreut wie auf dem Trödelmarkt: Tuba, Gitarren, Schlagzeug, Akkordeon, Posaune, Klarinette, Klavier, Banjo – eine Besucherin zählt 21 Instrumente! Und nur vier Musiker? Das funktioniert allein durch imponierend rasanten fliegenden Wechsel, manchmal sogar mitten im Stück.

Nach dem Auftakt mit bewusst verwackelten Blasinstrument-Tönen wird’s behäbig: „I bleib’ heut’ oifach liega“, eine Oblomov-Ballade zur Senkung der Arbeitsmoral, und das mitten in Schwaben. Aber dann kommen die Vier in Fahrt: Sie karikieren einen drögen Männergesangsverein in Upfingen („As-Dur und auswendig!“), singen vom „Muggagiddrmo“ (Mann, der Insektenschutzgitter anbringt) oder plaudern aus dem Nähkästchen über ihre traumatischen Erfahrungen beim schulischen Geräteturnen: „I han heit no blaue Flecka!“

Dem Opa bleibt die „Gosch offa standa“

Da wird gesungen, gepfiffen, geblasen, gezupft, getrommelt, gestikuliert und getanzt, dass em Opa d’ Gosch offa standa bleibt! Die Band bietet einen frappierenden Stilmix aus Jazz, Rock, Pop, bis sie irgendwann nach „Bier ond Veschbr“ fragen, was prompt geliefert wird und sie übermütig Happen ins Publikum werfen, was einer der Musiker kommentiert: „Von hier aus sieht des aus wie en d’r Wilhelma!“

Die schwäbische Kultband (Mäulesmühle, „Hannes und der Bürgermeister“) mit „Benny“ (Benny Banano: Tuba, Kontrabass), „Flex“ (Michael Flechsler: Schlagzeug, Waschbrett, Conga, Banjo), „Manne“ (Manfred Arold: Posaune, Klavier, Akkordeon) und „Selle“ (Marcel Hafner: Akkordeon, Gitarre, Mandoline), die bereits ihr 25-jähriges Jubiläum mit ihrer „skrupellosen Hausmusik“ feiern konnte, verblüfft mit komödiantischem Charme und irrem Sprachwitz. Die Musiker parodieren bekannte Songs mit eigenen schwäbischen Texten oder komponieren auch selbst: „Des Lied hot mei Oma emmer g’schnarcht!“

Die vier Schwaben fesseln auch mit kabarettistischen Einlagen: „Benny“ legt sich längs auf seinen mächtigen Kontrabass („oh, wie das vibriert!“) oder nimmt sein voluminöses Instrument auch mal locker wie eine Gitarre auf den Schoß („des macht an schlanke Fuaß!“).

Vom Regenwald über Spanien nach Frankreich

Mal schneiden sie Grimassen wie ein Hund: „Du amol dein Hond do weg“, mal imitieren sie Urwaldgeräusche wie im tropischen Regenwald. Dann wieder kommt einem die Band spanisch – „uno, dos, tres“ – mit „Guantanamera“: „I ka’s nemme höra!“ Oder es wird französisch: Rotlicht an, Gauloise angezündet ... das waren noch Zeiten, als „mr noch henna rauchen durfte“, eine französische Freundin und einen Citroen besessen hat. Und heute? „Was mr net ällas sott, Ogottogott!“

Im Laufe des Abends spielen, singen, tanzen und flachsen die Musiker bis zur Ekstase, schrecken auch vor KinderMusikinstrumenten nicht zurück „ond dreibet richtig om“. Das Publikum klatscht mit und darf sogar zweistimmig mitsingen: „Oh wimmowei...“ Nach mehreren Zugaben , darunter ihr berühmtes „Linsengericht“ – „Lensa send oifach guat ond mr braucht koin Salat“ – sind Musiker und Publikum außer Rand und Band.

Die „Stumpfes“ hend en d’r Stadthall’ ordentlich über d’Sträng’ g’schlaga. Heidanei, aber au!