In der Nähe eines Baustoffhändlers und eines Bolzplatzes will die Stadt eine Kita bauen.

Leonberg - Wenn eine Gemeinde einen neuen Kindergarten bauen will, gibt es in der Regel immer irgendwelche Nachbarn, die sich heftig darüber beschweren, wie viel Lärm die lieben Kleinen in die bisher ach so stille und beschauliche Gegend bringen. Auch beim Bau der geplanten Kita West, die auf einem städtischen Grundstück zwischen den Straßen „Schweizermühle“ und „Gebersheimer Straße“ entstehen soll, spielt das Thema Lärm eine Rolle – diesmal allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.

 

Bei diesem Bauprojekt geht es nicht um die Geräuschkulisse, die vom Betrieb der Kindertagesstätte ausgeht, sondern um die bereits bestehende rundherum. Denn in dem Bereich in der Gartenstadt gibt es nicht nur Lärm von vorbeifahrenden Autos und Bahnen. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Baustoffhandel Greß sowie ein Bolzplatz – zwei Einrichtungen, die naturgemäß mit Krach verbunden sind. „Was die Lärmsituation angeht, wird es nicht einfach“, warnte Stadtplaner Norbert Geissel die Gemeinderäte bei der Vorstellung der Pläne im Planungsausschuss und im Gemeinderat vor.

Derzeit eine Grünfläche mit Spiel- und Bolzplatz

Dennoch favorisiert die Verwaltung diesen Standort für eine neue Kita, in der sechs Gruppen Platz finden sollen. Ganz überwiegend ist die geplante Einrichtung für Kinder von Familien aus dem westlichen Rand der Kernstadt vorgesehen, vom südlichen Ezach bis zur Gartenstadt. Sofern die Lärmsituation es zulässt, sollen im oberen Geschoss zusätzlich Wohnungen entstehen – nach dem Vorbild des „Hauses der Kinder“ in der Robert-Bosch-Straße in Rutesheim, das vor einigen Monaten fertiggestellt worden ist (wir berichteten).

Nach Ansicht der Stadt ist das Areal in der Gartenstadt jedoch ideal, da es zentral im Einzugsgebiet liegt und gut zu Fuß und mit dem Auto zu erreichen ist. Zudem sei die 7500 Quadratmeter große städtische Fläche überwiegend eben, erklärte Geissel. Derzeit wird das Gebiet als öffentliche Grünfläche mit Sitzbänken genutzt, darüber hinaus gibt es einen Spiel- und Bolzplatz. All das soll auch erhalten bleiben. „Da der Bolzplatz rege genutzt wird, wird er auf jeden Fall bestehen bleiben“, sagte Geissel. Gleiches gilt für einen Teil der „sehr schönen und vitalen“ Bäume, wie der Stadtplaner weiter ausführte. „Die Kita soll sich behutsam in die bestehende Grünanlage einpassen“, betont Geissel.

Da nördlich und westlich des Grundstücks die Glems entlang fließt, muss zudem ein mindestens fünf Meter breiter Gewässerschutzstreifen freigehalten werden. Erhalten bleiben soll auch der Fußweg, der schräg über das Grundstück verläuft, da er den kürzesten Weg von der Gartenstadt über den Aldi und den Bahnhof zur Kernstadt führt. „Er wird diagonal bleiben, allerdings wird er vermutlich ein wenig versetzt werden müssen“, meinte Geissel.

Seinem Amt wird die Arbeit nicht ausgehen: Neben einem Lärmgutachten muss auch der Grund und Boden von einem Experten genau untersucht werden, da der Verdacht auf Altlasten besteht. „Die erforderlichen Gutachten werden aber voraussichtlich alle bis April vorliegen“, meint Geissel. Der Stadtplaner hofft, dass die Kita bis Ende des Jahres 2020 fertiggestellt ist.

Wertstoffhof war dort auch schon geplant

Es ist im Übrigen das zweite Mal, dass die Stadt versucht, diese Grünfläche anderweitig zu nutzen. Vor einigen Jahren war das Areal im Gespräch als neuer Standort für den Wertstoffhof. Letztendlich erwies er sich aber als nicht geeignet, zudem gab es Widerstände aus der Bevölkerung. Sogar eine Bürgerinitiative gab es dagegen. Zudem setzten sich einige Jugendliche stark für den Erhalt ihres Bolzplatzes ein.

Die zweite Kindertagesstätte, die die Stadt Leonberg derzeit plant, ist die Kita Nord, die auf dem Engelberg südlich des TSG-Tennisgeländes entstehen soll. Hier sollen drei Kindergartengruppen untergebracht werden und ebenfalls Wohnungen im Obergeschoss entstehen. Dieses Bauvorhaben soll Mitte 2020 abgeschlossen werden, der Baubeginn ist für Frühjahr 2019 vorgesehen.

Da der Bedarf an Kita-Plätzen aus dem künftigen Einzugsgebiet der Kita Nord groß ist, wird es eine Interimslösung mit Containern in den „Kirschgärten“ geben , wie Undine Thiel, die Pressesprecherin der Stadt erklärt. Mit der Modul-Lösung sollen insgesamt 70 Plätze für Kinder von zwei bis sechs Jahren geschaffen werden. Insgesamt sollen im Innen- und Außenbereich knapp 600 Quadratmeter für die Kinder zur Verfügung stehen.