In der kontroversen Standort-Debatte ist die Gartenstadt quasi aus dem Rennen. Dafür könnte er auf einer 23 000 Quadratmeter große Fläche am Rand des Gewerbegebiets Hertich entstehen. Doch dort wollen auch Privatfirmen bauen.

Leonberg - Wenn Politiker sich auf dem schlechtesten Wertstoffhof im ganzen Landkreis blicken lassen, kann es sein, dass sie des Volkes Zorn unmittelbar abbekommen. So geht es den Leonberger Kreisräten Dieter Maurmaier (FDP), Helmut Noë (CDU), Peter Pfitzenmaier (SPD), Wolfgang Schaal (Freie Wähler) und Roswita Weber-Streibl (Grüne), als sie am Freitag auf dem beengten Wertstoffhof am Bahnhof vorbeischauen.

 

Eine Dame klagt über die dortigen Zustände und fordert die Einführung des Gelben Sacks. Das können die Kreispolitiker nicht versprechen, wenngleich es ja die orangefarbene Tonne für Zuhause gibt, in der Plastikmüll entsorgt werden kann. Aber vielleicht gibt es ja bald einen völlig neuen Wertstoffhof! Nicht nur der Landrat ist der 18 Jahre währenden Diskussion um das Chaos im Leonberger Wertstoffhof überdrüssig. Auch die Kommunalpolitiker wollen den Dauer-Ärger endlich abhaken.

Plötzlich ist das Gewerbegebiet Hertich im Spiel

Deshalb könnte es jetzt einen ganz anderen Standort geben. Einen, von dem bisher noch nicht die Rede war, am nordwestlichen Rand des Gewerbegebiets Hertich.

Um den in Augenschein zu nehmen, kommt Roland Bernhard am Freitag extra nach Leonberg, flankiert vom Chef des Abfallwirtschaftsbetriebes Wolfgang Bagin. Auch die beiden Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) und Klaus Brenner diskutieren mit dem obersten Kreisbeamten die Leonberger Entsorgungsproblematik.

Eines steht für Bernhard außer Frage: die Stadt braucht einen leistungsstarken Wertstoffhof. Selbst wenn das Abfallgesetz geändert werden sollte und „gelber“ Müll direkt in den Haushalten entsorgt werden kann, sieht der Landrat Bedarf. Schließlich gibt es Elektroschrott, Sperrholz und anderes Großmaterial, das nicht in Tonnen passt.

Und noch eines ist für den Landrat fast sicher: der Standort Aldi-Kreisel unterhalb der Gartenstadt ist quasi aus dem Rennen. Zu geharnischt war der Anwohner-Protest in den vergangenen Wochen. Von dem zeigen sich auch die Leonberger Politiker beeindruckt. Eine Mehrheit für die Fläche zwischen der Baustoffhandlung Greß und dem Lohlenbachtäle ist nicht in Sicht.

Dafür könnte das Grundstück an der Ecke Südrandstraße/Renninger Straße akut werden. 23 000 Quadratmeter wären hier zwischen den Firmen Frey und Würth machbar. Der Vorteil: die betreffende Fläche gehört ohnehin zum größten Teil dem Kreis, ein kleinerer Teil der Stadt. Langwierige Kaufverhandlungen mit eigensinnigen Eigentümern fielen also flach. Und: der angepeilte Standort liegt im Gewerbegebiet. Ärger mit Nachbarn wird es nicht geben.

Trotzdem dämpft Brenner ein wenig die Euphorie des Landrats und der Kreispolitiker. Denn auch private Investoren interessieren sich für die Fläche, um dort Gewerbehallen zu bauen. Mit ihnen ist der Baubürgermeister derzeit im Gespräch.

Brenner möchte auf dem Areal beides realisieren

Einen unüberwindbaren Konflikt sieht Brenner allerdings nicht. Die Gesamtfläche, so sagt der Chef des Leonberger Baudezernats, reicht aus, um beide Projekte zu realisieren: „Das kann für alle Beteiligten zu einer Win-win-Situation werden.“

Doch so weit ist es noch nicht. Roland Bernhard will sich in den kommenden Tagen mit Bernhard Schuler und den Entsorgungsexperten zusammensetzen. Der Leonberger Oberbürgermeister, der die Wertstoffhof-Debatte stets sehr kritisch begleitet hat, kommt in der nächsten Woche aus dem Urlaub zurück. Seine Wort hat in der Diskussion Gewicht.

Dass der Wertstoffhof am Bahnhof bleibt, ist auch denkbar. Dann müsste er vergrößert werden, was nur durch einen Wegfall einiger benachbarten Gleise ginge.