Die Mädchen der Technik-AG des Johannes-Kepler-Gymnasiums erstellen bei Lewa einen Couchtisch – von der Planung bis zur Fertigung. Das Projekt soll sie mit dem Beruf eines Maschinenbauers vertraut machen.

Leonberg - Wwruumm. Das Geräusch der Drehmaschine dröhnt durch den Raum. Die Späne fliegen. Konzentriert schaut Sina Stoll auf ihr Werkstück. Sie ist dabei, ein Gewinde hinein zu fräsen. Gemeinsam mit den anderen zehn Mädchen fertigt sie einen Couchtisch an. Dieser soll zu dem Sofa passen, das in ihrer Schule, dem Johannes-Kepler-Gymnasium, steht.

 

Bisher wurde schon einiges gebaut, dazu gehört auch das Schild für eine Mensa. „In der Schule lernt man, sitzt herum und macht nichts Praktisches. Jetzt können wir auch mal selber etwas machen und uns technische Fähigkeiten aneignen“, sagt Chiara Keller, eine der Schülerinnen. Sie alle sind Zehntklässler, die an der Technik-AG des Johannes-Kepler-Gymnasiums teilnehmen.

Die Schule hat schon seit mehreren Jahren verschiedene Kooperationspartner. Erst war es die Firma Trumpf, später Göldenboot. Dann gab es zwei Jahre lang keinen Kooperationspartner, weshalb einige Eltern mit den Schülerinnen Holzarbeiten anfertigten.

„Gut, dass wir vor fünf oder sechs Jahren die Zusammenarbeit mit Lewa angefangen haben“, erzählt Amena Mallick erleichtert. Sie ist die Abteilungsleiterin für Naturwissenschaft und Sprachen am JKG und betreut das Projekt nun schon seit neun Jahren. Es ist auch das dritte Jahr, seit die Bildungspartnerschaft mit der Textilmaschinenbau-Firma Brückner begonnen hat. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es den Schülerinnen, ihre von Hand gezeichneten Skizzen in ein CAD-Format zu transformieren.

Denn das Projekt besteht nicht nur aus dem Fertigen eines Gegenstands, sondern auch aus der Planung, die das ganze Jahr über stattfand. Außerdem gab es Seminare zum Thema Projektmanagement. Abschließend müssen die Teilnehmerinnen eine Präsentation über ihre Arbeit halten. Um ihre Selbstständigkeit zu fördern, gab es für die Mädchen auch keinen Zeitplan. „Sie mussten alles selber koordinieren“, erklärt Markus Borner von Lewa.

„Ich finde es toll, dass die Mädchen hier die Gelegenheit haben, einen Einblick zu bekommen, den wir ihnen in der Schule nicht vermitteln können“, beschreibt Amena Mallick. Die Teilnehmerzahl schwanke zwar, doch im Durchschnitt würden sich acht bis 15 Mädchen melden. „Gerade solche Aktionen wecken unser Interesse für Technik“, erzählt Lara Danckert. Auch sie nimmt an der Technik-AG teil.

Laut Ramon Ebner und Lisa Staab arbeiten im technischen Bereich zwar recht viele Frauen, etwa 25 bis 30 Prozent. „Doch nur 10 bis 15 Prozent haben tatsächlich Maschinenbau studiert.“ Dabei sei der größte Unterschied, dass die Mädchen anfangs einfach ein bisschen schüchterner wären, sagt Borner. Er und Regine Braun von der Firma Brückner hoffen darauf, dass sich später ein paar der jungen Frauen bewerben. Denn von 50 Bewerbern seien es durchschnittlich nur zwei oder drei Frauen, erzählt Markus Borner. Doch keine der Schülerinnen kann sich bisher den Beruf so richtig vorstellen. „Maschinenbau ist nicht so mein Ding. Ingenieur würde, glaube ich, besser zu mir passen“, findet etwa Eva-Aline Ehret. Es sei sowieso eher ein Männerberuf, meint Sina Stoll. „Man mus doch relativ viel schleppen, und da haben wir einfach nicht die Kraft dazu. Manche Dinge haben wir gar nicht alleine hinbekommen“, fügt sie lachend hinzu.

Bei der Frage nach der Frauenquote lachen sie schallend. „Ich finde es unfair den Jungs gegenüber, die eine höhere Qualifikation haben und nicht genommen werden“, erklärt Lara Danckert. „Man müsste von klein auf den Vorurteilen entgegen arbeiten“ Sie schlägt eine Erziehung vor , in der das Kind nicht in die traditionelle Rollenverteilung hineingedrängt wird.

„Was uns auf jeden Fall nicht gefällt, das sind die Sicherheitsschuhe“, darin sind sich die Mädchen einig. „Die sind einfach zu schwer, zu groß und irgendwie unsexy“, lautet ihr Urteil. Bald können sie diese wieder ausziehen und leichten Fußes die Firma Lewa verlassen. Dann ist der Tisch gebaut und ihre Projektwoche zu Ende. Doch wer weiß, vielleicht führt der Weg der einen oder anderen wieder in das Gebäude zurück. Und selbst wenn nicht, so können sie immer noch sagen, dass sie etwas Handfestes ihrer Schule hinterlassen, wenn sie irgendwann gehen.