Die Jugendmusikschule feiert ihr 50-Jähriges mit einem fröhlichen Jubiläumsball in der Stadthalle.

Gegen halb eins am Sonntagmorgen räumen die Helfer des Stadthallen-Restaurants Gläser und Flaschen von den Tischen. Unterdessen suchen drei, vier Dutzend bestens gelaunte Tänzer zu den Klängen von „My Way“ oder „Sing Hallelujah“ ein freies Plätzchen auf der Tanzfläche und schwofen, dass die Sohlen rauchen. Selbst DJ Oli Z. reckt hoch über der Menge die Hand in die Luft und schwingt die Hüften. So gut war die Stimmung den ganzen Jubiläumsabend über.

 

Die Leiterin der Jugendmusikschule (JMS) Sibylle Lützner, ihre Mitmoderatoren Sarah Abdallah und Christoph Beck und die vielen Aktiven machen an diesem Abend alles richtig. Sie fassen ihre Grußworte kurz, musizieren umso mehr, sorgen mit Show- und Musikeinlagen für großartige Unterhaltung und mit vielen Tanzrunden dafür, dass die Gäste nicht an ihren Stühlen festkleben. Der Oberbürgermeister Bernhard Schuler, der in seinem Grußwort noch von einer „Bildungseinrichtung der besonderen Art“ spricht, findet das Bild von der JMS als einem „Juwel in der Stadt“.

Den Auftakt haben Pauken und Trompeten mit Brent Heisingers „March for Timpani and Brass“, gefolgt vom Grußwort Schulers, der einen Blick in Geschichte und Zukunft der JMS wirft. „Ich werde beim 100. Geburtstag wohl nicht mehr im Amt sein, aber ich hoffe, dass dann jemand anderes von den gestiegenen Schülerzahlen erzählt.“ Die Chancen dafür steigen, wenn viele sich dem Wunsch von Helmut Noë, Vorsitzender des Fördervereins, anschließen: „Ich würde mich freuen, wenn heute so 100 bis 150 Leute dem Förderverein beitreten“, sagt er, bevor er das Projekt „Tasten-Patenschaft“ vorstellt, mit dessen Hilfe der Kauf eines hochwertigen Flügels möglich werden soll.

Wie gut es schon klingen kann, wenn ganz junge Musiker mittun, das stellen Rolf Beuchert und der Geigen- und Cellospielkreis mit Musikern des Jugendsinfonieorchesters (JSO) und des Jungen Orchesters unter Beweis. Sie spielen „Festival“, ein Stück von Carold Nunez. Viel Applaus gibt es auch für die „Ungarische Rhapsodie“ von David Popper. Unter der Leitung von Rolf Beuchert spielt das JSO, begleitet vom hoch virtuos spielenden Solocellisten und früheren Jugendmusikpreisträger Kilian Schwarz, dieses zwischen lebenslustigem Schwung und lyrisch-elegischer Melancholie changierende Stück.

Dass einstige Schüler der JMS dieser ein Leben lang verbunden sein können, zeigt sich bei Beethovens Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92: Ein gut 30-köpfiges Orchester unter Leitung von Bertram Schade spielt. Eindrucksvoll, wie der Rhythmus als bestimmendes Element hervortritt und Streicher und Holzbläser musikalische Zwiesprache halten. Sarah Abdallah singt mit dem Projektchor der Gymnasien ein Ständchen. Und Schostakowitschs „Festliche Ouvertüre op. 96“, gespielt vom Sinfonieorchester, geht mit gestrecktem Galopp direkt vom Ohr in die Beine.

Mit etlichen Showeinlagen und Musikstücken, unterbrochen von Tanzmusikrunden, geht es weiter. Patrick Bebelaar und Christoph Beck begeistern an Klavier und Saxofon mit zwei jazzigen, swingenden Eigenkompositionen. Die Ballettschule Ritter zeigt etwa die Originalchoreografie von „One“ aus dem Musical „The Chorus Line“, das Uta Lomnitz einstudiert hat.

Frank Lehmann, Solo-Fagottist bei den Stuttgarter Philharmonikern und langjähriger JMS-Lehrer, demonstriert mit Karin Reitz, Benedikt Moser und Sebastian Jülich bei „Fagöttliches zur Mitternacht“, wie viel Swing in seinem Instrument – und in seiner Stimme – stecken. Auch beim Samba, den Youngcher Park mit allen JMS-Pädagogen an Percussionsinstrumenten einstudiert hat, zeigen seine gelehrigen „Schüler“, dass die Klassik viel, aber längst nicht mehr alles ist an der JMS. Und dass Sibylle Lützner bei diesem umjubelten Gemeinschaftswerk einmal einen Schlag nach den anderen pausiert – wer würde ihr verdenken, dass sie nach so viel Arbeit hier das letzte musikalische Wort haben will?