Seit Sonntagnachmittag ist das Sportzentrum wieder offen für Vereine, Schulen und Besucher. Fast 1000 Menschen nutzen die Gelegenheit und sehen sich das Ergebnis der Sanierung an. Anderthalb Jahre hat diese gedauert und zwölf Millionen Euro gekostet.

Leonberg - Eltern mit ihren Kindern an der Hand laufen zum Hallenbad, Senioren stehen in kleinen Gruppen und eine Frau schiebt ihren Sohn, der im Rollstuhl sitzt, durch die Schiebetüren am Eingang – sie alle sind gekommen, um sich das frisch sanierte Hallenbad anzusehen. Viele Vereine und Sportgruppen präsentieren am Sonntagnachmittag ihre Angebote und unterhalten die Besucher. Anderthalb Jahre hat es gedauert, am Ende sogar noch mal zwei Monate länger, bis das viel diskutierte Projekt endlich fertig ist. Statt des Neubaus, den der Gemeinderat beschlossen hatte, ist nun die Sanierung abgeschlossen, für die die Leonberger in einem Bürgerentscheid gestimmt haben. „Das ist sehr ansprechend, so hell und freundlich“, findet Roswitha Hönicke aus Höfingen. Sie kann sich noch gut erinnern, wie es zuvor hier aussah. Auch wenn sie seit vielen Jahren nicht mehr schwimmen war. „Das ist jetzt ein guter Ansporn, wieder damit anzufangen“, sagt sie und lacht. Sie hat für die Sanierung gestimmt. „Es ist wichtig, dass das Hallenbad mitten im Ort bleibt und nicht an den Rand rückt.“

 

Eine noch längere Zeit ohne Hallenbad? Nein, das wäre nicht so toll gewesen. Immerhin hat Roswitha Hönicke ihre Enkel, die bei den Wasserfreunden Leonberg schwimmen, immer zum Training gefahren. „Mal ging es nach Untertürkheim, mal nur nach Rutesheim oder Ditzingen. Aber da geht schon viel Zeit drauf.“ Ihre Enkel will sie weiterhin zum Training bringen. Auch wenn die Seniorin sich ein wenig ärgert. „Dass montags für die Öffentlichkeit zu ist, gefällt mir nicht so. Sonst hätte ich schwimmen gehen können, während meine Enkel trainieren“, sagt sie. Der Montag ist nach der Wiederöffnung reserviert für Vereine und Schulen. Generell findet sie die Öffnungszeiten nicht optimal. Das Bad könne ruhig länger öffnen, vor allem am Wochenende. „Ich kenne viele, die während der Sanierung nach Sindelfingen ausgewichen sind. Und die wollen das auch weiter so machen wegen der Öffnungszeiten“, sagt eine andere Seniorin.

Der Andrang auf die Jahreskarten ist zumindest riesig, die Schlange vor der Kasse lang. Immerhin gibt es nur noch am Eröffnungstag zehn Prozent Rabatt. Etwa 650 Menschen zählen die Mitarbeiter der Stadt während der Eröffnungsreden. Doch am Ende des Tages werden es sicher 1000 gewesen sein, denn es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Auch Katrin Widmaier ist gerade erst mit ihren beiden Töchtern angekommen. Die Ältere soll gleich bei einer Schwimmvorführung der Wasserfreunde mitwirken. „Was wir bisher gesehen haben, gefällt uns gut. Die Gymnastikhalle zum Beispiel war früher ganz dunkel.“ Dabei hätte der Leonbergerin ein Neubau eher zugesagt. „Aber das Konzept dafür war nicht stimmig. Insofern war die Sanierung schon sinnig“, sagt sie. „Leonberg muss jetzt Visionen entwickeln für 2025 und später. Es wäre umweltbewusster, wenn man dann ein Ganzjahresbad baut und zum Beispiel auf dem Dach Solaranlagen installiert“, richtet Katrin Widmaier den Blick weit in die Zukunft.

Einen Blick zurück dagegen warf der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler. „Das Hallenbad ist für mich immer noch der gelungenste architektonische Bau der Nachkriegszeit in Leonberg. Und nach der Sanierung ist er noch viel schöner“, meint Schuler und lobt die – trotz zweimonatiger Verspätung – enorm kurze Sanierungszeit. „Einen sportlichen Zeitplan“ nennt es der Geschäftsführer des Architektenbüros, das dem Hallenbad den neuen Anstrich verpasste, Martin Reimer. „Die frischen Farben und modernen, zeitgemäßen Elemente bringen wieder Leben in das Bad“, sagt Reimer.

Tatsächlich ist nicht mehr viel von dem düsteren Gebäude zu sehen. Blau, Grün, Gelb und Orange dominieren die Decken, die Umkleiden und Duschen sind modern gestaltet.

Den „Nabel der Schulwelt“ nennt die geschäftsführende Leiterin der Leonberger Schulen, Heidrun Barth, das Sportzentrum sogar. „Dass es jetzt wieder geöffnet ist, macht Hoffnung darauf, dass sich die Kinder mehr bewegen und vielleicht einem Verein betreten“, sagt sie. Schwimmen sei genauso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen.