Manch ein Bürger will sich ein Stück von dem Gebäude sichern – und nimmt den „Reinfall“ mit Humor.

Leonberg - April! April! Die Souvenir-Aktion am Neuen Rathaus war natürlich der April-Scherz unserer Redaktion. Viele unsere Leser haben den Braten auch gerochen – aber nicht alle. Einige sind trotzdem am Belforter Platz vorbei gekommen, um zu sehen, ob denn nun auch wirklich jemand mit ernsten Absichten auftaucht, um sich ein Stück vom Neuen Rathaus zu sichern. Die Neugierigen, wie etwa der ehemalige Leonberger SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Stolle, nutzten die Gelegenheit zu einem ausgiebigen Plausch mit dem „freundlichen Mitarbeiter des Gebäudemanagements“.

 

Der sollte vor Ort für die Echtheits-Urkunden zuständig sein. Doch er kam nicht von der städtischen Behörde, sondern es war LKZ-Hospitant Maximilian Grün – was nicht heißen soll, dass nicht auch das Gebäudemanagement freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat.

Auch der Oberbürgermeister Bernhard Schuler konnte leider nicht zu dem bürgernahen Termin kommen, denn er weilt derzeit im wohlverdienten Osterurlaub. Kontodaten für die Spendenaktion, um das Altkreis-Wappen zu retten, gab es auch keine. Aber Spenden wird es vermutlich ebenfalls keine brauchen, um das steinerne Mosaik zu bewahren, denn es gibt einige Interessenten und viele Überlegungen, wie es für die Nachwelt gerettet werden könnte.

Maximilian Grün erzählt: Noch drei Minuten vor dem Ende der Souvenir-Stunde sei ein eifriger Leonberger mit schnellen Schritt um die Ecke geschossen. „Ich habe erst vor ein paar Minuten die Zeitung gelesen“, sagte er. „Deswegen bin ich ein wenig spät dran.“ Die Vorfreude über sein Stück Rathaus wurde mit dem Öffnen der Urkunde jedoch zunichte gemacht: „Urkunde – 1. April 2015“. Sauer war der Mann zum Glück nicht – eher amüsiert über den Reinfall. „Die Urkunde hänge ich mir übers Bett“, scherzte er. Einem anderen, der in Arbeitsmontur und mit einem Rucksack mit Werkzeugen vorbeikam, ist wohl erst vor Ort ein Licht aufgegangen – verkündete er doch auffällig wortreich, dass er den Aprilscherz gleich durchschaut gehabt habe.

Angesichts der Tatsache, dass es wirklich Interessenten gibt, die sich ein Stück aus der Fassade sichern wollen, ist Dieter Häberle, der Leiter des Gebäudemanagements, gnädig. „Wer sich die Mühe machen will, ein Stück herauszutrennen, kann das gegen Ende April tun, bevor der Bauzaun aufgestellt wird.“

Die Häberle in den Mund gelegte Aussage, bei den Fassaden-Platten handle es sich um Schieferplatten, ist ebenfalls Teil des Scherzes. „Es ist wunderbarer grauer Gneis aus dem Maggia-Tal im Tessin“, erklärt der Leonberger Bildhauer und Steinmetz Andreas Geisselhart. „Das ist ein sehr tolles Material, das auch heute noch gern für Fassaden-Verkleidungen oder Wegplatten verwendet wird. Auch im Innenbereich findet es Verwendung.“ Und billig sei es auch nicht. „Die Erbauer des damaligen Landratsamtes haben nicht geknausert“, meint der Fachmann. Allerdings die Platten heute unbeschädigt herauszuschneiden, sei fast unmöglich. „Die sind fest in den Untergrund einbetoniert“, so Geisselhardt. Aus anderem Material ist das Mosaik des Wappens zusammengesetzt. „Da wurde der grünlich-dunkle Olivin-Diabas aus Hessen verwendet und der gelbliche Travertin aus Cannstatt. Der rötliche Teil des Wappens allerdings ist Kunststein“, so Geisselhardt.

Fälschlicherweise für einen Aprilscherz hielten dagegen viele Leser den Bericht über die Rutesheimer Postagentur, die keine Bild-Zeitung mehr verkauft. Bei dieser Geschichte handelt es sich aber wirklich nicht um eine Zeitungsente.