2015 ist vorbei: Zeit, die Neujahrsvorsätze umzusetzen, den Schreibtisch in der Redaktion aufzuräumen und Ballast abzuwerfen. Dabei wird so manche Überraschung ausgegraben.

Leonberg - Wie lang haben Ihre Neujahrsvorsätze gehalten? Alljährlich an Silvester nehmen wir uns felsenfest Dinge vor: Ich mache mehr Sport. Ich höre auf zu rauchen. Mit meinen Verwandten werde ich regelmäßig telefonieren. Den Hochzeitstag vergesse ich diesmal ganz bestimmt nicht. Sie kennen das.

 

Doch damit das Neue rein in unser Leben kann, muss erst das Alte raus. Im Privat- wie im Berufsleben. Ein Blick auf den Schreibtisch zeigt: Hier muss eine ganze Menge weg. Der Advent ist in Redaktionen traditionell eine besonders stressige Zeit. Viele Veranstaltungen, Jahresrückblicke ausarbeiten und so weiter. Da bleibt noch mal extra viel liegen. Ja, so sah der Schreibtisch dann auch aus (siehe unten). Beziehungsweise war gar nicht mehr erkennbar.

Höchste Zeit, endlich aufzuräumen, zu ordnen und einfach die Menge an Dingen zu reduzieren. Ein Spruch aus einem Glückskeks, der am Bildschirm klebt, fällt ins Auge: „Für das Können gibt es nur einen Beweis, das Tun.“ Na dann los!

Ein riesiger Stapel Gemeinderatsunterlagen

Zuerst fliegt das in die runde Ablage, was nicht mehr gebraucht wird: Flyer zu längst vergangenen Tagungen, veraltete Ankündigungen, Vereinsnachrichten von vor einem Jahr. Schmierzettel gleich hinterher. In einem Umschlag stecken Leserzuschriften an Kanzlerin Angela Merkel. Anlässlich ihres Besuchs zur Eröffnung des Bosch-Forschungszentrums hatten wir die LKZ-Leser um Fragen an die Kanzlerin gebeten. Ein Schreiber will die CSU auch außerhalb von Bayern wählen können. Jo mei! Während die Blätter links in den Papierkorb wandern, wächst rechts ein bald nicht mehr kleiner Berg weißer, orange-farbener und grüner Bündel: Drucksachen aus dem Leonberger und dem Rutesheimer Gemeinderat. Zehn Zentimeter ist dieser am Ende hoch, dabei ist das nur die Ausbeute aus den vergangenen sechs Monaten. Manche Vorlagen sind sogar dreifach vorhanden, sie wurden im Ortschaftsrat, im Ausschuss und schließlich im Gemeinderat behandelt. Absoluter Spitzenreiter 2015 war übrigens die „Treppenanlage Hirschlander / Ulmenstraße“ in Höfingen, bei der es vor allem darum ging, parallel zum Neubau von Wohnungen neben den Stufen auch eine Rampe für Kinderwagen und Rollstühle zu errichten. Als es im Spätherbst so aussah, als seien endlich alle Seiten zufriedengestellt, alle besorgten Eltern beruhigt, die Bauherren nicht zu eingeschränkt, die Finanzjongleure nicht zu stark belastet – da entpuppte sich ein zentrales Element des geplanten Ensembles, ein Rubinien-Baum, als krank. Er wurde gefällt. Der Running Gag, wir glaubten ihn zu Ende erzählt, wird also auch 2016 weitergehen!

Auf vier Zentimeter reduziert, wird der Drucksachenstapel nun ins redakteurseigene Ablagesystem einsortiert. Die Hoffnung auf ein gänzlich elektronisches Ratsunterlagen-System, sie wächst derzeit mit dem Rathaus-Neubau in die Höhe.

Die Begegnung mit den Menschen bleibt in Erinnerung

Unter der Zettelwirtschaft kommt eine Liste zum Vorschein: die Übersicht zum Jahresrückblick 2015. Drei Seiten in Stichpunkten, also langweilig war uns in der Redaktion sicherlich nicht. Wobei die Höhepunkte aus persönlicher Sicht eher die kleinen und leisen Themen waren. So zeugt ein kleiner Stapel an Unterlagen von den Stadtteil-Rundgängen mit den derzeit aktiven Bürgervereinen der Stadt, die von Warmbronn über den Silberberg, ins Ramtel, das Ezach, die neue Stadtmitte und nach Eltingen führten. Eine ganz intensive Art, die Stadt besser kennenzulernen.

Die Begegnung mit Menschen, die sich für andere Menschen engagieren, ist das, was am stärksten in Erinnerung bleibt. Mit den immer positiv gestimmten Mitarbeitern des Hospizes etwa. Oder den Berufsschülern, die für eine elektronische Landkarte die Stadt auf ihre Behindertentauglichkeit getestet haben. Auch mit Menschen, die einer völlig fremden jungen Frau halfen, ihr zugemülltes Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Zu guter Letzt finden sich noch ein Redemanuskript von Integrationsministerin Bilkay Öney, die dem Arbeitskreis Asyl 2015 den Sozialpreis der SPD verliehen hat. Die Flüchtlingsarbeit ist „eine Herausforderung, die erst beginnt“. Und ein Thema, das die Redaktion der LKZ ganz sicher auch 2016 begleiten wird.

Der Schreibtisch ist fast leer, die Holzmaserung wieder zu erkennen. Fünf Kugelschreiber wurden wieder gefunden, drei schreiben sogar noch. Die eigentliche Herausforderung für 2016 wird jedoch sein, den aufgeräumten Zustand zu erhalten. Das frisch wiedergefundene „Mutmachbuch“, ein Weihnachtsgeschenk der Samariterstiftung, weiß hierzu auch einen Glückskeks-Rat: „Du kannst dein Leben weder verlängern noch verbreitern – nur vertiefen.“