Michael Sautter erhält die Wirtschaftsmedaille des Landes, weil er Behinderten die Chance gibt, zu arbeiten. In seiner Firma Perma-Trade Wassertechnik fertigen sie komplexe Filter und Wasseraufbereitungsanlagen an.

Leonberg - Manchmal komme ich mir ein bisschen vor wie ein Dinosaurier oder ein Marsmensch“, sagt Michael Sautter. Im schwarzen Anzug mit knallrotem Hemd sitzt er in seinem großräumigen Büro im Höfinger Gewerbegebiet Pfad. An den Wänden hängen zahlreiche Gemälde junger Künstler, hinter dem Schreibtisch stehen Familienfotos. Gemeint ist nicht die Büroeinrichtung, auch nicht die Technik, die seine Firma Perma-Trade im Bereich der Wasseraufbereitung herstellt. „Die meisten gucken immer nur aufs Geld. Aber als Unternehmer habe ich Verantwortung und der muss ich gerecht werden in meiner Umgebung und der Region“, sagt der 49-Jährige.

 

Wirtschaftsminister lobt Engagement

Nicht nur mit seinen Produkten hat er sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Die Einzelteile bezieht Perma-Trade von deutschen Unternehmen, vorzugsweise aus Baden-Württemberg. „Mit den meisten Firmen arbeiten wir seit 1984 zusammen“, sagt Sautter. Besonders stolz ist er jedoch auf die Fertigung, in der 45 Mitarbeiter von Atrio arbeiten, dem Verein der Behindertenwerkstätten in Leonberg. Für dieses Engagement hat der Höfinger Unternehmer jetzt die Wirtschaftsmedaille des Landes verliehen bekommen.

„Ihr unternehmerisches und soziales Engagement ist vorbildlich in Baden-Württemberg“, hatte Wirtschaftsminister Nils Schmid in seiner Lobrede gesagt. „Auf diese Weise wird Menschen mit Behinderung Arbeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Das verdient große Anerkennung“, lobte auch Leonbergs Oberbürgermeister Bernhard Schuler.

„Die Auszeichnung macht mich sehr stolz“, sagt Michael Sautter. Vor 31 Jahren gründete er die Firma. Da war er gerade mal 18 Jahre alt und mit der Schule fertig. „Ich war auf der Waldorfschule im Stuttgarter Kräherwald. Da wurde ich zur Freiheit erzogen. Ich habe immer versucht, unabhängig zu sein.“ Dennoch kam ihm der Zufall zu Hilfe. Sein Vater leitete damals eine Handelsvertretung. Ein Kunde seines Vaters, ein Ingenieur, suchte einen Vertriebspartner in Deutschland für ein Gerät zur Wasseraufbereitung. „Ich bin zum Thema Wasser also gekommen wie die Jungfrau zum Kinde“, sagt Michael Sautter. Dabei sei es das Lebensmittel Nummer eins. „Die Qualität in Deutschland ist sehr hoch. Und was machen wir damit? Wir spülen es die Toilette hinunter.“ Sautter entwickelte bald aus dem Vertriebs- ein Technologie-Unternehmen. „Wir sind niemand, der den Massenmarkt bedient. Aber wir haben immer wieder Nischen aufgemacht“, erklärt der 49-Jährige, der mit seiner Firma auch junge Künstler, Musiker und Sportler unterstützt.

Behinderte fertigen komplexe Teile

In drei Bereichen ist das Unternehmen aktiv: Filtertechnik, Trinkwasseraufbereitung und Heizwasseraufbereitung. Dabei hat sich Perma-Trade auf die chemiefreie Wasserbehandlung spezialisiert. Insgesamt 24 Patente und sieben Gebrauchsmuster hat das Unternehmen angemeldet. „In Relation zu unserer Größe investieren wir viel in die Forschung.“ Doch nicht nur die Entwicklung neuer Geräte spielt in Höfingen eine wichtige Rolle. Seit 2002 arbeitet das Unternehmen mit den Behindertenwerkstätten zusammen. Wieder eine zufällige Begegnung, „Atrio zog damals als Nachbar ein und hatte ein paar Marketingunterlagen für uns erstellt“, erzählt der Perma-Trade-Chef, der damals sowieso ein neues Produkt in Höfingen herstellen lassen wollte. Die Zusammenarbeit mit behinderten Menschen sei ein Novum gewesen. „Menschen mit Handicap lässt man sonst nur Dinge machen, die kein anderer machen will, weil sie entweder zu simpel sind oder die Stückzahl zu klein ist“, sagt Sautter. Nicht so bei ihm. 45 Atrio-Mitarbeiter fertigen mittlerweile komplexe und aufwendige Perma-Produkte. „Von Anfang an war das sehr gewissenhaft. Die Geräte weisen die geringsten Fehlerquoten auf“, lobt der Chef. Mittlerweile verschwimme, wer bei welchem Unternehmen arbeitet. Der Integrationsprozess sei gelungen. „Für mich macht es das Leben lebenswert“, betont Sautter.

Das Unternehmen:

Die Anfänge
: Gegründet 1982 als Michael Sautter Perma-Core Vertrieb Deutschland. Kurze Zeit später stieg Sautters Vater ins Geschäft ein, das bis 1986 als Zwei-Mann-Betrieb geführt wurde. 1986 Umwandlung in eine GmbH.

Höfingen
: 1992 zog das Unternehmen von Feuerbach nach Höfingen ins Gewerbegebiet Pfad. Zu Beginn des neuen Jahrtausends begann die Zusammenarbeit mit den Behindertenwerkstätten.

Die Zukunft
: Heute arbeiten 70 Mitarbeiter in Deutschland bei Perma-Trade, viele davon im Vertrieb. Dazu kommen 45 Mitarbeiter in den Behindertenwerkstätten. Auch zwei Auszubildende hat das Unternehmen, beschäftigt zudem Praktikanten und Diplomanden. Drei Vertriebsstandorte in der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden gibt es. Perma-Trade will das Exportgeschäft ausbauen und sucht dafür noch Mitarbeiter und Auszubildende.