Beschäftigte und Nachbarn feiern gemeinsam mit den Menschen mit Handicap in deren Wohnanlage.

Leonberg - Von außen sieht man es dem Gebäude an der Ecke Bismarckstraße und Hindenburgstraße kaum an, was für einen Schatz es birgt: Einen wunderschönen grünen Innenhof, ideal im Sommer für die Bewohner und die Besucher des kleinen Cafés, das hier betrieben wird.

 

Dass es sich im gesamten Haus schön wohnen lässt, wird beim Sommerfest anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Wohnanlage für behinderte Menschen deutlich. Die 31-jährige Maren lebt seit der Eröffnung des Hauses 2008 hier im betreuten Wohnen. Das heißt, sie ist Mieterin einer kleinen Zweizimmerwohnung und nimmt verschiedene Assistenzleistungen des Hauses in Anspruch. Selbstbestimmt wohnen und die Hilfe bekommen, die man braucht, ist beim Wohnen mit Assistenz entscheidend. Maren freut sich über das Angebot: „Ich kann hier selbstständig leben“, sagt sie. „Wenn ich von der Arbeit komme, gehe ich einkaufen oder mache meine Wäsche.“ Einmal die Woche wird sie von einer Betreuerin unterstützt.

Sie arbeitet in einer beschützenden Werkstatt in Höfingen und gibt als Beruf Künstlerin an. Am liebsten malt sie Fabelwesen und sie schreibt gerade an einem Buch, das sie auch selbst illustriert. Insgesamt sind im betreuten Wohnen im Verbund mit weiteren Häusern in der Hindenburgstraße und der Friedenstraße 41 Klienten untergebracht, wie der Hausleiter Jörg Hecker die Bewohner nennt. Außerdem gibt es einen stationären Bereich mit Zimmern für 24 Klienten, Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftsräumen. Hier verfolgen die Bewohner zusammen die Fußball-WM in Russland oder kochen mit den Mitarbeitern. Doch bei schönem Wetter sind die meisten lieber im Garten und spielen Federball.

Arbeit, Teilhabe, Region, Inklusion und Organisation

Die Wohnanlage liegt zentral mitten in Eltingen. Einkaufsmöglichkeiten, Bushaltestelle und das Leo-Center sind in der Nähe. Das ist von großem Vorteil für die mobilen Bewohner mit leichter oder mittelgradiger geistiger oder körperlicher Einschränkung. Das Haus gehört zu Atrio Leonberg. Dieser Name steht für die fünf Bereiche, die den Betreibern wichtig sind: Arbeit, Teilhabe, Region, Inklusion und Organisation. Die Bewohnerinnen und Bewohner vereinbaren Hilfen zur selbstständigen Lebensgestaltung und zum gleichberechtigten Leben in der Gemeinschaft. Sie sind zwischen 18 und 84 Jahren alt. Bis auf eine Gruppe Senioren gehen alle Bewohner arbeiten, zumeist in speziellen Werkstätten, in denen zum Beispiel Montagearbeiten für Automobilhersteller oder für Schiebetüren erledigt werden. Allein 14 Klienten arbeiten direkt im Porschewerk in Sachsenheim. Die Bewohner nehmen Aufgaben größtmöglich selbst in die Hand, unterstützen sich gegenseitig mit nachbarschaftlichen Hilfen und gestalten aktiv ihr Zusammenleben in der Hausgemeinschaft. Soziale Regeln werden aufgestellt, der Alltag geplant und gemeinsame Freizeitunternehmungen und Ausflüge verabredet.

Außerdem betreiben sie das Café B 21 in der Hindenburgstraße. Das Café ist ein Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung und ist im Moment mittwochs und donnerstags von 10 bis 19.30 Uhr geöffnet. Der Raum bietet 30 Sitzgelegenheiten und kann für Veranstaltungen auch angemietet werden.