Mitglieder der Bürgerinitiative "Glasfaser für Leonberg" klären technische Laien über Surfgeschwindigkeiten auf.

Leonberg - Die Klagen über zu langsames Internet in Leonberg reißen nicht ab. So hat zum Beispiel der CDU-Stadtverbandschef und Stadtrat Oliver Zander, der in Höfingen Prokurist einer Wassertechnik-Firma ist, immer wieder bemängelt, dass vor allem in den Gewerbegebieten beim Ausbau mit Glasfasertechnik erheblicher Nachholbedarf bestünde. Da trifft es sich gut, dass der Gemeinderat vor der Winterpause beschlossen hat, den Finanzetat für den Breitbandausbau deutlich zu erhöhen, und der neue Oberbürgermeister Martin Kaufmann angekündigt hat, private Initiativen bei diesem Thema inhaltlich mit einzubinden.

 

Gemeint ist damit vor allem die Bürgerinitiative „Glasfaser für Leonberg“, deren fünf Mitglieder sich aus den schlechten Erfahrungen mit dem langsamen Internet gegründet haben. Oliver Kikillus und Daniel Pötzsch, für die in ihren Jobs als Referenten für Konzernrechnungswesen beziehungsweise Projektleiter im Automobilbereich schnelle Internetverbindungen eine Selbstverständlichkeit sind, haben diese Erfahrungen bereits im Jahr 2015 gemacht, als sie ein Haus im Baugebiet Ezach I kauften und feststellen mussten, dass es dort weder Kabelanschluss noch die gängige VDSL-Technik gab. Zur Bürgerinitiative gehören weiterhin Robert Scheck, der als IT-Leiter in Eltingen privat mit langsamen Übertragungsraten hadert, sowie Steffen Gloss, der im Ramtel bereits seit einigen Jahren für schnelles Internet wirbt. Nummer fünf im Team ist Günter Kautzmann, der Selbiges im Silberberg macht.

Regelmäßig erreichen die Bürgerinitiative Anfragen, warum das Internet in Teilen von Leonberg so langsam sei und was man machen könne, um schnellere Übertragungsraten zu bekommen. So kam das Quintett auf die Idee, in einer vierteiligen Serie exklusiv in der Leonberger Kreiszeitung zu erklären, auf welchen Wegen das Internet in die Haushalte kommt. „Es ist eine Technikserie, aber wir haben uns bemüht, die Fakten für Technik-Laien so verständlich wie möglich zu beschreiben“, erklärt Daniel Pötzsch. Außerdem sind die Artikel so konzipiert, dass die Bedürfnisse des Endkunden im Blickpunkt stehen.

Die Netze
Der erste Teil der Serie, die am Mittwoch beginnen wird, befasst sich mit dem in Deutschland gängigsten Weg, das Internet in die Haushalte zu bringen: dem Telefonnetz, auch bekannt als DSL. In den weiteren Folgen, die wir in loser Reihenfolge abdrucken, werden das Kabelnetz, der Mobilfunk und das Glasfasernetz vorgestellt.

Auf dem langen Weg zur Gigabit-Gesellschaft

Im Rahmen eines regionsweiten Projekts der Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg, Göppingen, Rems-Murr-Kreis, der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Verband Region Stuttgart ist in den vergangenen Monaten eine Strategie für den Breitbandausbau erarbeitet worden. Die Ergebnisse liegen mittlerweile vor und wurden den Bürgermeistern und Kreisräten präsentiert.

„Erfreulich ist, dass wir im Kreis bereits eine gute Versorgung haben“, kommentiert Landrat Roland Bernhard die Studie. Es gäbe nur wenige unterversorgte Gebiete mit einer Internetgeschwindigkeit von weniger als 30 Megabit pro Sekunde. Jedoch wird die Versorgung derzeit über kupferbasierte Technologien hergestellt, die auf Dauer nicht zukunftsfähig sein werden. Maximal 200 Megabit pro Sekunde beim Herunterladen von Daten können mit dieser Technologie erreicht werden.

Der Landkreis hat sich das Ziel gesetzt, den Breitbandausbau voranzutreiben und jedes Unternehmen, jede öffentliche Einrichtung und jeden Privathaushalt an das Glasfasernetz anzuschließen, um die Basis für die digitale Zukunft zu schaffen.

Um dieses Ziel zu erreichen, schreiten Kreis und Kommunen bereits parallel voran. Mehr als zwei Drittel der Städte und Gemeinden im Kreis haben bereits Angebote für die innerörtliche Masterplanung erhalten und größtenteils beauftragt. Diese Planung liefert die Grundlage und den Überblick über die inhaltliche, zeitliche und finanzielle Umsetzung des Glasfaserausbaus in den Kommunen.

Zudem nutzen Kreis und Kommunen Synergieeffekte durch die Verlegung oder Mitverlegung von Breitbandleerrohren bei Straßenbaumaßnahmen. Seit 2016 hat der Landkreis 7,2 Kilometer Leerrohrtrassen verlegen lassen. In den kommenden Jahren stehen weitere Baumaßnahmen an, bei denen Leerrohrverbände für ein Glasfaserrückgrat in die Erde gebracht werden.