Vier Mädchen misten zuhause aus und bestücken mit ihren Sachen einen Flohmarkt – doch den Erlös wollen sie nicht für sich behalten. Sie spenden das Geld der LKZ-Hilfsaktion „Lichtblicke“, damit es Flüchtlingskindern zugute kommt.

Leonberg - Die kleinen Kinder spielen im Sand. Irgendwo im Silberberg bellt ein Hund. Marie sitzt an diesem warmen Tag auf der Tischtennisplatte, als ihr die Idee kommt. Sie hat so viel Zeug daheim herumliegen, das sie nicht mehr braucht. Sie könnte doch auch etwas Gutes damit tun. Ein Flohmarkt wäre genau das Richtige und das Geld spenden, überlegt sie. Ihre Freundinnen Cosma, Lucy und Paula muss sie nicht lange überzeugen. Die sind gleich Feuer und Flamme und wollen natürlich auch mitmachen.

 

„Zuerst wollten wir das Geld für Tiere spenden, doch dann hat Cosma an arme Kinder gedacht. So kamen wir auf die Idee mit den Flüchtlingen“, erzählt Marie Dietrich. Gemeinsam mit den drei Freundinnen hat die Zehnjährige einen Flohmarkt auf die Beine gestellt. Die vier sind sich einig: Der Erlös wird gespendet. Dafür fertigen die jungen Mädchen Handzettel an, malen ein Schild mit der Aufschrift „Wir spenden für Flüchtlingskinder. Bitte kauft was!“ und machten in der Schule Werbung.

Dort findet man die Idee der Schülerinnen sehr gut. „Auch unsere Lehrerin hat gespendet“, erinnert sich die elf Jahre alte Cosma Unterforsthuber. Das Schicksal von Flüchtlingskindern kennen die Mädchen, denn ihre Schule besuchen derzeit auch zwei Flüchtlingskinder aus Syrien.

Dann haben die vier losgelegt. Zuerst beim Spielplatz im Heuweg. Am ersten Tag des Flohmarkts nahmen sie 38,40 Euro ein. „Der zweite Verkaufstag lief leider nicht so gut“, erzählt Paula Schädel, „Da konnten wir nur zwei Euro in die Kasse legen.“

Um Menschen für ihre Aktion zu begeisern, klingelten sie auch bei den Nachbarn, sie sprachen Fremde auf der Straße an und überredeten Freunde und die Familie. Dabei haben die vier Mädchen die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. „Viele Menschen haben uns Geld gegeben, ohne tatsächlich etwas zu kaufen. Andere sind einfach weitergelaufen. Keine Zeit oder kein Interesse hieß es dann“, schildert Paula.

Die gemeinsame Freundin Sarah Mudica half zwar nicht direkt beim Flohmarkt mit, doch sie leistete auch einen wichtigen Teil. „Ich habe meinen Freundinnen ein Tagebuch, Stempel und ein Pferdebuch abgekauft“, sagt sie stolz, „Damit ich auch mithelfen kann.“ Sie schauen sich zufrieden an. „Dafür, dass wir als Kinder einfach einen Flohmarkt gemacht haben, ist das schon sehr viel Geld“, sind sich die Mädchen einig.

Dann wird es still und die vier werden nachdenklich. „Uns geht es schon ziemlich gut. Andere können sich nicht einfach so ein neues Kleid oder sonst etwas kaufen, was sie gern hätten, wie einen Lippenstift“, meint Cosma Unterforsthuber. Auch ihre neunjährige Schwester Lucy hat beim Verkauf geholfen. „Sie müssen keine Angst mehr haben, aber ich denke nicht, dass es den Flüchtlingen gut geht“, meint sie. „Hier herrscht zwar kein Krieg mehr. Aber ihre Heimat mit all den Freunden und der Familie ist so weit weg“, ergänzt Paula Schädel.

Marie stimmt ihr zu: „Ich glaube auch, dass sie einsam sind. Sie sprechen ja noch nicht einmal deutsch.“ Sie blicken auf die Tischplatte. „Bomben, Kälte und Hunger, das klingt so schrecklich“, fügt die Zehnjährige hinzu, „Sie brauchen einen Ort, an dem sie sicher sind. Deswegen finde ich es gut, dass Häuser für sie gebaut werden.“

Insgesamt sind 64 Euro bei dem Flohmarkt zusammengekommen, die die vier Mädchen der Aktion „Lichtblicke“ der Leonberger Kreiszeitung gespendet haben. „Es macht ja auch Spaß, anderen eine Freude zu machen“, meint Marie Dietrich. Was diese Mädchen wunderbar gezeigt haben, ist, dass man nicht unbedingt gleich etwas Riesiges auf die Beine stellen muss, um etwas zu bewirken. Was wirklich zählt, sind der Wille und die Bereitschaft, Menschen zu helfen, die in Not geraten sind – da spielt das Alter überhaupt keine Rolle.