Zwei Künstler gestalten das dritte Werk der Ausstellung „Grenzüberschreitungen erleben“.

Leonberg - Steinmetze stellen ein Jahr lang ihre eigens für die Ausstellung „Grenzüberschreitungen erleben“ geschaffenen Arbeiten unter freiem Himmel aus. Siegfried Stein und Walter Wieland sind mit ihrem Werk „Schneckentempo und Elefantenrennen“ dabei.

 

Fast könnte man die beiden Skulpturen in der Ausstellung auf der alten Leonberger Autobahntrasse zwischen den vielen monumentalen Skulpturen übersehen. Eine überdimensionierte Schnecke und ein geschrumpfter Elefant, die sich ein Wettrennen auf einer von Gras überwucherten Straße liefern, von der nur noch der Mittelstreifen zu erkennen ist. Beide Skulpturen sind aus Jura-Marmor geschlagen, die Schnecke von Siegfried Stein und der Elefant von Walter Wieland. Das Äußere der Tierfiguren erscheint als sorgfältig gearbeitete, gespitzte Steinoberfläche, und verrät die Meister.

Eine tierische Lösung

Beide, sowohl Siegfried Stein aus Schwieberdingen als auch Walter Wieland aus Meinhardt, sind Steinmetze und Steinbildhauermeister mit eigenem Betrieb. Sie haben sich der Aufgabenstellung aller Bildhauer in dieser Ausstellung, eine Verbindung zwischen dem Korpus eines gepressten Schrottautos und einer handwerklich gefertigten Skulptur herzustellen, gemeinsam gewidmet und spielerische „tierische“ Lösungen gefunden. Dem staunenden Betrachter fällt vielleicht als erstes die Parallele zu der Geschichte vom Rennen zwischen Hase und Igel ein. Aber wer rennt hier schnell und wer wartet weise ab, bis der andere ermüdet ist? So recht will der Vergleich mit Schnecke und Elefant nicht aufgehen.

Dann wendet sich die Aufmerksamkeit den ehemals glänzenden Autos zu, die nun – nur noch zwei aus vielfach gefaltetem rostigem Blech bestehende Schrottwürfel - eine schwere Last für die beiden Tiere sind. Beide eigentlich sehr unterschiedlichen Tiere plagen sich sinnbildlich gesehen damit ab, so wie mancher Zeitgenosse sein Automobil für eine lange Reise überfrachtet. Die Schnecke kann sich in dieses Gehäuse nicht verkriechen, und der Elefant scheint unter seiner Last geschrumpft, zu einer Art putzigem Spielzeug. Dazu passen sein scheinbares „Lachen“ und der fröhlich in die Luft geworfene Rüssel.

Schnecke mit vier Fühlern

Die Schnecke verfügt über vier mächtige Fühler, wie Antennen in den Raum gestreckt. Das ist keine Übertreibung des Bildhauers, denn auch bei lebenden Schneckenarten gibt es die Landlungenschnecken mit vier Fühlern, während die meisten Schneckenarten nur zwei Fühler mit Augen darauf besitzen. Beiden Tieren ist gemeinsam, dass sie Rüssel und Fühler weit voraus strecken, immer dem Ziel entgegen.

Wohin Schnecke und Elefant mit ihrer Last laufen, bleibt rätselhaft, und ein klarer Gewinner ist auch nicht auszumachen. Vielleicht steht ihr ziellosen Rennen einfach nur für den zukunftsvergessenen Umgang der Menschen mit den Folgen der Automobilität.

Die Autorin

Christina Ossowski Geboren wurde Christina Ossowski 1953 in Osterwieck im Nordharz. Von 1972 bis 1976 hat die verheiratete Mutter zweier Söhne Kulturwissenschaften in Leningrad (heute Sankt Petersburg) studiert. Von 1981 bis 1991 war sie Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit am Museum der Bildenden Künste in Leipzig.

Gegenwart Seit dem Jahr 1991 ist Christina Ossowski bei der Stadt Leonberg tätig. Von 1991 bis 1999 ist sie die Leiterin des Schul-, Kultur- und Sportamtes, das später umbenannt wurde in Amt für Kultur, Erwachsenenbildung, Sport und Stadtmarketing.