Die Anklage fordert die Einweisung eines 35 Jahre alten Mannes in die Psychiatrie.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Leonberg - Vermutlich wegen seiner psychischen Erkrankung soll ein 35 Jahre alter Mann kurz vor Weihnachten in Leonberg auf seine Mutter losgegangen und sie zusammengeschlagen haben. Am Landgericht in Stuttgart hat nun der Prozess gegen den Beschuldigten begonnen.

 

Der Staatsanwalt geht davon aus, dass die Schuldfähigkeit des 35-Jährigen während der Tat wegen dessen psychischer Krankheit zumindest erheblich eingeschränkt gewesen sei. Daher beantragte er die zwangsweise Einweisung des Mannes in eine psychiatrische Klinik.

Einen Tag vor Heiligabend soll der Sohn im Leonberger Elternhaus mit einem Schreibtischdrehstuhl zwei Mal auf seine Mutter eingeschlagen haben. Danach habe er versucht, mit einer Klimmzugstange weiterzuprügeln, sagte der Staatsanwalt. Als die 62 Jahre alte Frau aus Angst vor einer weiteren Attacke aus dem Haus geflüchtet sei, habe er die Stange zwar fallen lassen, seine Mutter aber eingeholt und sie zu Boden gerissen. Auf dem Oberkörper der Frau kniend habe der Sohn sie dann mit Faustschlägen traktiert. Dabei habe er gerufen: „Ich bring’ dich um!“

Nach der Attacke mit Suizid gedroht

Erst als weitere Familienmitglieder dazwischen gingen, habe der Mann von seiner Mutter abgelassen, sei ins Haus geflüchtet und habe sich in einem Zimmer eingesperrt, so der Staatsanwalt. Als die Polizei eintraf, habe der 35-Jährige gedroht, sich die Plusadern aufzuschneiden. Schließlich ließ er sich widerstandslos festnehmen.

Die Mutter erlitt bei dem Übergriff eine Schädelprellung, ihre Arme, Schultern und der Oberkörper waren übersät mit blauen Flecken. Die Verletzungen seien mittlerweile alle verheilt, sagte die als Zeugin geladene 62-Jährige: „Zu schaffen macht mir aber die Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie es so weit gekommen ist.“

Trotz seines fortgeschrittenen Alters wohnt der 35-Jährige immer noch im Haus seiner Eltern. Seit mehreren Jahren ist der Mechaniker vergebens auf Jobsuche. Seine Freizeit verbringt der Mann nach eigenen Angaben vor dem Fernseher und mit Computerspielen. Das Verhältnis zu seinen Eltern gilt als sehr angespannt. Miteinander gesprochen wird offenbar nur bei zufälligen Begegnungen in der Küche.

Zimmer mit Alufolie tapeziert

Die Mutter erklärte, das Verhalten ihres Sohnes sei bereits seit einigen Jahren etwas absonderlich. So ziehe er alle paar Wochen im ganzen Haus die Stecker von Elektrogeräten aus den Steckdosen, drehe Bilder an den Wänden um, lasse Spiegel verschwinden, verstopfe Waschbecken mit Lumpen. Außerdem soll er sein Zimmer und die Fenster einmal mit Alufolie geradezu tapeziert haben. „Wenn ich bei all den Sachen nach den Gründen gefragt habe, bekam ich keine Antworten“, so die Frau.

Der Sohn räumte ein, seine Mutter attackiert zu haben. Aber nicht weil er psychisch krank sei, sondern wegen Spice, einer Kräutermischung, die eine psychoaktive Wirkung habe. „Ich habe nach dem Spice-Rauchen von Dämonen und Hexen geträumt“, sagte der Mann. Er wisse auch nicht, warum er danach auf seine Mutter losgegangen sei. Krank sei er aber nicht. „In der Psychiatrie bin ich fehl am Platz.“

Ein psychiatrischer Sachverständiger wird am Montag, 13. Mai, sein Gutachten über den Mann vorstellen, der seine Eltern bereits vor der Attacke auf seine Mutter mehrere Male angegriffen haben soll. Das Urteil wird für den 22. Mai erwartet.