Die Altstadt ist kein Sorgenkind, sondern ein Anziehungspunkt. Das hat die Musiknacht einmal mehr am Wochenende gezeigt. Mit dem Pfund Altstadt lässt sich wuchern, meint LKZ-Redaktionsleiter Thomas Slotwinski.

Leonberg - Kommentar – Dass die Altstadt kein Sorgenkind ist, sondern ein Aushängeschild, das ist am Samstag bei der Musiknacht einmal mehr deutlich geworden. Wir lernen: mit dem Pfund Altstadt lässt sich wuchern. Dafür reicht es aber nicht, zweimal im Jahr eine Rocknacht oder im Sommer ein paar schöne Märkte zu haben. Um das historische Viertel zu einem nachhaltigen Markenzeichen zu machen, bedarf es der Strategie und der Investition. Die Ansätze sind vorhanden, doch sie werden gerade zerredet. Im Gemeinderat gibt es eine Art große Koalition, die das Rathaus von 1568 zu einem Nebengebäude degradieren will: das Ordnungsamt, zu dem Bürgerbüro und Standesamt gehören, soll raus.

 

Offizielle Begründung: sämtliche Ämter sollen in einem Rathaus-Neubau gebündelt werden. Dieses Ziel ist im Kern zwar richtig, doch ist allen Beteiligten schon lange klar, dass das Alte Rathaus künftig bespielt werden muss. Zumal ein Komplettumzug des Ordnungsamtes 25 Millionen Euro kostet. Ein Verbleib ist zwei Millionen billiger.

Die Sparsumme ist Grund genug, um einen Umzug des Ordnungsamtes abzuhaken. Doch in Wahrheit geht es ja um viel mehr: der Gemeinderat muss sich morgen entscheiden, ob weitergewurschtelt wird oder ob das Thema endlich strategisch angegangen wird. Weg vom Klein-Klein, hin zu einer Altstadt mit Ausstrahlung.

Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob ein Anbau sein muss, um den Verwaltungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Doch eines ist klar: es wird nie gelingen, aus dem Markt das historische Zentrum der Stadt zu machen, wenn das Rathaus ein Mauerblümchendasein führt oder gar mehr oder minder leer steht. So lobenswert das Kostenbewusstsein unseres Gemeinderates ist: er muss aufpassen, dass er nicht die Zukunft kaputtspart. Leonberg ist eine Stadt mit Lebensqualität. Wir haben eine gute Bevölkerungsstruktur und damit weitaus weniger soziale Probleme als vergleichbare Kommunen. Damit das so bleibt, muss in die Stadt investiert werden. In ihre Qualität, ihre Attraktivität und in ihr Angebot.

Ein Beschluss, der eine Degradierung des Alten Rathauses beinhaltet, wäre ein fatales Signal. Ein Signal in Richtung rückwärts, weg von der liebenswerten wie selbstbewussten Stadt. Ein Signal in Richtung Verzagtheit und Geschichtslosigkeit. Ein Signal in Richtung Verliererstraße.