Das Leonberg Business Network wird zehn Jahre alt. Die Macher sind zufrieden: In dieser Zeit hat sich viel getan, sagen sie.

Leonberg - – Vor zehn Jahren wurde ein Verein gegründet, der sich die Vernetzung der Betriebe und das Stadtortmarketing auf die Fahnen geschrieben hat: das Leonberg Business Network. Heute ist das LBN die zentrale Stimme der heimischen Wirtschaft. In den kommenden Wochen sprechen wir mit den Chefs verschiedener Mitgliedsbetriebe. Zum Auftakt blicken die Gründungsväter, der Unternehmensberater Martin Koppenborg und der Banker Dirk Buddensiek, auf die Anfänge zurück, in denen Netzwerken ein Fremdwort war.  
Meine Herren, was damals der Anstoß für die Gründung des LBN?
Koppenborg: Ich hatte mich im Jahr 2002 dafür interessiert, welche Wirtschaftsnetzwerke es in Leonberg gibt. Ich musste feststellen, dass der Netzwerkgedanke kaum vorhanden war. Mit Dirk Buddensiek, der damals noch bei der Kreissparkasse war, hatte ich bereits Kontakt. Wir sind dann zum Oberbürgermeister gegangen und haben mit ihm das Thema diskutiert. Klar war, dass die beiden regionalen Banken, also neben der Sparkasse auch die Volksbank, vom Anfang an mit im Boot sein sollten.
Der OB war gleich begeistert?
Buddensiek: Herr Schuler war von der Idee der Vernetzung sehr angetan. In unseren Gesprächen haben wir festgestellt, dass das in Form eines Vereins am besten zu realisieren ist. Nach einer Auftaktveranstaltung in der Stadthalle ist das Leonberg Business Network organisch gewachsen. Der Fotodesigner René Staud war von Anfang an dabei. Brückner, Lewa, Granzow: das waren alles Unternehmen der ersten Stunde. Zum Start hatten wir 25 Mitglieder.
Welche Aufgaben hat das LBN?
Buddensiek: In der Außensicht geht es um die Stärkung des Standortes Leonberg in einem immer stärker werdenden Wettbewerb der Kommunen. In der Innensicht geht es um die Vernetzung der heimischen Unternehmen, um den Erfahrungs- und Informationsaustausch, auch mit der Politik und der Stadtverwaltung.
War es schwierig, den Gemeinderat auf Ihre Seite zu bringen?
Koppenborg: Wir haben uns intensiv mit den Fraktionen ausgetauscht. Das Bewusstsein war unterschiedlich ausgeprägt, aber am Ende hatten wir Erfolg.
Wie stellen Sie den Dialog her?
Koppenborg: Von meiner beruflichen Tätigkeit aus den USA kannte ich das Business-Dinner. Bei einem gemeinsamen Essen entstehen meist ungezwungene Kontakte. Das haben wir dann eben hier gemacht. Beispielsweise im Ruff-Keller oder im Schwarzen Adler. Aber die einzelnen Unternehmen haben das Bedürfnis, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Deshalb machen wir unsere Treffen jetzt zumeist bei den jeweiligen Mitgliedsbetrieben.
Buddensiek: Dadurch wird bei allen Firmen das Bewusstsein gestärkt, was hier in Leonberg passiert und welche Branchenvielfalt wir haben.
Koppenborg: Das ist schon bemerkenswert: Wir haben Industrie, Handwerk, Kreativwirtschaft, beratende Unternehmen, IT-Betriebe.
Buddensiek: Diese heterogene Struktur ist am Ende besser, als wenn eine Stadt von nur einem oder zwei Unternehmen abhängig ist. Deshalb muss es kein Nachteil sein, dass zum Beispiel Thales nicht in Leonberg, sondern in Ditzingen ist. Wichtig ist, dass wir eine Vielfalt haben. Zumal sich viele Zulieferbetriebe bei uns ansiedeln, wenn ein Großunternehmen in der Nähe ist. Aber auch wir haben große Betriebe: Lewa, Geze oder eine große Bosch-Niederlassung.
Trotzdem profitiert die Wohn-, Freizeit- und Einkaufsstadt von den benachbarten Großunternehmen wie Thales oder Bosch . . .
Koppenborg: Natürlich! Auf die Einwohnerzahl wirkt sich das positiv aus. Deshalb ist es enorm wichtig, dass Leonberg eine attraktive Stadt für die ganze Familie ist. Führungskräfte haben hohe Ansprüche an die Infrastruktur: Kindergärten, Schulen, Freizeitangebote, Kultur und ein Krankenhaus!
Geht es aufwärts?
Buddensiek: Leonberg hat einige riesige Standortvorteile: die Autobahnen vor der Haustür, die gute S-Bahnanbindung nach Stuttgart, überhaupt die Nähe zur Landeshauptstadt. In Sachen Gastronomie und Freizeitangebote ist noch Luft nach oben. Das betrifft besonders das Kulturprogramm in der Stadthalle.
Hat sich die Stadt in zehn Jahren verändert?
Buddensiek: Die Kommunikation und das Bewusstsein haben sich nachhaltig verbessert. Das betrifft besonders den Oberbürgermeister. Auch dass in dieser Zeit die Stelle des Wirtschaftsförderers eingerichtet wurde, ist ein positives Signal.
Koppenborg: Jetzt steht die Agenda 2030 an. Nach einer Analyse des Ist-Zustandes müssen wir Leitlinien für die kommenden zehn Jahre entwickeln: Was möchten wir erreichen? Was müssen wir dafür machen?
Das klingt sehr selbstbewusst. Wie stark ist die Stimme des LBN in der Stadt?
Koppenborg: Das Business Network hat sich zu einer prägenden Marke entwickelt. Unsere Stimme hat Gewicht. Unsere Einschätzungen werden bei den Unternehmen wahrgenommen.
Wie ist die Stimmung in der Wirtschaft?
Buddensiek: Durchweg positiv! In meinem Hauptberuf bei der Bürgschaftsbank kann ich feststellen, dass die Unternehmen gut aufgestellt sind, ihr Eigenkapital gestärkt haben und weitblickende Strategien für die Zukunft entwickeln.
Sie sind von Anfang an beim Leonberg Business Network dabei. Macht’es überhaupt noch Spaß?
Beide: Es macht noch absolut Spaß!