Neuer Plan: Die grauen Vögel werden in Käfige getrieben und in der Natur ausgewildert.
Leonberg - Nicht nur der Bioladen am Marktplatz hat sein Vordach mit spitzen Stangen ausgerüstet, auf das sich dort keine Tauben niederlassen können. Auch viele andere Geschäftsleute und Anwohner klagen über die nicht abebbende Taubenpopulation. Der soll nun mit natürlichen Mitteln begegnet werden. Ein Bussard wird auf den Flug geschickt, um möglichst viele Tauben zu vertreiben.
Damit das auch funktioniert, hat die Stadt hierfür 20 000 Euro im Haushalt vorgesehen. Aus Sparsamkeitsgründen war der Betrag bisher eingefroren. Doch jetzt will der Gemeinderat das Geld freigeben.
Ein erster Test ist erfolgreich
Ein erster Test mit dem Einsatz des Greifvogels ist bereits erfolgreich verlaufen. „Der Bussard hat die Tauben verscheucht“, berichtet der für das Ordnungswesen zuständige Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU). „Sie sind in Richtung Westen weggeflogen.“
Deshalb soll der gefiederte Jäger auch in Zukunft pfeilschnell durch Altstadtgassen fliegen, um die grauen Artgenossen aufzuspüren und sie in das Dach des Alten Rathauses zu treiben.
Dort will die Stadt eine Art Käfig aufbauen. Sind die Tiere erst einmal drin, so können sie nicht mehr raus. Vonderheid versichert aber, dass es den Tauben trotzdem gut gehen wird. In dem Käfig gibt es Futter und Wasser.
Sind genügend Tauben zusammen, so werden sie von einer Falknerei, mit der die Stadt zusammenarbeitet, mitgenommen. Dann werden die Tiere fernab der Wohngebiete in freier Natur fliegen gelassen.
Ursprünglich hatten die Falknerei und das Ordnungsamt versucht, tatsächlich einen Falken einzusetzen. Doch dafür ist die Bebauung am Marktplatz zu eng, die Häuser sind zu hoch. Bussarde hingegen kommen mit diesen äußeren Bedingungen besser zurecht. Eine Taubenjagd durch Menschen ist nicht statthaft, da die Vögel offiziell nicht als Schädlinge gelten. Das gefiederte Problem ist in der Altstadt übrigens nicht neu.
Beschwerden von Geschäftsleuten
Immer wieder gibt es Beschwerden von den Händlern und Gastronomen über Verunreinigungen. Im vergangenen Jahr hatte unsere Zeitung den Vorsitzenden des Kleintierzuchtvereins Malmsheim, Sven Gross, zu der Problematik befragt. Der Experte empfahl damals der Stadt, sich an eine Falknerei zu wenden. Diesen Tipp hat sie jetzt berücksichtigt.
Die „Methode Bussard“ und das Auswildern der Tiere sind nicht die ersten Versuche, dem Dauerärgernis Herr zu werden. Schon seit drei Jahren werden im Taubenschlag im Dachstuhl des Alten Rathauses mehr als 100 echte Eier durch Gipseier ausgetauscht. Ein Rentner kümmert sich ehrenamtlich darum.
Die Tauben brüten dann die falsche Eier aus, der Nachwuchs wird auf diese Weise zumindest eingedämmt. So richtig dezimiert werden die Taubenschwärme dadurch aber nicht. Den erhofft sich die Stadt jetzt durch die natürlichen Vertreibungsaktionen.
Ergebnisse nach sechs Monaten
Doch sollten Spaziergänger und Kunden nicht erwarten, noch in diesem Sommer einen taubenfreien Marktplatz zu erleben. Ulrich Vonderheid rechnet damit, dass erst in einem halben Jahr eine spürbare Verbesserung zu verzeichnen ist.
So ganz dürfte die Problematik freilich nie gelöst werden. Der Marktplatz mit seinen Cafés und Restaurants ist eine ideale Futterquelle für die Tiere. Und viele Gäste erfreuen sich durchaus am Anblick der gurrenden Vögel. Das hat dann ein wenig das Flair des Markusplatzes in Venedig. Wenn nur der Dreck nicht wäre...