Der Lichtensteiner Weg wird zur Einbahnstraße, weil zu viele Autos fahren. Stadt spricht von Einzelfall.

Leonberg - Viel wurde in den vergangenen Tagen über die Verkehrssituation in Leonberg geschimpft. Jetzt schreitet die Stadt zur Tat – allerdings an einer unerwarteten Stelle. Genauer gesagt im Lichtensteiner Weg im noch recht neuen Wohngebiet Ezach III. Dort gilt von Montag, 5. November, an eine neue Einbahnstraßenregelung (siehe Grafik). „Zur Verhinderung des sogenannten Schleichverkehrs und zur Steigerung der Verkehrssicherheit im Lichtensteiner Weg wird dieser für den Durchgangsverkehr gesperrt“, heißt es aus der Straßenverkehrsbehörde der Stadtverwaltung. Einbahnstraßenschilder und Schilder mit sogenannten Zwingpfeilen werden jetzt angebracht, um die Autofahrer umzuleiten. Nur Radfahrer dürfen weiterhin durchradeln.

 

Warum ausgerechnet dort und genau jetzt? „Es handelt sich um ein noch neues Wohngebiet. Wir mussten zunächst Verkehrsströme abwarten, erfassen und auswerten“, erläutert Tom Kleinfeld, der Sprecher der Stadt. Wer etwa vom Kreisel Renninger Straße kommt, fährt vielfach einfach gerade hoch, bis der Liechtensteiner Weg einen Knick macht.

Keine Durchfahrtstraße

Geradeaus geht es dann weiter in die Ellwanger Straße und von dort in die Geislinger Straße ins obere Ezach. Dabei ist als Durchfahrt eigentlich die Route über die Ellwanger Straße geradeaus in den Hohensteiner Weg vorgesehen. An dieser Strecke befindet sich zudem das Kinderhaus Ezach und es gibt Bushaltestellen. Das nahe gelegene Kinderhaus oder der Schulweg zur Sophie-Scholl-Grundschule hätten jedoch keine Rolle gespielt bei der Entscheidung.

Den Ausschlag dafür, den Lichtensteiner Weg als Durchfahrstrecke zu verhindern, habe schließlich die Tatsache gegeben, dass es dort keinen Fußweg gebe. Bei der Planung des Wohngebietes sei man für diesen Abschnitt schlicht von weniger Verkehrsaufkommen ausgegangen. Die Prognosen haben man nun überprüft und entsprechend werden jetzt Maßnahmen ergriffen. Diese sind aber vorerst nur provisorisch. „Wir werden prüfen, ob die gewünschte Wirkung damit auch tatsächlich erzielt werden kann“, sagt der Pressesprecher der Stadt. Der Bus der Linie 651 werde jedoch weiterhin im Lichtensteiner Weg fahren, da er dort eine Schleife zum Wenden beschreibt. Da der Busverkehr in Leonberg aber ohnehin neu strukturiert werden soll, kommt diese Regelung auf den Prüfstand. Zudem werde geprüft, ob die Bushaltestelle verlegt und im Lichtensteiner Weg eine Spielstraße eingerichtet werden kann. Dafür müsste die Strecke aber umgebaut werden, etwa mit Einbuchtungen.

„Jeder Fall liegt anders“

Auswirkungen auf andere Problemstellen in der Stadt wird die neue Regelung aber wohl nicht haben. „Eine verkehrsrechtliche Änderung ist immer eine Einzelfallprüfung und von sehr vielen Faktoren abhängig. Jeder Fall liegt anders“, betont Kleinfeld.

Zuletzt hatten sich Anwohner im Blosenbergviertel bei der Stadtverwaltung über rücksichtslose und zu schnelle Autofahrer beschwert. Zudem ist das Gebiet besonders zu Hauptverkehrszeiten eine oft genutzte Ausweichstrecke zur Berliner und Eltinger Straße Richtung Grabenstraße. Besonders erzürnt hat die Anwohner, dass Sperrflächen und Fahrbahnverengungen zurückgebaut werden sollen, die einmal für den Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten angelegt worden waren. Dort steht jetzt das Mehrgenerationenhaus. Der Kindergarten wurde jedoch an anderer Stelle neu gebaut, allerdings an einer recht unübersichtlichen Kurve. Die Anwohner hatten eine ganze Reihe von Forderungen gestellt. Ob und wie die Stadtverwaltung darauf reagiert, muss abgewartet werden.