Die Stadtverwaltung versteigert aufgefundene Fahrräder.

Leonberg - Wer ein neues Fahrrad braucht, aber nicht viel Geld ausgeben will, kann bei Versteigerungen fündig werden. Ein Drahtesel ab zwei Euro, wo gibt es das noch? Im Hof hinter dem Alten Rathaus am Marktplatz haben Ordnungsamtsleiter Jürgen Beck und Wolfgang Schneider vom Bürgeramt mehr als 50 Fahrräder aufgestellt. Alle sind von der Polizei oder von Bürgern am Straßenrand gefunden worden, oder sie sind am Bahnhof stehengeblieben.

 

Die herrenlosen Räder werden zunächst mindestens sechs Monate aufbewahrt. Was bis dahin nicht abgeholt wird, kann versteigert werden. Und aus Platzgründen ist das auch notwendig. Auf die Bikes gibt es keine Garantie, und sie müssen gleich bar bezahlt werden. Auf eine Probefahrt verzichten alle Käufer, die meisten Räder sind durch das längere Stehen platt oder verschmutzt. Nur ganz wenige sind fahrbereit.

Nur wenige Räder knacken die 30 Euro-Grenze

Große Einnahmen sind für die Stadt aus dem Verkauf nicht zu erwarten, denn die Kaufpreise bewegen sich zum Großteil zwischen zwei und zehn Euro. Nur wenige Räder schaffen es über die 30 Euro-Grenze. Am meisten geboten wird diesmal für ein schwarzes Herren-Rennrad, das für 40 Euro seinen neuen Besitzer findet. Mehr als 20 Interessenten sind vor Ort und steigern fleißig mit. Eine Mutter ist mit ihrem Sohn gekommen. „Joachim braucht jedes Jahr ein neues Rad“, sagt sie. Er fährt damit zur Schule. Sie ersteigern ein neuwertiges rotes Mountainbike für zehn Euro.

Während sie das gekaufte Rad begutachten, gesellt sich einer der anderen Interessenten dazu. „Das war das beste Rad heute im Angebot, das ihr da gekauft habt“, lobt Fred Hassler aus Leonberg das Schnäppchen. „Am Reifen sieht man, dass das Rad maximal 100 Kilometer gefahren wurde, und die Gangschaltung ist auch noch in Ordnung“. Trotzdem rät er, das Fahrrad vor der ersten Testfahrt technisch gut durchzuchecken. Er selbst ist auf Ersatzteilsuche, er braucht ein neues Vorderrad. So wie er sind viele Tüftler unter den Käufern. Einer von ihnen ersteht gleich sechs Räder auf einen Streich, zum Basteln.

Damenräder sind die Ausnahme

Mit im Publikum ist auch Leonbergs Baubürgermeister Klaus Brenner. Er sucht für sich und die Kinder Räder. Er ersteigert ein Herrenrad günstig für vier Euro und macht noch ein Schnäppchen mit einem schicken Marken-Mountainbike, schwarz mit blauem Schriftzug. Hier schaukelt sich der Preis bis auf 24 Euro hoch.

Eines der wenigen Damenräder geht an Carmen Lang. Auch das ist ein Markenrad und noch gut in Schuss. Für 14 Euro wechselt das leichte Alurad in ihren Besitz. „Mein letztes Rad habe ich auf dem Fahrradflohmarkt gekauft, hier bin ich zum ersten Mal. Das neue Modell ist von Kettler und hat einen Aufkleber von Zweirad Röckle drauf, damit kann man nichts falsch machen“, freut sich Carmen Lang sich über das Schnäppchen.

Bernhard Grau hat ein rotes Rennrad für nur zehn Euro ersteigert. „Ich bin Fahrrad-Junkie“, sagt er über sich. „Um das Rennrad hier tut es mir leid, das möchte ich gerne herrichten. Ich wäre als Jugendlicher froh gewesen über so ein Rad“.