Die größte Bühne der Stadt schreibt tiefrote Zahlen. Daher sind die eigenen Veranstaltungen drastisch reduziert worden. Das jährliche Minus ist mit 700 000 Euro hoch geblieben, obwohl die Geschäftsführerstelle eingespart worden ist.

Leonberg - Mehr als 830 000 Euro Jahresverlust – das ist die Bilanz für die Leonberger Stadthalle am Ende des Jahres 2010. Zu viel für Gemeinderat und Stadtverwaltung. Als Reaktion wurden die städtischen Eigenveranstaltungen radikal zusammen gestrichen, die Stelle des Geschäftsführers Günther Philippi nicht neu besetzt. Das Ergebnis: knapp 700 000 Euro Verlust am Ende des Wirtschaftsjahres 2012. Ihr selbstgestecktes Sparziel hat die Stadt damit klar verfehlt.

 

Die Verwaltung beschreibt die Halle auf ihrer Internetseite so: „Die Stadthalle Leonberg ist ein ganz großer Veranstaltungsort in der Region – seit einem Vierteljahrhundert. Tagen, feiern, viel erleben – das alles bietet die Stadthalle. Hier kann man ganz nah die Stars und Größen des Showlebens erleben.“ Doch mit dem Programm hat die Verwaltung selbst nur noch herzlich wenig zu tun. 2010 war die Stadt als Macher oder Partner noch an 50 Veranstaltungen zumindest beteiligt. 2012 tritt Leonberg dagegen nur noch sieben Mal als Veranstalter auf – vier Mal hat man sich noch an Kooperationen beteiligt.

„Wir sind mit der Höhe der Einsparung nicht zufrieden“, analysiert die SPD-Fraktionschefin im Leonberger Gemeinderat, Christa Weiß. „Wir wollen die Stadthalle halten“, stellt sie klar, „der einzige Weg zu sparen, ist nun mal die Zahl der Eigenveranstaltungen zu reduzieren.“ Weiß gibt zu, dass sie angesichts der nackten Zahlen ein wenig ratlos ist. „Doch eine Stadt wie Leonberg braucht einen würdigen Ort für große Veranstaltungen“, sagt die SPD-Chefin.

Gut 200 000 Euro wollte die Stadt von 2012 an jährlich einsparen. 2010 war das vorerst letzte Jahr mit einem vollen Programm, 2012 das erste mit komplett reduziertem Spielplan. Im Vergleich wurde das Defizit angesichts der drastischen Einschnitte im Programm lediglich um rund 140 000 Euro vermindert.

„Die Kosten sind nach wie vor zu hoch“, urteilt der Chef der Gabl-Fraktion, Bernd Murschel, „die Einsparungen sollten höher sein.“ Im Gegensatz zur SPD wollen die Grünen die Stadthalle nicht um jeden Preis halten. „Man muss sich grundsätzlich überlegen, ob man an einer Einrichtung festhält, die konstant rote Zahlen schreibt“, sagt der Landtagsabgeordnete.

„Es ist schön, eine Halle zu haben“, meint Murschel, fügt jedoch schnell hinzu: „Aber nur wenn man es sich leisten kann.“ Der Gabl-Stadtrat würde nach eigener Aussage lieber die bunte Kulturlandschaft der Stadt abseits der großen Halle fördern.

Komplett anders beurteilt der Fraktionschef der Freien Wähler, Axel Röckle, die Situation: „Ein großer Teil der Kosten sind Abschreibungen der Immobilie“, sagt er. „Daran können wir nichts ändern.“ Und selbst wenn man jährlich 100 000 Euro mit dem reduzierten Programm einspare, sei das eine Menge Geld. Im Jahr 2012 beliefen sich die Kosten für Abschreibungen insgesamt auf knapp 175 000 Euro.

Der CDU-Stadtrat Michael Moroff hält die aktuelle Lösung für richtig und verweist auf die Kooperation mit den Hallen in Böblingen und Sindelfingen. „Die Bürger können ja mit einem Bus-Shuttle zu den dortigen Veranstaltungen fahren“, sagt er.

Aus Sicht der Verwaltung werden die Kosten für die Stadthalle eher noch steigen: „Der Aufwand für Instandsetzungen hat sich 2012 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt, Undine Binder-Farr. „Durch das Alter des Gebäudes und der Technik von fast 30 Jahren werden Reparaturen häufiger notwendig.“ Auch die Personalkosten konnten, bis auf die Stelle von Geschäftsführer Philippi, nicht gesenkt werden. Binder-Farr weist darauf hin, dass wegen der vielen Tagungen nach wie vor das gleiche Personal gebraucht werde – daher habe man hier keine Einsparungen erzielt.