Und die nächsten Millionen-Diskussion: Jetzt geht es um die Mensa in der August-Lämmle-Schule. Deren Bau könnte die Drei-Millionen-Euro-Marke überschreiten. Das stößt den Kommunalpolitikern sauer auf.

Leonberg - Eine neue Mensa in der August-Lämmle-Schule wird noch teurer als bisher angenommen. Inklusive Umbau der bisherigen Mensa zu Klassenräumen dürften sich die Kosten auf mehr als 3 Millionen Euro belaufen. Bisher war von einer Summe von 2,2 Millionen bis maximal 2,7 Millionen Euro die Rede.

 

Am Dienstag soll der Gemeinderat den Bau eines neuen Speisesaals für 199 Schüler endgültig beschließen. Ob er aber den neuen Preisen zustimmt, ist offen. Im städtischen Sozialausschuss, dem zuständigen Fachgremium, war der Unmut jedenfalls groß.

Arne Rüdenauer lieferte den Lokalpolitikern die Gründe für die höheren Kosten. Zum einen, so erklärte der planende Architekt, sei die Gründung des Gebäudes wesentlich aufwendiger, da im Untergrund Gipskeuper entdeckt worden sei. Mit einem speziellen System müssten die Lasten des Fundaments verteilt werden.

Leonberg in „Erdbebenzone 3“ ?

Zudem hätte ein Bodengutachter eine Sulfatbelastung festgestellt. Dadurch würde die Schadstoffentsorgung teurer. Was für die Tiefbauarbeiten erschwerend hinzukomme: Die Schule liege in der gefährdeten „Erdbebenzone 3“.

Die Mensa selbst werde einen offenen Charakter bekommen. Durch eine Stahlbetondecke und wenige tragende Wände seien keine weiteren Stützen mehr nötig. Die Holzverkleidung, so erläuterte der Architekt, sei nicht anfällig, sondern „besonders nachhaltig“. Nur wenn Holz mit Lack in Berührung käme, würde es spröde.

Doch nicht nur der eigentliche Mensabau beeinträchtigt das Schulleben. Die Arbeiten haben zudem große Auswirkungen auf den Pausenhof. 13 Bäume müsse man fällen und später neu pflanzen, erklärte die Landschaftsarchitektin Annette Sinz-Beerstecher den Stadträten. Auch müssten die den Baggern zum Opfer fallenden 71 Fahrrad-Plätze und mehrere Spielgeräte ersetzt werden. Schon allein für die Außenarbeiten seien 242 000 Euro fällig.

Würde die Außengestaltung etwas anspruchsvoller angegangen, unter anderem mit einer Treppe zum Schulhof mit Sitzstufen, so kämen 350 000 Euro zusammen.

„Bis auf die Küche alles teurer“

Summen, die bei den Kommunalpolitikern nicht ohne Wirkung blieben. Susanne Kogel (CDU) und Martin Epple (Freie Wähler) wunderten sich über die Kostensteigung. Noch deutlicher wurde Sebastian Werbke: „Im Februar hatten wir Ihnen gesagt, alles kostengünstiger zu planen“, erinnerte der Grüne an die Vorgaben des Gemeinderates aus dem Frühjahr. „Jetzt wird bis auf die Küche alles teurer. Das irritiert mich.“ Auch dass Gipskeuper im Boden ist und die Schule offenbar in einem Erdbebengebiet liege, hätte man damals schon wissen müssen. All das sei „nicht befriedigend“, bemängelte Werbke.

„Das sind die Ergebnisse eines renommierten Bodengutachters“, reagierte der Architekt Arne Rüdenauer auf die Kritik des Grünen-Stadtrats. Auch der Oberbürgermeister nahm die Planer in Schutz: „In der Stadt werden regelmäßig Probebohrungen gemacht. Oft gibt es in der Bodenbeschaffenheit in direkter Nähe ganz große Unterschiede “, erklärte Bernhard Schuler. „Der Boden ist wie eine Blackbox.“ Dass aber der Ramtel in einer „Erdbebenzone 3“ liegen soll, das war dem OB auch neu.

„Der Boden ist eine Blackbox“

Rüdiger Beising ließ die Erdbebengefahr keine Ruhe. Noch während der Sitzung forschte der Sozialdemokrat im Internet, in welcher Zone Leonberg nun liegt. Ergebnis: die gesamte Stadt ist in Zone 1, also in einem nur gering gefährdeten Bereich.

Diese Frage konnte schnell geklärt werden, die anderen aber nicht. Denn ob die Stadträte der Empfehlungen des Architekten folgen, weitere 100 000 Euro für eine Freitreppe mit Sitzelementen zu investieren („das ist ein adressbildendes Element“), und ob sie überhaupt die Kostensteigerung auf rund drei Millionen Euro mitmachen, das blieb bei der Sitzung am Mittwochabend nach langer Debatte offen.

Auch der städtische Planungsausschuss, der am Donnerstag den Mensabau diskutierte, konnte sich nicht zu einem „Ja“ durchringen. Nun ist am Dienstag der Gemeinderat gefragt.