Nach der Corona-Pandemie und anderen Umbrüchen meldet sich das Vollmondtheater mit der Satire „Currywurst mit Pommes“ zurück.

Drei Mitspielerinnen kommen entschlossen auf die Bühne. Sie hängen am Handy und bestellen bei der Dame des Autobahn-Kiosks alle drei ebenso entschlossen einen „Kaffee – schwarz“. Sie sind Mitglieder des Vollmondtheaters und proben für das Stück „Currywurst mit Pommes“ von Frank Pinkus und Nick Walsh mit dem Untertitel „Satirische Momentaufnahmen am Rand einer deutschen Autobahn“. Die Aufführungen sind von Donnerstag bis Sonntag, jeweils um 19.30 Uhr im Theater im Spitalhof zu sehen. „Das ist so ein bisschen robotermäßig, das find ich nicht schlecht“, sagt Regisseur Till Schneidenbach, der die Szene mit den drei Frauen vom Zuschauerraum aus verfolgt. „Ihr müsst nur lauter sein, für euch selbst, wenn ihr durcheinander sprecht.“ Beim nächsten Durchgang ist der Regisseur dann doch nicht zufrieden mit seiner Anweisung, denn man soll noch Einzelnes verstehen können. Vieles wird beim Proben noch verändert und angepasst, bekommt den Feinschliff. Da ist die volle Konzentration der Mitspieler und Mitspielerinnen gefordert.

 

Von schwäbisch zu sächsisch

Die Schauspieler, die nicht auf der Bühne proben, ziehen sich zurück in den Eingang des Theaters im Spitalhof und üben miteinander ihren gemeinsamen Text, so auch die drei, die eine sächsische Familie – Vater, Mutter und Tochter – mimen. Das mit dem Sächsisch klappt schon ausgesprochen gut.

Dreh- und Angelpunkt des satirischen Stücks ist der Kiosk an einer Autobahnraststätte. Egal welche Szene, egal welche Situation – sie sind aus dem Leben gegriffen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wird der Spiegel vorgehalten, und das auf eine sehr amüsante Weise.

Till Schneidenbach ist froh, dass die Vollmondtheater-Gruppe jetzt nach Corona wieder auftreten kann. „Mit diesem Stück sind wir wieder im alten Fahrwasser“, sagt er. Und weiter: „Trotz Widrigkeiten, uns zu festigen, haben wir es geschafft.“ Neun aktive Amateure gehören derzeit zu dem VHS-Ensemble. „Eigentlich habe ich nichts zu sagen“, betont Schneidenbach. „Ich mache nur die Regie, die Spieler organisieren sich selbst.“ Dabei bestätigt er, dass das Miteinander in der Truppe eine große Rolle spiele.

Damit die Szenen „sitzen“, gibt es im Semester neben den regelmäßigen Proben am Donnerstagabend immer wieder Probenwochenenden. Dieses Mal waren es vier. „Wer bei uns mitmachen möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass das dazugehört“, sagt der Regisseur. „Sehr lange ist nur Training angesagt.“ Am Anfang stehen Leseproben. Bei den Rollen geht er auf Wünsche ein.

Die VHS-Gruppe „Vollmondtheater“ hat schon in der Vergangenheit erfolgreiche Stücke auf die Bühne gebracht, darunter „Brautbitter“, „Ab in den Container“ und Goethes „Faust“. Der Vorschlag für das Stück in diesem Jahr kam, laut Schneidenbach, von einem Schauspieler. Es habe nicht wirklich die Präferenz gehabt, aber es lasse es zu, dass man Szenen rausstreichen und an die Zahl der Schauspieler anpassen kann. Dieses Mal schlüpft jeder Schauspieler in mehrere Rollen. Nicht nur durch die Kostüme unterscheiden sie sich - die Schauspieler und Schauspielerinnen tragen immer passende Perücken.

Schauspieler proben regelmäßig

Doris Fuchs ist eine der „alten Häsinnen“ unter den Mitspielerinnen und Mitspielern. Sie ist bereits seit 2004 mit dabei. „Damals war es ein Traum, von dem ich nicht dachte, dass ich ihn realisieren kann“, sagt Fuchs. Dass Schlimmste sei die Angst, dass man auf der Bühne versage. Doch wider Erwarten lief es für sie von Anfang an gut. Die Begeisterung habe bei ihr nicht nachgelassen, erzählt die Amateurschauspielerin. Dabei komme ihr das zeitgenössische Theater entgegen. Beim Text lernen eigne man sich Techniken an. Es komme immer ein toter Punkt, aber auch damit lerne man umzugehen. „Unser jetziger Regisseur lehrt uns, aufeinander zu achten und auf das Gegenüber zu reagieren“, sagt Fuchs. „Durch das Gegenüber ist eine Szene nie völlig gleich. Das macht es interessant“, weiß sie aus ihrer langjährigen Erfahrung.

Mit dem neuen Semester hat es für Doris Fuchs einen Bruch beim Vollmondtheater gegeben, da der langjährige Mitspieler Lothar Schubert nicht mehr dabei ist. „Er war für mich eine Konstante. Immer wusste er einen Rat und einen Weg“, so Doris Fuchs. Und weiter: „Er war prägend, auch was die Organisation betrifft.“ Aber Doris Fuchs freut sich auch über die neuen, jungen Mitspielerinnen und Mitspieler. Das VHS-Ensemble ist immer offen für neue Theaterinteressierte.