Ob inspirierende Bewegungen, sanfte Gesangseinlagen oder cooles Beatboxen – das Café Siesta feiert den zehnten Geburtstag seiner Bühnenshow in der Steinturnhalle. Kinder und Jugendliche schätzen die familiäre Atmosphäre des Treffs.

Leonberg - Luftballons hängen in Netzen über den Köpfen der neugierigen Zuschauer und warten nur darauf, befreit zu werden. Jeder ahnt, dass dies eine ganz besondere Veranstaltung des Cafés Siesta werden soll. Rund 300 Besucher haben den Weg in die Steinturnhalle gefunden, die aus allen Nähten zu platzen droht.

 

Alle sind sie gekommen, um mit der Leiterin der Leonberger Jugendeinrichtung, Katrin Rykala, und ihren Kids im Alter zwischen sechs und 21 Jahren zu feiern. Sich anstecken zu lassen von der Freude und der Leidenschaft rund um Tanz und Musik.

Neun Tanzgruppen zeigen ihre ganz eigenen Interpretationen von Streetdance. Mit Spaß, Rhythmus und Dynamik tanzen die Mädchen wie auch die Jungen den Tanz, der eigentlich nicht ein in sich stimmiger Tanz ist, sondern aus vielen verschiedenen Stilen wie dem Hip-Hop oder dem Breakdance besteht.

Verfeinert werden die Streetdance-Moves mit ganz individuellen Improvisationen. Denn festgelegte Schrittfolgen gibt es bei dem Tanz, der von der Straße kommt, eigentlich nicht. Einen besonderen Drive bekommt der Streetdance, wenn er in der Gruppe stattfindet. Jeder Tänzer hat seinen Freiraum, prägt Musik und Bewegung über seine Individualität und Persönlichkeit. Doch die Gemeinschaft und das Miteinander haben ihren Raum. Es ist ein sich Unterstützen, sich Zuspielen. Es spiegelt das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Ist emotionaler Ausdruck und Verarbeitung von Erlebtem zugleich.

Der Beruf hat mit Berufung zu tun

Wen wundert es da, dass die Streetdance-Szene boomt und gerade in Jugendhäusern und Jugendeinrichtungen so beliebt ist. Auch Katrin Rykala hat dies erkannt und bietet ihren Siesta-Kids eine wichtige Plattform, sich auszudrücken. Der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler erwähnt ihren Einsatz lobend: „Es ist ein großer Unterschied, ob jemand einen Job oder einen Beruf hat. Denn der Beruf hat mit Berufung zu tun.“ Katrin Rykala hat im Café zweifelsfrei ihre Berufung gefunden. Sie ist Ansprechpartnerin für all die Kids, die mit ihren Ängsten und Nöten und den unterschiedlichsten Lebensumständen und Hintergründen bei ihr ankommen. Kinder, Jugendliche und Heranwachsende zu stärken, ist ein Ziel der Einrichtung, die zur Jugendhilfe des Waldhauses Hildrizhausen gehört.

„Die Kinder und Jugendlichen finden hier ein Zuhause. Sie können abschalten, sich wohlfühlen. Wir sind eine Familie geworden, in der jeder jedem hilft“, unterstreicht Rykala. Und weiter: „Kinder und Jugendliche sollen sich gut fühlen. Das ist mein Ziel. Das macht mich glücklich.“

So macht auch das gemeinsame Tanzen glücklich. Dabei hat alles ganz klein angefangen und es hat sich prächtig entwickelt. Und nach zehn Jahren leiten einige Kids von gestern heute sogar ihre eigenen Tanzgruppen. „Funkselection ist unsere erfolgreichste Gruppe. Sie sind dieses Jahr baden-württembergische Meister im Streetdance geworden“, sagt die Sozialarbeiterin stolz.

Im Tanz braucht man keine Sprache

Mit der Gründung einer Flüchtlingsgruppe, der internationalen Gruppe, gibt Rykala auch den Neuankömmlingen in der Stadt einen Halt. „Im Tanz und in der Bewegung braucht man keine Sprache“, unterstreicht sie. So tanzen die Teenager aus all den verschiedenen Ländern miteinander. Haben ihre eigene, positive und friedliche Kommunikation. Für das tänzerische Geburtstagsprojekt erhielten die Gruppen zudem Unterstützung von Nico Dittgen. Er ist professioneller Tänzer der New York Dance School in Stuttgart und hatte sogar schon Fernsehauftritte.

Das Bühnenbild wurde in Gemeinschaftsarbeit erstellt. „Wir machen alles mit den Kindern und Jugendlichen zusammen. Das ist uns wichtig“, sagt die Sozialarbeiterin. Rund drei Monate haben all die Vorbereitungen gedauert. Herausgekommen ist eine wilde Geburtstagsparty mit engagierten, fröhlichen Kids.

Doch ist die Veranstaltung der Siesta Dance Kids in der Steinturnhalle wohl die letzte. „Ich wollte das zehnjährige Bestehen der Tanzshow dort abschließen, wo sie begonnen hat: in der Steinturnhalle.“ Aber es gibt ein Wiedersehen – ein nächstes Mal in der großen Leonberger Stadthalle.