Im nördlichen Teil wird Fläche zurückgebaut, im südlichen Bereich entstehen moderne Schulungsräume und eine Art Betriebshof.

Leonberg - Wohl jeder, der in den vergangenen 50 Jahren seinen Führerschein gemacht hat, kennt sie: die Verkehrsübungsanlage des ADAC am Solitude-Ring, die einst als Übungsplatz eingerichtet worden ist, aber auch für Fahrsicherheitstrainings genutzt wird. Rund 20 000 Fahranfänger drehen dort ihre ersten vorsichtigen Runden pro Jahr, circa 10 000 Autofahrer nehmen jährlich an den vom ADAC angebotenen Fahrsicherheitstrainings teil.

 

Fahrzeugtechnik entwickelt sich rasant

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist die Anlage alt, entsprechend veraltet ist die Infrastruktur. Da auch notwendige Reparaturen immer aufwendiger und schwieriger werden und sich Fahrzeugtechnik und Fahrassistenzsysteme in rasantem Tempo entwickeln, ist der ADAC nach jahrelangen Überlegungen an die Stadt Leonberg mit dem Wunsch herangetreten, die Anlage grundlegend renovieren und weiterentwickeln zu dürfen. Mit den Anforderungen an einen Bebauungsplan und eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans hat sich der Gemeinderat befasst.

Ralf Spieß vom Planungsamt der Stadt erklärte, das gesamte Areal sei etwa 7,8 Hektar groß und erstrecke sich im Mahdental nördlich von den Waldflächen bis zum Verlauf des Krummbachs beziehungsweise der Glems im Süden. Westlich seien die Grünflächen in der Talaue der Glems und nördlich der Landesstraße 1187 die Einrichtungen des Seehauses die Grenze. Im Osten sei dies die Gemarkungsgrenze zur Stadt Gerlingen und im Südosten der Standort des Gartencenters Kriesten. Früher sei an dieser Stelle das Fahrerlager der Solitude-Rennstrecke gewesen, welches heute noch mit dem Start-Ziel-Turm an der Landesstraße 1187 in Erscheinung trete.

Spieß erklärte, die städtebauliche Konzeption sehe eine zweigeteilte Weiterentwicklung des Areals vor: Im Bereich nördlich der Landesstraße 1187 sollten die vorhandenen Flächen zurückgebaut und nur das Boxengebäude mit seiner Umgebung erhalten werden. Die neue Verkehrsübungsanlage solle auf den Bereich südlich der Straße konzentriert werden, wobei vor allem eine neue Zufahrt konzipiert werden solle. „Die lange Unterführung unter der Brücke hindurch wird wegfallen“, erläuterte Spieß.

Im südlichen Bereich sollen darüber hinaus moderne Schulungsräume und eine Art Betriebshof entstehen. „Es wird aber keine Fläche zusätzlich bebaut, insgesamt wird es deutlich weniger versiegelte Fläche geben als vorher“, so Spieß.

Gespräche mit Regierungspräsidium und Landratsamt Böblingen nötig

Beim Planungsamt rechnet man damit, dass der Bebauungsplan frühestens Anfang 2019 in Kraft treten könnte. Da das Areal im Landschaftsschutzgebiet Glemstal liege und zudem Biotope zu dem Bereich gehörten, seien Gespräche sowohl mit dem Regierungspräsidium Stuttgart als auch mit dem Landratsamt Böblingen nötig. Amtsleiter Peter Mauch erklärte, die Verkehrsübungsanlage sei gebaut worden, bevor der Bereich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden sei. Bei dieser Konstellation sei es fraglich, ob man überhaupt einen Flächenausgleich betreiben müsse, sollten neue Flächen zubetoniert werden müssen.

Das Planungsamt sieht vor, im März dieses Jahres mehrere Planungsbüros mit einem Bebauungskonzept zu beauftragen und diese durch eine Fachkommission bewerten zu lassen. Die Frage von Wolfgang Schaal (Freie Wähler), ob dadurch nicht Mehrkosten auf die Stadt zukommen würden, verneinte Mauch: „Auf die Stadt kommen keinerlei Planungskosten in diesem Zusammenhang zu. Die trägt alle der ADAC“, erklärte er. Baubürgermeister Klaus Brenner ergänzte, eine Mehrfachbeauftragung führe zu einer höheren Qualität und einer größeren Auswahl. Am Ende stimmte der Rat den Plänen des ADAC mit großer Mehrheit zu.

Zweiter Anlauf

Start- und Zielturm
Bereits im November 2016 und im März 2017 stand die Modernisierung der Verkehrsübungsanlage auf der Agenda des Planungsausschusses. Am Ende wurde das Thema vertagt, da im Ausschuss die kritischen Stimmen überwogen. Unter anderem wurde bemängelt, dass damals geplante Gebäude in der Nähe des Start- und Zielturmes dessen herausragende Stellung beeinträchtigen würden. Kritik Darüber hinaus sahen es einige Ausschussmitglieder als kritisch an, dass an der ADAC-Übungsanlage größere Um- und Ausbauten genehmigt würden, während man Bewohnern der Mahdentalsiedlung nebenan verbiete, eine Dachgaube zu bauen.