Der Konflikt zwischen der THW-Ortsverbandsleitung und der Anfang 2012 abgespaltenen Fachgruppe Infrastruktur droht zu eskalieren. „Wir fordern eine Richtigstellung der Vorwürfe vom Ortsbeauftragten Matthias Schultheiß“, sagt Wolfgang Lehmann, einer der Abtrünnigen.

Leonberg - Der Konflikt zwischen der THW-Ortsverbandsleitung und der Anfang 2012 abgespaltenen Fachgruppe Infrastruktur droht zu eskalieren. „Wir fordern eine Richtigstellung der Vorwürfe von Herrn Schultheiß“, sagt Wolfgang Lehmann, einer der Abtrünnigen. Er will nun auch den THW-Landesverband in Stuttgart und die Bundesleitung in Bonn einschalten, um den Konflikt zu moderieren. Der Angegriffene stellt klar: „Ich stehe zu meinen Entscheidungen, aber auch zu meinen Fehlern.“

 

Wie berichtet, ist eine Gruppe von sechs Helfern im Januar 2012 aus dem Leonberger THW-Ortsverband ausgetreten. Sie werfen dem Ortsbeauftragten Matthias Schultheiß vor, die Organisation nicht im Griff zu haben. Schultheiß weist dies zurück und kritisiert im Gegenzug, die Gruppe habe sich isoliert und sei mehrfach zu Diensten nicht erschienen.

Dieser Vorwurf hat die abgespaltene Gruppe nun doch ziemlich empört. „Herr Schultheiß sollte schon bei der Wahrheit bleiben“, sagt Wolfgang Lehmann, der 34 Jahre lang im THW war, zuletzt als sogenannter Althelfer. Ja, die Gruppe um deren 28-jährigen Anführer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sei „unbequem“ gewesen, weil sie Probleme offen angesprochen habe. „Ich finde es nicht in Ordnung, dass sie jetzt als unzuverlässige Querulanten hingestellt werden“, sagt Lehmann. Tatsächlich sei die Gruppe „Infra“, wie sie intern genannt wurde, immer zur Stelle gewesen.

Auch der 28-jährige Ex-Gruppenführer, mit dessen Absetzung im Januar 2012 der Konflikt hochgekocht ist, wehrt sich gegen die Vorwürfe, bei unangenehmen Terminen wie bei der Materialüberprüfung geschwänzt zu haben. „Über Jahre hinweg habe ich das immer übernommen, nur einmal war ich beruflich in den USA“, sagt der Daimler-Mitarbeiter. Auch die anderen Kollegen seien an diesem Samstag beruflich unabkömmlich gewesen. „Es war klar, dass jetzt solche Sachen ausgegraben werden“, sagt der ehemalige THWler.

Die im gestrigen Bericht genannten Einsätze auf der Autobahn A 81 bei Zuffenhausen und beim Hochwasser in Backnang 2011 sehen sie weiterhin als Belege für fehlende Organisation: „Der Zugführer hat diese Einsätze einfach nicht im Griff gehabt.“ Trotz der Anforderung aus Backnang nach mehr Personal und Funkgeräten sei einfach nichts passiert.

Und beim Autobahneinsatz habe die Feuerwehr schließlich den Fehler des THW ausbügeln müssen. Matthias Schultheiß bestreitet diese Darstellung, es habe keine Personalanforderungen gegeben, und auf der Autobahn habe die Einsatzgruppe entschieden, die Feuerwehr sei für den Unfall besser geeignet. „Das habe ich der Gruppe immer wieder erklärt, aber sie wollten es nicht hören“, betont Schultheiß.

Gegenseitige Vorwürfe und Kritik

Der Ortsbeauftragte kann das Vorgehen der Ausgetretenen nicht verstehen. „Wenn es ihnen um das THW ginge, würden sie direkt zu mir kommen“, sagt er. Das sei aber nicht geschehen. Jetzt die Presse und die höheren Verbandsebenen einzuschalten, füge dem Ortsverband nur den „größtmöglichen Schaden“ zu. „Das ist unter der Gürtellinie. Es ist alles so gewesen, wie ich es dargestellt habe“, sagt Schultheiß.

Die abtrünnige Gruppe um Wolfgang Lehmann und den 28-jährigen Ex-Gruppenführer fordert jedenfalls jetzt eine „Entschuldigung und Richtigstellung“ von Matthias Schultheiß. „Das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen“, sagt Lehmann, „der Landesverband in Stuttgart und der Bundesverband in Bonn sind informiert.“ Man wolle diese Art des Umgangs nicht tolerieren. „Dem THW laufen doch die Leute davon, früher waren es mal 80 Aktive“, widerspricht Lehmann der Aussage von Schultheiß, seit dem Abgang der Gruppe habe es einen Aufschwung gegeben.

Der lokale Vorsitzende bleibt bei seiner Aussage: „Es läuft jetzt bedeutend besser.“ Es gebe auch Kritik im THW, die allerdings konstruktiv formuliert werde. Bei der sechsköpfigen Gruppe habe es „überhaupt keine Einsicht gegeben“. Schultheiß berichtet, der Landesverband habe sich bereits zurückgemeldet, man solle die Probleme nicht über die Presse diskutieren.

Eine offizielle Aussage aus Stuttgart und Bonn ist am Montag nicht zu bekommen. In der Bezirksgeschäftsstelle ist der Vorgang zumindest bekannt, die zuständige Geschäftsführerin ist aber erkrankt. Der Landesvorsitzende Stephan Bröckmann ist auf Nachfrage erstaunt: „Beim THW Jahresempfang in Leonberg war davon nicht die Rede.“ Bei der THW-Leitung in Bonn heißt es nur, man werde sich nicht einmischen und eine mögliche Moderation dem zuständigen Landesverband überlassen.