Der Leonberger Florian Schock schließt seine Ausbildung zum Tourismus-Kaufmann als bester Azubi im Land ab. Seinen Traumjob hat er gefunden.

Leonberg - Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Kataloge mit Reisezielen in die Glitzerwelt von Dubai oder auf die tropischen Inseln der Karibik. Großformatige Bilder mit den Skylines bekannter Metropolen zieren die Wände, und lässt man seinen Blick schweifen, landet dieser unweigerlich auf einem der Miniatur-Flugzeuge, die quasi startbereit in Reih und Glied stehen. Mittendrin sitzt Florian Schock vor einem Computerbildschirm. Der 30-Jährige ist Tourismus-Kaufmann und legt sich bei einem Stuttgarter Reiseveranstalter mächtig ins Zeug, damit Urlauber eine unvergessliche Zeit erleben.

 

Fremde Länder und Kulturen, dafür hatte der Leonberger schon immer etwas übrig. Als Dreikäsehoch war er der erste an der Haustür, wenn es ins örtliche Reisebüro ging, um den nächsten Urlaub zu buchen. In der Schule schwärmte er vor allem für Erdkunde und schlief quasi mit dem Atlas unter dem Kopfkissen ein. „Soweit ich mich erinnern kann, war die Arbeit in einem Reisebüro schon immer mein Traumberuf gewesen“, sagt er.

Doch zunächst kam es ganz anders. Nach der Realschule entschied er sich für eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker. Er vernetzte Computer, wechselte Hardware aus und montierte Steckdosen. Für den lebensfrohen Mann keine spaßige Sache. Denn was ihm fehlte, war der Kontakt mit Menschen. Der Leonberger meisterte die Abschlussprüfung, arbeitete kurzzeitig bei einer Elektro-Firma und schaute sich schließlich anderweitig um.

Erst kürzlich schloss er seine Ausbildung zum Tourismuskaufmann ab – und das mit dem besten Ergebnis aller 47 000 Auszubildenden in Baden-Württemberg. Bei der Abschlussprüfung, die aus einem schriftlichen und mündlichen Teil bestand, erreichte der Leonberger bemerkenswerte 97 von 100 möglichen Punkten. Fast wäre er sogar Deutschlands bester Tourismus-Azubi geworden. „Gefehlt hat ein einziger Punkt“, sagt er.

Für die glatte Eins gab es eine Urkunde von der Industrie- und Handelskammer Stuttgart, die er im Rahmen der Landesbestenehrung in der Reutlinger Stadthalle erhielt. Inzwischen schmücke das Schriftstück eine Wand im Wohnzimmer. „Ich bin natürlich sehr froh, dass sich die Mühen gelohnt haben“, sagt der Leonberger, der übrigens auch die Berufsschule als Schulbester abgeschlossen hatte. Gleichzeitig sei die Auszeichnung aber auch eine Bestätigung, dass er damit richtig gelegen sei, seinen Beruf zu wechseln.

Der Job sei abwechslungsreich, wie er findet. „Jeder Tag ist anders.“ Dennoch stehe es um den Nachwuchs nicht gut, sagt er und das trotz großem Interesse. Denn die Zeiten, als man den Urlaub vornehmlich im Reisebüro seines Vertrauens buchte, seien längst vorbei. Aufgrund der Konkurrenz im Internet geht ihm zufolge die Zahl der Reisebüros zurück und damit auch die der Ausbildungsplätze. „Bei uns wird vor allem gebucht, wenn es um Stop-Over-Angebote oder Rundreisen geht, das ist unser Steckenpferd“, erklärt der Leonberger, der hauptsächlich Fernreisen organisiert. Das seien Flüge mit einer Dauer von mindestens sechs Stunden.

Und wohin verschlägt es ihn, wenn er mal selbst Urlaub hat? „Am liebsten nach New York, die Stadt hat es mir schwer angetan“, gesteht der Leonberger, der den „Big Apple“ gemeinsam mit seiner Frau und dem fünfjährigen Töchterchen in Augenschein nimmt. Doch für die dreiköpfige Familie muss es nicht zwangsläufig über den Großen Teich gehen. Mit dem Allgäu oder der Ostsee gebe es schließlich auch in Deutschland genug zu sehen, sagt er.

Trotz des Abschlusszeugnisses ist für den Leonberger ein Ende der Paukerei noch lange nicht in Sicht. Der 30-Jährige hat sich inzwischen an einer Fernschule eingeschrieben. Dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sein Namensschild um den Zusatz „Tourismus-Fachwirt“ ergänzt wird, daran zweifelt wirklich niemand.