Bei den großen Unternehmen in der Stadt gibt es in der Regel kein grundsätzliches Pferdemarkt-Frei.

Leonberg - Ein großes Fest wie der Leonberger Pferdemarkt wirft nicht nur seine Schatten voraus, sondern auch in viele Häuser hinein, in denen normalerweise gearbeitet wird.

 

In vergangenen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten, als Wohn-, Arbeits- und Schulort noch nah beieinander lagen, ist auch die Tradition entstanden, dass heimische Unternehmen ihren Mitarbeitern für den Pferdemarktdienstag frei gaben. Doch ist das heute auch noch so? Viele große Unternehmen Leonbergs stehen im globalisierten Wettbewerb. Kann da die Tradition eines lokalen Stadtfestes gewohnte Abläufe unterbrechen, zumindest für die Mitarbeiter, die in Leonberg wohnen? Wir haben bei mehreren hiesigen Arbeitgebern nachgefragt und ganz unterschiedliche Antworten erhalten.

Pferdemarkt „völlig uninteressant für die meisten“

Die Firma Brückner, Produzent von Textilmaschinen, ist seit 1953 in Leonberg. Dass nun der Pferdemarkt vor der Tür steht, „ist für die meisten völlig uninteressant“, meint Regine Braun von der Personalabteilung. Sie stellt fest, dass der Großteil der Belegschaft nicht aus Leonberg stammt. Einen freien Tag für den Pferdemarkt gab es daher „noch nie“.

Der Türenspezialist Geze gibt seinen Angestellten für den Pferdemarkt auch nicht frei. „Durch die flexible Arbeitszeitregelung ist es aber für unsere Mitarbeiter einfach, den Umzug zu besuchen“, erklärt Ellen Schellinger vom Marketing.

Genauso ist es auch bei Lewa, dem Dossier- und Prozesspumpenbauer in der Ulmer Straße. Einen freien Halbtag gibt es nicht, „da nicht einmal ein Drittel unserer Mitarbeiter aus Leonberg sind“, sagt Nicole Kochenburger vom Marketing. „Weil bei Lewa aber Gleitzeit gilt, kann jeder Leonberger ausstempeln, sich den Umzug ansehen und anschließend weiterarbeiten“, erklärt die Lewa-Angestellte.

Auch Bosch setzt auf die Gleitzeitregelung. „Die alteingesessenen Leonberger nutzen die dann individuell“, erklärt Frank Barsch vom Leonberger Standort.

Ein freier Tag für die Volksbankmitarbeiter

Den Mitarbeiter der Leonberger Volksbank ergeht es da deutlich anders. Alle Filialen im Stadtgebiet haben wegen des Pferdemarktes am Dienstagnachmittag geschlossen. Der Vorstand Wolfgang Ernst kann sich auch an keine andere Regelung erinnern: „Seit ich da bin, ist das so!“ Die Tradition des Pferdemarktes hat also auch seine Tradition in der Volksbank. Die Kollegen, die nicht in Leonberg wohnen, „haben sich noch nie beschwert, an diesem Tag frei zu haben,“ erklärt der Bank-Vorstand schmunzelnd.

Im Leo-Center wird gearbeitet und auch nicht gearbeitet. Klaus-Peter Regler vom Centermanagement erläutert: „Das Center ist offen, weil die Gastronomie geöffnet hat. Die Parkhäuser sind während des Pferdemarkts auch geöffnet. Aber die Läden sind geschlossen. Die Arbeitgeber wollen wohl ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, zum Umzug zu gehen.“

Für die Stadtverwaltung bedeutet der Pferdemarkt besonderen Arbeitsaufwand. Und das, obwohl das Rathaus geschlossen hat. „Während des Umzuges kann man im Rathaus auch nicht wirklich arbeiten. Es ist zu laut dafür“, beschreibt die Pressesprecherin Undine Thiel die Situation. Der Grund, dass der alltägliche Behördenservice nicht angeboten werden kann, ist aber, dass die Räume im Rathaus für die Organisation und Logistik des Pferdemarktes benötigt werden.

Viele Beamte und Angestellte sind in diesen Tagen mit völlig anderen Tätigkeiten betraut, die zumeist freiwillig geleistet werden. Es gibt Preisrichter der zahlreichen Wettbewerbe, Organisatoren für die Straßensperrungen, Ansprechpartner am Stand der Stadtinformation oder auch Begleitungen für die Vertreter der Partnerstädte. Der Baubetriebshof hat vor, am und nach dem Pferdemarkt Unzähliges zu verantworten und zu regeln. So lautet das Motto in der Stadtverwaltung: „Wir können das nur gemeinsam stemmen!“