Auch in einer reichen Gegend wie dem Altkreis gibt es viel versteckte Armut – die Aktion „Lichtblicke“ hilft.

Leonberg - Es kann so schnell gehen, dass Menschen unversehens in finanzielle Not geraten, sei es durch die Drogen- oder Spielsucht eines Familienmitglieds, sei es durch Krankheit oder Trennung vom Partner. Dabei sind oft Kinder die Leidtragenden, wie die Fälle zeigen, für die die Diakonie und die Sozialen Dienste um Hilfe bei „Lichtblicke“ nachfragt.

 

Die Endzwanzigerin ist verheiratet und hat eine zweijährige Tochter, für die sie noch Betreuungsgeld erhält. Sie ist als geringfügig Beschäftigte in der Elternzeit bei ihrem früheren Arbeitgeber tätig. Der Ehemann ist derzeit arbeitslos. Er war in eine Strafsache verwickelt und hat daraus erhebliche Schulden abzutragen. Nun ist die Frau erneut schwanger. Damit hat das Paar nicht gerechnet, die Babyausstattung der Tochter ist bereits verschenkt. Um weitere Schulden zu vermeiden, zahlt das Paar monatlich fast 750 Euro. Die Familie hat auch ihr Auto verkauft, um den Schuldenberg zu reduzieren. Für die neue Babyausstattung reicht das Geld trotzdem nicht.

Ihre kleine Erwerbsminderungsrente stockt die 62-Jährige mit einem Minijob im Verkauf auf. Seit sechs Jahren ist sie von ihrem Mann geschieden. Die Frau leidet unter schweren Depressionen, denn sie hat die Schicksalsschläge nur schwer verkraftet. Ihr Mann war früher im öffentlichen Dienst tätig und das Paar führte ein normales Leben. Doch dann verloren sie wegen der Spielsucht des Ehemanns ihre Eigentumswohnung. Auch alle Ersparnisse mussten aufgebracht werden, um die Spielschulden zu begleichen. Zudem wurde der Mann wegen Unterschlagungen entlassen. Die Frau hat ihn trotzdem immer wieder unterstützt und so ihre eigene psychische Gesundheit ruiniert. Inzwischen ist es ihr gelungen, sich von ihm zu trennen. Vor Kurzem hat nun ihr Vermieter wegen Eigenbedarfs die Wohnung gekündigt. Nach langer Suche hat sie nun eine kleine Wohnung gefunden, die sie bezahlen kann. Für den Umzug hat sie aber keine Finanzreserven. Außerdem ist auch die Waschmaschine kaputtgegangen.

Um finanzielle Unterstützung für eine Waschmaschine wurde auch in einem weiteren Fall bei „Lichtblicke“ nachgefragt. Auch diese Familie muss einen erheblichen Schuldenberg abbauen. Bis sie ihre Schulden abbezahlt haben, ist es ihnen nicht möglich, auf solcherlei Anschaffungen zu sparen. Die Leonberger Familie hat zwei Kinder im Alter von 15 und acht Jahren. Der Vater arbeitet und die Familie erhält Wohngeld. Nun ist die Waschmaschine kaputt und nicht mehr zu reparieren. Die Mutter wäscht von Hand und darf gelegentlich die Maschine einer Nachbarin benutzen. Dies ist aber eher die Ausnahme.

Aber auch wer arbeitet, hat bisweilen nicht genug Einkommen, um sein Leben zu bestreiten, wie der Fall einer 57-jährigen Leonbergerin zeigt. Ihre drei Kinder sind erwachsen und längst aus dem Haus. Von ihrem Mann hat sie sich 2009 getrennt, weil er seine Alkoholsucht nicht in den Griff bekam. Um finanziell irgendwie über die Runden zu kommen, arbeitet die Frau in einer Reinigungsfirma. Da das Einkommen nicht ausreicht, bezieht sie ergänzend Arbeitslosengeld II. Durch das jahrelange Putzen leidet die Frau an einer chronischen Erkrankung des Handgelenkes. Sie wurde 2016 zweimal operiert. Trotz ständiger Schmerzen arbeitet sie und lässt sich nicht krank schreiben, aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Das Geld reicht nur für das Nötigste, aber nicht für neue Winterkleidung.