Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club Württemberg investiert mehrere Millionen Euro, um die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Wiedereröffnung ist im Sommer.
Nichts geht mehr für Fahranfänger, die für ihre Führerscheinprüfung üben wollen. Auch Sicherheitstrainings finden nicht statt. Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten ist die ADAC Verkehrsübungsanlage am Solitude-Ring im Leonberger Mahdental seit November des vergangenen Jahres vorübergehend geschlossen. Voraussichtliche Wiedereröffnung ist im Sommer dieses Jahres.
Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club Württemberg investiert mehrere Millionen Euro – über genaue Zahlen herrscht Stillschweigen – um im ersten Schritt schwerpunktmäßig die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Denn die Anlage in Leonberg besteht bereits seit über 50 Jahren. Ursprünglich ist sie aus dem Fahrerlager der Solitude-Rennstrecke entstanden, ein großer Teil ist längst in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen.
Alles für eine zukunftssichere Technik
Das Gebäude an der ehemaligen Boxengasse der Solitude-Rennstrecke nördlich der Mahdentalstraße ist bis auf die Grundmauern entkernt. Die Wände sollen gedämmt werden, das Dach war verschimmelt und wird erneuert. In diesem Sanierungsschritt ist auch eine Solaranlage vorgesehen. Dieses lang gezogene Gebäude wird weiterhin als Lagerraum dienen. Auf dem eigentlichen Übungsplatz südlich der Landesstraße wird gerade alles auf links gedreht, zahlreiche Gräben gezogen, Rohre verlegt, Schächte vergraben. Erneuert werden alle Wasserleitungen und die gesamte Elektrik. „Mit der aktuellen Sanierung stellen wir die Technik zukunftssicher und im Sinne der Nachhaltigkeit auf“, sagt Holger Bach, der Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg in Stuttgart. Fahrsicherheitstrainings finden derweil auf den ADAC Trainingsanlagen in Balingen und Kirchheim/Teck statt. Das Üben mit dem eigenen Fahrzeug ist in Kirchheim möglich.
Zudem werde insektenfreundliches Licht bei der Anlagenbeleuchtung den neuesten Umweltstandards entsprechen. Eine 180 Kubikmeter umfassende Zisterne wird das Oberflächenwasser auffangen, eine halbe Million Euro wurde für die Wasserreinigungstechnik investiert. Die Zahlen der Wasseraufbereitung müssen stimmen, denn die untere Naturschutzbehörde, die beim Landratsamt Böblingen angesiedelt ist, überprüft diese regelmäßig. Auch die Regeln bei der Sanierung sind streng. Die Planer mussten unzählige Auflagen in den Bereichen Arten-, Boden- oder Gewässerschutz einhalten. Zumal das Gelände des ADAC Württemberg laut dem Regionalplan als „Regionaler Grünzug“ ausgewiesen ist. In diesem ökologisch wertvollen Gebiet gelte es, das Landschaftsbild zu erhalten. Noch vor dem Baustart wurde das Gebiet umzäunt, damit keine Amphibien mehr einwandern konnte. Sie will man keineswegs loswerden, sondern während der Bauphase schützen. „Uns ist es ein großes Anliegen, das Bauprojekt im Einklang mit der Natur umzusetzen“, sagt Holger Bach, „rein äußerlich wird sich gar nicht so viel verändern, vieles geschieht momentan unter der Asphaltdecke“.
Insgesamt trainieren in Leonberg jährlich etwa 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Fahrsicherheitstraining und es üben knapp 20 000 Fahranfänger. „Im Bereich Fahrsicherheitstrainings können wir nach der Wiedereröffnung Intensivtrainings als neue Trainingsform anbieten“, so Bach. Hier kämen komplexere Übungsformen zum Einsatz, mit denen auch erfahrene Teilnehmende ihre Fähigkeiten am Steuer noch weiter verbessern könnten. Zudem würden durch die neue Technik Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen an den Trainings zugelassen, um dem Mehrgewicht von E-Autos Rechnung zu tragen.
Geduld ist gefragt
Die aktuellen Baumaßnahmen, die im Juni beendet sein sollen, sind eine reine Sanierung im Bestand. Im Hinblick auf eine tiefgreifende Modernisierung der Anlage sei noch viel Geduld erforderlich. Denn hierfür sei eine Änderung im Flächennutzungsplan erforderlich. „Wir stecken noch mitten im Bebauungsplanverfahren“, erklärt Holger Bach. Die bestehende Erschließung der Verkehrsübungsanlage führt durch Rückstaus regelmäßig zu Problemen auf der Mahdentalstraße. Die Pläne, die bereits aus dem Jahr 2019 stammen, sähen einen neuen Zugang südlich der Mahdentalstraße vor. Der bestehende Tunnel würde verschwinden, eine größere Fläche nördlich der Landstraße renaturiert werden. Ein Ausgleich für ein Baufeld, das der ADAC Württemberg südlich des historischen und markanten Start- und Zielturms plane. Hier würde ein modernes Schulungsgebäude entstehen. Jetzt gilt es, auf das grüne Licht zu warten. „Das kann noch einige Zeit dauern“, sagt Holger Bach.
Die Verkehrsübungsanlage in Leonberg
Lange Tradition
Die Verkehrsübungsanlage am Solitude-Ring wird vom ADAC Württemberg seit Mitte der 1960er Jahren betrieben. Laut historischer Luftaufnahmen war dort auch schon früher ein Übungsplatz. Die Klassifizierung als „Regionaler Grünzug“ kam erst wesentlich später. Das Planelement wurde Ende der 1970er Jahre eingeführt und am Standort vermutlich mit Gründung des Verbands Region Stuttgart ab 1994 im Rahmen der Regionalplanung über das Gebiet gelegt.
Bestandsschutz
Damit hat die ADAC Verkehrsübungsanlage am Solitude-Ring Bestandsschutz für den Status quo. „Darin begründet liegt auch das Bestreben nach dem Baurecht, denn nur ein gültiger Bebauungsplan macht die rechtssichere Entwicklung der Anlage auch für zukünftige Generationen möglich“, sagt Holger Bach, der Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg in Stuttgart.