Die Ausbildung bei den Staud-Studios wurde mit der Bildungspyramide ausgezeichnet. Marius Etzel lernt nicht nur den Beruf, sondern auch die Welt kennen.

Leonberg - Teure Autos und viele Reisen durch die ganze Welt – kann man das auch beruflich machen? Ja, kann man. Und das sogar gleich um die Ecke als Fotograf bei den Staud-Studios in Leonberg. Man muss dafür auch noch nicht perfekt mit der Kamera umgehen können, denn jedes Jahr nimmt die Firma einen Auszubildenden an und wurde für die gute Ausbildung sogar mit der Bildungspyramide der Handwerkskammer Region Stuttgart als einer von sechs Ausbildungsbetrieben belohnt. Im September vergangenen Jahres begann Marius Etzel seine Ausbildung, nachdem er zuvor schon ein Praktikum im Betrieb absolviert hatte.

 

Und das, was er schon in seinem ersten Ausbildungsjahr erlebt hat, ist im Vergleich zu anderen herkömmlichen Ausbildungen wirklich aufregend. Ein Wochenende ging es spontan in die österreichischen Berge, um einen Maserati abzulichten. Erst vor wenigen Wochen war Etzel mit seinem Chef, dem Ausbildungsleiter Uwe Kristandt, im Auftrag von Mercedes bei der Automesse in Genf und durfte ihm beim Fotografieren des neuen AMG assistieren. Obwohl Kristandt die Kamera nur einmal einstellt und dann so stehen lässt, dauert es meistens mehrere Stunden, bis er das perfekte Bild geschossen hat. Auf seinem Monitor prüft er Bild für Bild immer wieder, was noch optimiert werden muss. Der jeweils assistierende Auszubildende muss das Licht auf Anweisung immer wieder anders halten, um das Auto irgendwann perfekt auszuleuchten.

Zur Praxis kommt jede Menge Theorie

Was es dabei rein physikalisch zu beachten gilt – Stichwort Lichtbrechung – lernt der mittlerweile in Filderstadt lebende Lehrling im Blockunterricht an der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart. Ansonsten stehen neben den allgemeinbildenden Fächern noch Gestaltung und praktische Arbeiten auf dem Stundenplan. Bei der Gestaltung kommt es auf die Kreativität an, die Schüler lernen, wie sie ein Bild stellen können.

Dennoch hat auch jeder Beruf unschöne Seiten: Als Lehrling bei Staud gehört eben auch das Arbeiten am Wochenende oder an Feiertagen dazu und auch die Arbeitsmarktsituation nach der Ausbildung gestaltet sich schwierig, da es nur wenige Arbeitgeber gibt, die gute Autofotografen suchen. Auch der 21-Jährige befindet sich derzeit noch in der Findungsphase. Hinzu kommt, dass man mit Veränderung klar kommen sollte, denn gerade in der Autofotografie spielt die Digitalisierung eine enorm große Rolle.

Wie schaut die Zukunft aus?

Inzwischen ist es möglich, die Autos detailgetreu in 3D am Rechner nachzustellen. Auch die Auszubildenden arbeiten bereits viel mit Visualisierungsprogrammen und bereiten etwa 50 Perspektiven vor, aus denen der Kunde dann auswählen kann. Dann wird vor Ort das Foto geschossen. Aber eben ohne das Auto, welches dann später in die Kulisse eingefügt wird. „Die Leute gucken dann komisch, wenn wir mit dem Maßband die Straße ausmessen, obwohl da kein Auto und nichts auf der Straße ist“, sagt Uwe Kristandt mit einem grinsenden Gesicht. „Wenn man in den Katalog von Porsche guckt, stand kein Auto wirklich da, wo es auf dem Bild zu sehen ist“, bringt er die fortgeschrittene Digitalisierung auf den Punkt. Und dann setzt Kristandt noch einen drauf: „Der Trend geht dahin, dass auch die Großstädte am Rechner nachgebaut werden.“ Damit würden dann aber auch die vielen schönen Reisen nach Sizilien, Tokio, Los Angeles und dem Rest der Welt entfallen.