Die Straßenmeisterei wappnet sich für den Winterdienst. Neue Sensortechniken erleichtern die Arbeit.

Leonberg - Sie sind schon wach, wenn der normale Mensch noch im Tiefschlaf liegt. Nachts um drei Uhr fängt für sie der Arbeitstag an. Bis mittags, dann haben diejenigen, die die Frühschicht übernommen haben, Feierabend. Auf Rufbereitschaft müssen die 22 Mitarbeiter der Straßenmeisterei in Leonberg unter der Leitung von Andreas Lier aber immer sein. Die kalte Jahreszeit hat begonnen, und die Straßenmeistereien des Landkreises Böblingen – eine in Leonberg, eine in Herrenberg – sind für den Winterdienst gerüstet.

 

Sie sind im stetigen Kontakt mit dem deutschen Wetterdienst, und es liegt dann an der Entscheidung des Straßenmeisters, wann mit dem Streuen begonnen wird.

Insgesamt müssen 560 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen frei geräumt werden können. Die Salzlager des Kreises sind gut gefüllt, sagt Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamts: 2000 Tonnen sind es in Leonberg, noch einmal 1000 in Herrenberg. Und die Soletanks sind mit 30 000 Litern Salzlösung in Leonberg und 40 000 Litern in Weil der Stadt randvoll.

Drei Streulastwagen und ein Unimog stehen in der Straßenmeisterei Leonberg zum Einsatz bereit. Insgesamt kann der Landkreis auf acht eigene Fahrzeuge zurückgreifen, hinzu kommen zehn weitere Wagen von Fremdunternehmern.

Wie kalt ist die Straße?

„Das Besondere an unseren Streufahrzeugen ist, dass sie einen Sensor besitzen, der sowohl Luft-, als auch Fahrbahntemperatur misst“, sagt Andreas Lier. Dann müsse die Entscheidung gefällt werden, ob die FS-30-Technologie, oder lieber die FS-100-Technologie angewandt werde.

Was das ist? Die Feuchtsalzstreuung mit FS (Feuchtsalz) 30 besteht aus 70 Prozent Streusalz und 30 Prozent Sole. Dabei wird die salzige Natriumchloridlösung durch Düsen an beiden Seiten des Fahrzeuges auf die Straße gesprüht. Die Düsen können unabhängig voneinander vom Fahrer reguliert werden und sprühen bis zu zwölf Meter weit. So können auch zweispurige Fahrbahnen problemlos befeuchtet werden. Zusätzlich zu der Lauge dreht sich der Streuteller, und es werden bis zu 40 Gramm Salz pro Quadratmeter gestreut.

Besonders gut eignet sich dieses Verfahren, wenn Schnee auf der Fahrbahn liegt. Dann kommt auch der Pflug zum Einsatz. Dank einer sogenannten Schwimmstellung können sich die einzelnen Teile frei nach oben und unten bewegen. Dadurch kann Hindernissen leicht ausgewichen werden.

Bei dem FS-100-Verfahren wird ausschließlich die Lauge gesprüht. Häufig wird damit gegen Blitzeis vorgebeugt. Außerdem wird durch die Lauge die Eisbildung unter der Schneedecke verhindert. Umweltschädlich ist keines der beiden Verfahren, versichert die Straßenmeisterei.

Breites Aufgabenfeld

Wer glaubt, dass Straßenmeistereien nur für den Winterdienst zuständig sind, täuscht sich gewaltig. Wenn noch kein Schnee liegt, sind die Mitarbeiter für die Gehölzpflege zuständig. Bäume müssen abgezwickt werden. Und gerade im Winter ist es besonders wichtig, dass mit dem Unimog regelmäßig die Leitpfosten abgewaschen werden.

Auch bei Verkehrs- und Wildunfällen ist die Straßenmeisterei stets zur Stelle. Dank eines modernen Telematiksystems können nicht nur die genauen Verbrauchszahlen von Salz und Lauge gemessen, sondern zudem der genaue Standort des betroffenen Autos bestimmt werden. So kann die Straßenmeisterei wesentlich schneller an Unfallsorten auftauchen.

Nicht nur das unberechenbare Wetter ist für die Männer der Straßenmeisterei eine Herausforderung. Probleme bereiten auch die Autofahrer selbst, berichtet Andreas Lier. Gerade im Winter sei es wichtig, dass sich Autofahrer vernünftig verhalten, rechtzeitig Reifen wechseln und mit angepasster Geschwindigkeit fahren. Außerdem sollten die Streufahrzeuge während des Einsatzes nicht überholt werden, damit keine Unfälle entstehen.