Der Gemeindevollzugsdienst ist jetzt auch am späten Abend und am Wochenende unterwegs. Dabei geht es nicht nur um Raser und Falschparker.

Leonberg - Wer sein Auto spätabends oder am Wochenende falsch parkt, kann sich nicht mehr darauf verlassen, ungeschoren davonzukommen. Denn die städtischen Kontrolleure, offiziell Gemeindevollzugsdienst genannt, sind jetzt oft rund um die Uhr unterwegs.

 

Bis zum April will die Stadt testen, ob eine höhere Präsenz zu mehr Sicherheit und Sauberkeit führt. Dem Oberbürgermeister, der die neuen Strukturen angestoßen hat, geht es nicht um viele Knöllchen. „Der Vollzugsdienst soll zum Aushängeschild unserer Stadt werden“, sagt Martin Georg Cohn. „An 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche.“

Die Kontrolle auf Parkplätzen oder Geschwindigkeitsmessungen sind nur ein Aspekt der Aufgaben, um die sich sechs Mitarbeiter und eine Teilzeitkraft kümmern. Buchstäblich ein großes Geschäft ist das mit den Hunden. Längst nicht alle Halter entsorgen die Hinterlassenschaft der Vierbeiner. Die Anleinpflicht wird oft nicht beachtet. Und eine Hundemarke ist auch nicht immer vorhanden.

Uneinsichtige Helikoptereltern

Zusehends an Bedeutung gewinnt das Thema Müll. Dass neben öffentlichen Abfallkörben ganze Mülltüten abgestellt werden, ist nicht neu, genau wie die wilde Entsorgung von Sperrmüll oder Graffiti-Schmierereien. Oft werden Altreifen in die Landschaft geschmissen. „Wir haben auch schon Leute erwischt, die nachts Bauschutt entsorgt haben“, berichtet Michael Haug. Stillgelegte Autos und selbst abgestellte Wohnwägen finden die Ordnungshüter bei ihren Einsätzen.

Wichtige Orte sind für den Vollzugsdienst zudem Felder und Waldwege, die oft als Schleich- und Ausweichstrecken genutzt werden oder auch als wilde Parkplätze ausgesprochen beliebt sind.

Zentrales Thema ist freilich die Sicherheit. Große Probleme bereiten die sogenannten Helikoptereltern, die ihre Kinder mit dem Wagen bis zur Schultür bringen. „An den Schulen herrscht morgens und mittags ein Riesenverkehr“, weiß Marco Hiller. „Wenn Kinder umherrennen ist das äußerst gefährlich, gerade in den engen Altstadtgassen an der Spitalschule.“

Doch während erwischte Parksünder oft verständig sind, zeigten die mobilen Eltern zumeist keine Einsicht. „Im Gegenteil: Da hat man oft große Diskussionen.“

Foto: factum
Grundsätzlich versuchen es die Kontrolleure „erst einmal im Guten, bevor man mit der Keule kommt“, wie es Michael Haug ausdrückt. Manchmal geht es aber nicht ohne Verwarnung. Die Höhe eines Bußgeldes können allerdings nicht die Einsatzkräfte vor Ort bestimmen. Die Fälle werden an die Bußgeldstelle im Ordnungsamt gemeldet, diese entscheidet.

Während die mobilen Blitzanlagen von den Vollzugsbediensteten betrieben werden, vornehmlich an Unfallschwerpunkten oder auf Schulwegen, haben sie mit den festen Radarsäulen nur bedingt zu tun. Sie müssen sie regelmäßig auf Beschädigungen kontrollieren. Die reichen von Schmiererein bis zu eingeschlagenen Scheiben, sagt Michael Haug.

Lob vom Stadtseniorenrat

Seit einem halben Jahr arbeitet der Vollzugsdienst unter den neuen Bedingungen. Und erste Erfolge sind bei der Parkkontrolle sichtbar. So wurden bisher 12 000 Fälle aufgenommen, die eigentlich erst bis Ende April erreicht werden sollten. Auch die Durchfahrtskontrollen, besonders in Fußgängerzonen, wurden von 20 auf 40 erhöht. Hier sind auch Radfahrer besonders auffällig.

Die Resonanz in der Öffentlichkeit ist positiv, besonders was die Stadtsauberkeit und die Sicherheit betrifft. Ein Extralob kommt vom Stadtseniorenrat. „Durch die stärkere Überwachung erhoffen wir uns weniger Hindernisse für Fußgänger, Rollatornutzer und Rollstuhlfahrer“, sagt die Vorsitzende Margot Nittner.