Der vom Kreis geplante Wegfall der Buslinie nach Vaihingen stößt in der Lokalpolitik auf heftige Kritik.

Leonberg - Am Ende ist Thomas Hoene der Kragen geplatzt. „Die ganze Welt schreit nach einer Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs, aber dann gibt es Landkreise, die das Thema offenbar nicht interessiert!“, polterte der Ortschaftsrat von der Warmbronner Liste. Was ihn bei der Sitzung des Stadtteil-Gremiums erzürnte, sind die Pläne des Kreises Böblingen, den Betrieb der Buslinie 747, die zwischen Warmbronn und der Uni in Vaihingen verkehrt, ab Dezember 2018 einzustellen.

 

Der Landkreis möchte die noch im Basisangebot des Nahverkehrsplans enthaltenen Linie künftig nicht mehr finanzieren, weil diese mit den fünf der insgesamt neun Haltestellen überwiegend auf Stuttgarter Gemarkung verkehrt (wir berichteten).

Doch die SSB zeigt kein Interesse, die Linie zu übernehmen. Für den Ersten Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU), dem als Chef der Stadtwerke der Busverkehr in Leonberg untersteht, ist das unverständlich. Laut der jüngsten Zählung wird die Linie täglich von 265 Fahrgästen genutzt.

35 000 Euro jährliche Kosten

„Das sind bei 19 Fahrten in der Woche rund 15 Fahrgäste pro Fahrt, was ein relativ hoher Wert ist”, befand Vonderheid und verwies auf Kennzahlen der VVS, die bei fünf bis zehn Passagieren pro Fahrt von einer „verkehrlich sinnvollen Linie” spricht.

Neun von zehn Fahrgästen seien übrigens Zeitkarteninhaber, also jene, die täglich unterwegs seien. Die Kosten für den Betrieb, abzüglich der Fahrgelderlöse, beliefen sich auf 35 000 Euro im Jahr.

Die Streichung hätte gravierende Folgen. Erreicht man aktuell in 18 Minuten die Uni, würde die Fahrzeit über den Leonberger Bahnhof auf bis zu 64 Minuten steigen. Und will man künftig in den Vaihinger Ortskern, fährt man dann nicht wie bisher über zwei Zonen, sondern über fünf. „Im Extremfall würden sich die Kosten mit bis zu 787 Euro für das Jahresticket verdoppeln“, rechnete Vonderheid vor.

Kritik gab es fraktionsübergreifend. „Ich verstehe nicht, warum man das Ganze an der Gemarkung festmacht“, fragte der parteilose Rainer Hering. Und Martin Banzhaf (Freie Wähler) meinte: „Wir leben in einem grün regierten Land, wo es ständig Feinstaubalarm gibt, und dann will man eine Linie streichen, damit noch mehr Autos nach Stuttgart fahren!“. Nicht zuletzt deshalb schwebte ihm eine Kostenteilung mit der Landeshauptstadt vor.

„Machen den Unsinn nicht mit“

Bei der Kostenübernahme durch die Stadt Leonberg wollte Vonderheid keine Zugeständnisse machen. „Hoheitsträger des öffentlichen Nahverkehrs ist der Landkreis. Wenn man sich dort aus fadenscheinigen Gründen von der Finanzierung verabschieden möchte, in der Hoffnung, dass die Stadt einspringt, weil sie ihre Bürger nicht im Stich lassen will, dann ist das kein faires Verhalten“, kritisierte Vonderheid. „Der Kreis Böblingen möchte zig Millionen ausgeben, um den Landkreis Calw über die Hermann-Hesse-Bahn besser anzufahren, und hier dreht man den Geldhahn zu.“

Mit dem klaren Signal aus Warmbronn will sich Vonderheid nochmals beim Kreis für den Weiterbetrieb der Linie einzusetzen. Dem Ortschaftsrat Thomas Hoene schweben schärfere Geschütze vor: „Im Notfall blockieren wir die Straßen, denn diesen Unsinn werden wir nicht mitmachen!“