Die Anglerfreunde haben das Gewässer in der Stadtmitte von allerlei Unrat und Schmutz befreit.

Leonberg - Um acht Uhr morgens geht es los. Zehn Helfer machen sich mit Keschern, Rechen und Greifzangen auf den Weg zum Stadtparksee. Nach und nach steigen sie in Boote, laden ihre Sachen ein und machen sich schließlich vom Ufer los. Während der eine versucht, etwas aus dem See zu fischen, geht ein anderer vom Boot und sammelt Flaschen vom Ufer auf. „Wir säubern nicht nur den See, wie viele glauben, sondern versuchen auch die Uferregion instand zubringen“, sagt Matthias Grassmann. Der Tierarzt ist der erste Vorsitzende der Anglerfreunde in Leonberg und ist schon seit 1997 Vereinsmitglied. „Wenn es Richtung Herbst geht, organisieren wir jedes Jahr eine große Putzaktion des Stadtparksees in Leonberg“, erzählt er.

 

Von Flaschen bis Waffen alles dabei

Neben Flaschen und einer Baustellenlampe wurden bei der diesjährigen Putzaktion auch ein Einkaufswagen und ein Fahrrad im See gefunden. „Das ist nicht unüblich“, sagt der Tierarzt lachend. „Vor ungefähr zehn Jahren haben wir sogar eine Geldkassette im See entdeckt. Als wir dann die Kassette zur Polizei gebracht haben, hat sich herausgestellt, dass eine Kurzwaffe in ihr lag.“

Weiterhin erzählt er: „Wir wollten dieses Jahr eigentlich Taucher kommen lassen, die den See am Grund von Schmutz und schwererem Müll befreien sollten. Wir haben uns aber schließlich dagegen entschieden, weil der See durch die Taucher beunruhigt worden wäre.“ Dafür wurden die Anglerfreunde vom Modellbau-Club in Leonberg unterstützt. So räumten auch die Mitglieder des Modellbauvereins den See vom Boot aus frei. „Eigentlich könnte man denken, dass Angler und Modellbauer nicht so wirklich zusammenpassen. Dabei hat die Zusammenarbeit schon immer sehr gut funktioniert und es gab noch nie Probleme“, sagt Matthias Grassmann.

Der gesammelte Müll wurde vom Bauhof weggebracht. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt Leonberg muss man wirklich loben. Der Oberbürgermeister unterstützt uns immer bei solchen Aktionen“, sagt der Chef der Anglerfreunde. „Hätten wir uns um die Entsorgung des Mülls kümmern müssen, wäre das um einiges stressiger gewesen.“ So hat die Putzaktion dieses Jahr nur fünf Stunden gedauert. „Das hat schon gepasst. Wir haben nach der Arbeit alle zusammen gevespert und sind dann nach Hause gefahren“, sagt Grassmann.

Kalk wird zur Gefahr für den See

Die Anglerfreunde in Leonberg sind 1997 gegründet worden. Sie haben damals mit nur fünf Mitgliedern und ohne ein eigenes Gewässer angefangen. Doch das hat sich geändert – inzwischen hat der Anglerverein 45 Mitglieder, darunter auch fünf Jugendliche, und hat gleich zwei Gewässer gepachtet. Den Stadtparksee in Leonberg und den Steinbachsee im Wald von Büsnau nennen sie seit über 18 Jahren ihr Eigen.

Es gibt allerdings ein großes Problem. Ein Problem, über das Grassmann nicht hinwegsehen kann. Der Stadtparksee verkalkt und verschlammt zunehmend. Im Sommer ist deshalb sogar ein Belüfter notwendig. Ohne den würden Fische und Pflanzen des Sees wegen Sauerstoffmangel sterben. „Wir müssen uns unbedingt mit unserem Oberbürgermeister zusammensetzen und besprechen, was man gegen die Verkalkung tun kann“, sagt Grassmann nachdenklich. „Denn wenn es so weitergeht, gibt es bald keinen See mehr.“