Die Zweitklässler der Mörikeschule haben den Naturtagebücher-Wettbewerb der BUND-Jugend gewonnnen. Ein Jahr lang beobachteten die Kinder die Umwelt und dokumentierten den Werdegang der Naturphänomene.

Leonberg - Kinder sind uninteressiert, schnell gelangweilt und hassen es, Zeit im Freien zu verbringen. Das sind die gängigen Behauptungen und Vorurteile, die über die Nachwuchsgeneration gerne verbreitet werden. Die 22 Jungen und Mädchen der Klasse 2b der Mörikeschule entsprechen jedoch in keiner Weise diesem Klischee. In diesem Jahr gewannen sie mit ihren Naturtagebüchern den ersten Preis im 23. Landeswettbewerb der BUND-Jugend.

 

„Die Schule macht das Naturtagebücherprojekt seit vielen Jahren“, erzählt Klassenlehrerin Annegret Wehlan. „Wir starten immer im März, wenn die Kinder noch relativ neu auf der Schule sind.“ Die Kinder besuchten für das Projekt regelmäßig eine Wiese. Auf der Wiese steht ein Apfelbaum, der den Eltern eines Mädchens aus der Klasse gehört. „Aufgabe der Kinder war es, die Veränderungen an dem Baum zu erkennen und in ihren Tagebüchern zu dokumentieren“, erklärt Annegret Wehlan. Über das Jahr konnten sie die verschiedenen Wachstumsphasen der Äpfel erkennen und verstehen.

Im Biotop am Teichelsee Laich beobachtet

Doch nicht nur der Baum war ein Thema des Tagebuchs: Die Eltinger Umweltgruppe „Schlammbrüder“ betreut seit Jahren das Biotop um den Teichelsee, das sich in der Nähe des Apfelbaums befindet. Hier konnten die Kinder im See Laich beobachten, der sich im Laufe des Jahres über Kaulquappen bis zu Fröschen entwickelte.

Ein weiteres Beobachtungsprojekt war die Sonnenfinsternis, die sich am 20. März des vergangenen Jahres ereignete. „Die Kinder haben sich ganz toll an alle Regeln gehalten und gewartet, bis sie ihre Schutzbrillen aufhatten, bevor sie in die Sonne geschaut haben“, so Wehlan. Die Geduld wurde mit einem tollen Anblick belohnt.

Insgesamt fünfmal in einem ganzen Jahr besuchte die Klasse dann die Wiese mit „ihrem“ Apfelbaum. „Das war immer ein ganzer Tagesausflug“, erzählt Annegret Wehlan, „wir haben dann immer ein Vesper mitgenommen und am See gegessen.“ Und so wird aus dem Umwelt- auch ein Sozialprojekt. Denn zwischendurch hatten die Kinder immer wieder Zeit zum Spielen und konnten sich so besser kennenlernen. „Der Klassenzusammenhalt hat sich während der Zeit definitiv verbessert“, findet Annegret Wehlan, „die Kinder kannten sich anfangs noch nicht so gut, aber durch die gemeinsamen Erlebnisse in der Natur sind sie näher zusammengewachsen.“

Deshalb gestalteten sie auch gemeinsam als Klasse zwei Gruppen-Naturtagebücher, an denen alle mitwirkte. Darüber hinaus füllte jedes Kind noch ein eigenes Naturtagebuch. In dem dokumentierten sie alles, was ihnen bei den Ausflügen aufgefallen war.

Dabei handelte es sich jedoch nicht um gewöhnliche Tagebücher, in die nur geschrieben wird. Die Naturtagebücher der 2b sind bunt und vielseitig. Die Mondfinsternis wird etwa mit Hilfe eines gelben und eines weißen Kreises veranschaulicht, der Laich der Kaulquappen ist darin skizziert und die Rinde des Apfelbaums mit Hilfe eines Abdrucks dargestellt.

Mehr als 700 Kinder haben an dem Wettbewerb teilgenommen

Die umfangreichen Tagebücher überzeugten auch die Jury des Naturtagebuchwettbewerbs, die die Mühe der Kinder mit dem ersten Preis belohnte. Ein tolles Resultat, immerhin hatten 2015 mehr als 700 Kinder an dem Wettbewerb teilgenommen. Der Preis wurde im März im Stuttgarter Naturkundemuseum verliehen.

Doch ist es eigentlich noch selbstverständlich für Kinder, in die Natur zu gehen? „Leider nicht“, erzählt die Klassenlehrerin, „ein Mädchen hat zum ersten Mal einen Jagdhochsitz gesehen.“ Gerade deshalb sei das Projekt so wichtig für Abc-Schützen. „Sie sollen lernen, zu beobachten und mit allen Sinnen zu fühlen. Das ist der einzige Weg, die Natur zu verstehen.“