Der tägliche Weg zur Schule kann gefährlich sein. Die Kinder lernen, wie sie sich richtig verhalten.

Leonberg - Schon „Der Seewolf“ hat in den Siebzigern im gleichnamigen Film seine Kraft durch eine eigenhändig zerquetschte Kartoffel demonstriert. Etwas Ähnliches hat Friedemann Messer im Sinn, als er beim Schulbustraining an der Leonberger Feuerwache die Knolle aus der Tasche zaubert.

 

Es geht allerdings nicht um menschliche Kraft. „Auf einem einzelnen Omnibusreifen lasten etwa vier Tonnen Gewicht“, erklärt er der Klasse 5a der August-Lämmle-Schule, „ihr habt sie nicht zerdrücken können, jetzt schauen wir mal, was der Bus macht.“ Und schon liegt die Kartoffel unter dem Vorderreifen und wird unter großem Gejohle der Kinder zermatscht. „Kartoffelbrei“, sagt der ehrenamtliche Schulbustrainer und warnt nachfolgend vor den täglichen Gefahren an der Bushaltestelle.

Jedes Jahr kurz nach der Einschulung der Fünftklässler findet an der Leonberger Feuerwache dieses Training für alle weiterführenden Schulen statt. „In Leonberg ist das Ganze vorbildlich organisiert“, berichtet Friedemann Messer, „der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) in Böblingen bietet das Training zwar an, aber letztlich liegt es am Engagement der Schulen. Leider gibt es noch kein verpflichtendes Schulbustraining.“

Elterntaxis als Gefahr

Eine große Gefährdung an der Haltestelle sind die sogenannten „Elterntaxis“, also Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Haltestelle oder direkt vor die Schule fahren und so für noch mehr Chaos sorgen.

Aufgeregt nehmen die Schüler Platz in dem Bus. Schulbustrainer Messer erläutert die wichtigsten Regeln bei der Fahrt mit dem Linienbus auf eine unterhaltsame Weise. „Immer nach hinten durchgehen und bei der Fahrt festhalten. Offenes Essen ist auch verboten. Stellt euch mal vor, was passiert, wenn ich links eine Eiswaffel und rechts Pommes mit Ketchup in der Hand halte und dann fährt der Bus eine Kurve.“ Hochstimmung bei den Schülern.

Auch die Funktionen von Nothammer, Klapprampe und Klemmschutz an der hinteren Tür werden erklärt. Probeweise lässt ein Mädchen ihr Bein in der sich schließenden Tür stehen. „Und, hat’s wehgetan?“, fragt Friedemann Messer. „Nö.“

Was ist ein Toter Winkel?

Gefährlicher als die Türen sind die toten Winkel, die bei einem solchen Gefährt ganz schön groß sind. In einer Reihe am Bus entlang aufgestellt, dürfen die Schüler sich schrittweise entfernen. Dann ertönt plötzlich die Hupe. „So, genau jetzt kann eure Mitschülerin auf dem Fahrersitz euch nicht mehr sehen“, erklärt Messer. „Hoffentlich fährt die jetzt nicht los!“, hört man aus der Schülergruppe. Der absolute Höhepunkt beim Schulbustraining ist natürlich der Fahrtest mit Bremsung. „Gut, dass wir wissen, wann der bremst“, meint ein Schüler. Trotz der Anweisung, sich gut festzuhalten, lassen es einige Kinder darauf ankommen und werden ganz schön durchgeschüttelt. „Nochmal, bitte nochmal“, wird einstimmig gerufen, was aus Zeitgründen nicht möglich ist, schließlich kommt bald schon die nächste Gruppe zum Training. 14 Leonberger Klassen nehmen teil.

Zum Abschluss gibt Friedemann Messer den Schülern noch einen besonderen Tipp mit auf den Weg: „Seid höflich und sagt jedes Mal ‚Guten Morgen’ zum Busfahrer. Wenn ihr immer freundlich wart, ist es nämlich kein Problem, falls ihr mal eure Monatskarte vergesst.“