Stadt und Vereine einigen sich auf neue Belegungszeiten für die Sportstätten. Dies ist notwendig, da die neue Turnhalle des Berufschulzentrums zur Notunterkunft umgebaut wird. Der Kreis Böblingen kann vorerst keine Container beschaffen.

Leonberg/Wimsheim - Die Handballer treten kürzer für die Reha-Gruppe, zwei Betriebssportgemeinschaften kicken künftig zusammen und die Karatekas ziehen ganz um. Das sind nur einige Änderungen der Hallenbelegungen in Leonberg, die ab Schuljahresbeginn gelten. Und sie sind erstaunlich geräuschlos und einvernehmlich vonstatten gegangen.

 

Die neue Turnhalle des Berufsschulzentrums Leonberg steht ab sofort nicht mehr für Sport zur Verfügung – weder für Vereine noch für die Schüler. Ende Juli hatte das Landratsamt beschlossen, die kreiseigene Sporthalle zur Notunterkunft für Flüchtlinge umbauen zu lassen. Derzeit werden Trennwände aus Holz eingezogen. Bis alles fertig ist, wird es wohl noch fünf bis sechs Wochen dauern.

Bislang wurde die Halle abends von Vereinen genutzt – dazu hatte die Stadt die Halle vom Kreis angemietet und den Sportgruppen zur Verfügung gestellt. Da dies nun wegfällt, wurden die Vereine zum Runden Tisch eingeladen. Vorbereitet wurden geänderte Belegungspläne, die fast alle städtischen Hallen betreffen. „Von allen Vereinen war die Bereitschaft da, zusammenzurücken, Zugeständnisse zu machen und eine Lösung zu finden, die sowohl den Flüchtlingen in Leonberg eine Unterbringung ermöglicht als auch den Vereinen ermöglicht, ihr Sportangebot aufrecht zu erhalten“, erklärt Undine Binder-Farr, die Pressesprecherin der Stadt.

Immerhin 40 von 43 Clubs hatten Vertreter zu dem Termin geschickt. Nach gerade einmal zwei Stunden sei die Sitzung beendet gewesen. Auch anschließend gab es nur gegenseitiges Lob. „Ich bin den Vereinen wirklich dankbar, dass sie da mitziehen“, sagte der Oberbürgermeister Bernhard Schuler. Zuvor hatten sowohl der TSV Eltingen als auch die TSG Leonberg angekündigt, dass sie sich eine Mithilfe bei der Flüchtlingsbetreuung vorstellen können.

Die große Frage bleibt jedoch, wie lange die vom Kreis betriebene Notunterkunft für Asylbewerber in der BSZ-Turnhalle bestehen bleibt. Momentan gibt es keine guten Nachrichten. So hatte der Kreis Böblingen die Kommunen noch vor der politischen Sommerpause aufgefordert, dringend Grundstücke anzubieten, auf denen für eine begrenzte Zeit Wohncontainer aufgestellt werden können. Mit der Ankündigung, drei Turnhallen von Berufsschulen zur Notunterkunft umzubauen, hatte das Landratsamt viel Druck auf die Städte und Gemeinden aufgebaut.

„Leider gibt es Verzögerungen bei der Lieferzeit. Wir rechnen nicht in den nächsten zwei, drei Monaten damit“, teilt Wiebke Höfer, die Sprecherin des Landkreises, mit. Dabei hatte Rutesheim erst vor kurzem ein Grundstück im Gewerbegebiet an der Autobahn angeboten. „Das Grundstück ist geeignet und wir sind Rutesheim sehr dankbar dafür“, erklärt Höfer. Man gehe aber nicht davon aus, dass die Stadt in diesen drei Monaten von ihrem Angebot zurücktrete. Zumal für den 23. September bereits eine Bürgerinformation zu dem Thema geplant ist. Immerhin konnte der Kreis am Donnerstag aber auch einen Erfolg vermelden. In Grafenau soll ein Hotel in ein Flüchtlingsheim mit rund 50 Plätzen umgewandelt werden.

Was in Leonberg noch geplant wird, ist in Wimsheim bereits Realität: Dort sind gut 40 Flüchtlinge aus Syrien und den Balkanländern in der ehemaligen Turnhalle des TSV Wimsheim untergebracht. „Der Landrat Karl Röckinger hat uns vor Weihnachten einen Brief geschrieben“, sagt der Kämmerer Anton Dekreon, „er hat uns um Unterkünfte gebeten.“ Der Vorstand des TSV hat daraufhin beraten, und die kaum genutzte Halle zur Verfügung gestellt.