Rechtzeitig vor der Saison wechseln Sportgeräte und Stiefel auf der Skibörse in der Georgii-Halle ihre Besitzer. Vor allem Eltern greifen auf die Ware aus zweiter Hand zurück, denn ständig neue Sachen für den schnell wachsenden Nachwuchs sind nicht drin.

Leonberg - Schon früh am Samstagmorgen ist ganz schön was los vor der Georgii-Halle in Leonberg. Menschen mit Skiern auf den Schulter und schweren Stiefeln in der Hand stapfen die Treppen vor der Halle hinunter. Die Sonne scheint, es ist kalt, aber von Schnee ist weit und breit nichts zu sehen. Beim Blick in die Halle klärt sich die Szenerie schnell auf: die Wintersportler der Naturfreunde Leonberg und Eltingen veranstalten dort zum 39. Mal ihre große Skibörse.

 

Unter den Frühaufstehern sind auch Stefanie und Michael Kohl, mit ihren beiden Söhnen Alexander und Felix. Zum Skifahren gehen die Wintercamper jedes Jahr in die Schweiz. Der siebenjährige Felix ist mal wieder aus seinen Skistiefeln herausgewachsen. Die bekommt jetzt der kleine Bruder. „Zurzeit braucht Felix eigentlich jedes Jahr neue Skistiefel“, erklärt seine Mutter. Die Skier halten dank der einstellbaren Bindung etwas länger. „Wenn wir Skistiefel gefunden haben, hole ich die Skier aus dem Auto, denn die haben hier einen tollen Service und passen die Bindung gleich an“, sagt der Papa begeistert. Die Kohls kommen schon im dritten Jahr zur Skibörse, denn das Angebot an gebrauchten Wintersportartikeln dort ist enorm, zudem gut sortiert und technisch wie optisch in einwandfreiem Zustand. Dafür sorgen die gut 40 Helfer der Naturfreunde.

Eine lange Schlange hat sich vor der Warenannahme gebildet. Immer wieder kommen Leute an, die verkaufen wollen. In der Halle herrscht reges Treiben. Gut sortiert präsentieren sich auf großen Tischen Helme, Stiefel, Skier, Snowboards und Skianzüge. Felix steht mit seiner Familie vor einem der Tische mit Skistiefeln für Kinder. „Wir waren etwas zu früh dran, da war noch nicht so viel Ware da, aber inzwischen ist die Auswahl riesig. Natürlich hängt das auch immer davon ab, was man ausgeben möchte“, sagt die Mutter Stefanie Kohl. Ihr Preislimit für die Stiefel des Sohnemanns liegt bei 50 Euro. Neue Skistiefel würden auf jeden Fall bei deutlich über 100 Euro liegen, weiß sie. Felix schaut kritisch über den Tisch mit Skistiefeln in Schwarz, Rot, Gelb, Weiß und sogar Orange. Die optische Qualitätsprüfung ist schnell erfolgt: Orange gefällt Felix gar nicht, Schwarz dagegen umso besser. Papa Michael Kohl fischt ein Paar schwarze Stiefel mit knallroten Schnallen vom Tisch. Der Sohnemann schlüpft rein. „Die sind cool und die passen auch“, ruft Felix begeistert und grinst.

Die anwesenden Naturfreunde von der Abteilung Schneesport, die beinahe alle auch Übungsleiter sind, stehen beratend zur Seite. „Wir geben den Leuten auch ganz alltägliche Tipps“, erklärt Armin Stangl. Viele Kunden kauften beispielsweise die Skischuhe zu groß. „Die meisten schlüpfen beim Anprobieren nur rein und vergessen dabei, in die Hocke zu gehen. Dabei gibt es hinten noch eine ganze Menge Luft“, weiß der Skilehrer.

Felix jedenfalls ist beim Anprobieren in die Hocke gegangen. Die Stiefel passen. Stefanie Kohl ist happy: „Mein Sohn ist ganz begeistert und außerdem haben wir sogar ein richtiges Schnäppchen gemacht. Die Stiefel kosten gerade einmal 25 Euro.“

An jedem Produkt, das angeboten wird, hängt ein Etikett dran. Darauf stehen das Fabrikat, die Farbe, die Größe, die Nummer des Verkäufers und der Preis. „Handeln geht nicht“, erklärt Marion Zipperle an der Kasse. „Das ist ein Festpreis, weil wir hier an der Kasse gar nicht wissen, wem das gehört“, sagt sie. Zehn Prozent vom Erlös gehen an den Naturfreunde-Verein.

Aber nicht nur Kinder und Jugendliche finden brauchbare Second-Hand-Artikel, auch für die Erwachsenen ist die Auswahl riesengroß. Am Tisch mit Skihelmen in Grün, Blau, Weiß und Schwarz stehen Alexandra (28) und ihre Freundin Hannah (28) aus Stuttgart und schauen sich um. „Meine Eltern wohnen hier in Leonberg und ich kenne die Skibörse schon, seit ich mit sechs Jahren mit dem Skilaufen begonnen habe“, erzählt Alexandra. Ein paar fesche Skier in Weiß hat sie schon gefunden. „Schön, gell“, lacht sie, „und preislich top. Neu hätten die 500 gekostet, die hier kosten jetzt 200 Euro.“