Die Insolvenzverwalter wenden eine Zwangsversteigerung ab – und Wüstenrot Städtebau als Hauptgläubiger sei in vollem Umfang bedient. Der Besigheimer Wohnbauunternehmer will nun Gespräche mit der Leonberger Stadtverwaltung führen

Leonberg - Die Zwillingsbrüder Albrecht und Stefan Layher wollen die Hängepartie um das einstige Leonberger Bausparkassenareal beenden. Sie haben ein zwei Hektar großes Filetgrundstück am Fuß der Leonberger Altstadt in zentraler Lage erworben. Der Insolvenzverwalter Michael Pluta hat damit eine Zwangsversteigerung verhindert. Ende August hätte für die Brachfläche des Stuttgarter Investors Rudi Häussler der Hammer fallen sollen. In den Insolvenzreigen im Firmenimperium des Stuttgarter Investors war im vergangenen Dezember auch das Leonberger Projekt geraten.

 

Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, teilen die Verhandlungspartner mit. Allerdings berichtet der Insolvenzverwalter, dass der Hauptgläubiger, die Wüstenrot Städtebau, in vollem Umfang befriedigt worden sei. Darüber hinaus könne der Insolvenzverwalter einen zusätzlichen Erlös für die Insolvenzmasse erzielen. Er rechnet mit einer Insolvenzquote für die übrigen Gläubiger von etwa zehn Prozent. Dem Vernehmen nach hat die Wüstenrot Städtebau das traditionsreiche Leonberger Bausparkassengelände im Jahr 2008 nicht nur an Häussler verkauft, sondern auch noch finanziert und den Abriss bezahlt. Allein die Kosten hierfür lagen zwischen zwei und drei Millionen Euro. Rund drei Millionen Euro soll der Kaufpreis damals betragen haben.

Der Verkehrswert des Filetstücks für die Zwangsversteigerung ist mit 6,8 Millionen Euro taxiert worden, dazwischen werden sich der neue Investor und der Insolvenzverwalter getroffen haben. Layher habe das höchste Angebot aller Interessenten abgegeben, bestätigt der Insolvenzverwalter.

Von allen (derzeit in Abwicklung befindlichen) Häussler-Projekten hat das Leonberger Grundstück einen entscheidenden Vorteil: Der Gemeinderat und die Verwaltung haben einstimmig einen Aufstellungsbeschluss gefasst, der die neue Nutzung regelt. Die spannende Frage ist jetzt: werden sich die Layher-Brüder als Wohnbauspezialisten mit dem gültigen Plan zufriedengeben? Der sieht lediglich 9000 Quadratmeter Wohnflächen in 90 Wohneinheiten vor. Die Architekten von Behnisch und Partner zeichneten außerdem noch 4000 Quadratmeter Büroflächen entlang der Lindenstraße ein. Dafür ist der Handel mit rund 10 000 Quadratmetern recht üppig dimensioniert, was einer Forderung von Häussler entsprach – aber auch Kern der städtebaulichen Neuordnung ist. Um nämlich das neue Quartier als „Brückenschlag“ zwischen der historischen Leonberger Altstadt und dem verkehrsumtosten Neuköllner Platz lebendig zu machen, „braucht es den Handel“, wiederholten Leonbergs Erste Bürgermeisterin Inge Horn, aber auch Häussler ein ums andere Mal.

Die Stadt könnte zur Verwirklichung eines „Stadtboulevards“ noch das Postgebäude beisteuern – theoretisch könnte in diesem Quartier ein neuer Handelsschwerpunkt mit bis zu 14 000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Zuletzt hatte der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler nochmals bekräftigt, am gültigen Aufstellungsbeschluss und den städtebaulichen Zielen auch gegenüber neuen Investoren festzuhalten.

Layher selbst will noch keine Auskunft zu den Plänen in Leonberg geben. Eine Unternehmenssprecherin betonte, dass man zunächst das Gespräch mit der Leonberger Stadtverwaltung suchen werde.

Einige Gemeinderäte fragen sich derweil, ob die ehrgeizigen Ziele für neue Einzelhandelsflächen in dieser Dimension noch realistisch sind. Tatsächlich ist der Leonberger Handel derzeit mächtig im Wandel: Ins Leo-Center will ein größerer Edeka-Markt einziehen, Kaufland lässt an der Römerstraße einen Großmarkt mit 4500 Quadratmetern Verkaufsfläche bauen, zusätzlich zu einem großen DM-Drogeriemarkt ebendort.