Am bislang heißesten Tag des Jahres ist das Leobad der ultimative Treffpunkt für eine kühle Auszeit.

Leonberg - Es gleicht beinahe einer Völkerwanderung, wenn sich Massen von schwitzenden Menschen ihren Weg zum Eingang des Leonberger Freibads bahnen. Auch wenn Bademeister Manuel Schühle den größten Ansturm um 15 Uhr erwartet, so sind die Liegewiesen schon um 12 Uhr voller bunter Handtücher. Vor allem die Schattenplätze scheinen bei der starken Hitze ein rares Gut zu sein. Wer später kommt, muss sich erst einmal drauf einstellen, auf Platzsuche zu gehen.

 

Während fleißige Schwimmer ihre Bahnen ziehen, beobachten andere das Geschehen vom Beckenrand aus, brutzeln in der Sonne vor sich hin oder gönnen sich beim Freibad-Imbiss ein kaltes Getränk. Am Dienstagmittag waren es bereits 3500 Besucher, erzählt Manuel Schühle. Aber für den heißesten Tag des Jahres rechnet er mit bis zu 5000. Haben die Menschen an solch heißen Tagen denn mehr Probleme mit dem Kreislauf? „Jeder Tag ist hier anders. Vor ein paar Wochen hatten wir an den heißen Tagen ziemlich viele Leute, die einfach umgekippt sind. Normalerweise stehen auf der Tagesordnung aber eher Bienenstiche“, berichtet er. Manuel Schühle ist jetzt das dritte Jahr Bademeister im Leobad und hofft auf eine schöne Saison. „Bei heißem Wetter, wenn viele Besucher kommen, bleiben manche Aufräumarbeiten dann eben mal liegen und werden an anderen Tagen erledigt“, sagt er.

Russisches Roulette mit Currywurst

Auch am Kiosk von Jetmir Efeni ist einiges los. Aber nicht alle wollen Eis. „An solch heißen Tagen wie gestern haben die Leute meist keine Lust, von zuhause Essen oder Getränke mitzuschleppen. Da freut es mich dann, wenn ich ihnen ein kühles Radler oder eine Currywurst anbieten kann.“ Der Bistrobesitzer verkauft im Winter auch im Leonberger Hallenbad. Was ihm persönlich besser gefällt, kann er gar nicht sagen. „Naja, beim Hallenbad weiß man eben, was man hat. Da gibt’s keine großen Überraschungen. Hier im Leobad ist es so ein bisschen wie Russisches Roulette: Du weißt nie, was du kriegst“, antwortet Efeni.

Ganz anders geht es da seinen Kunden. Die Besucher des Freibads scheinen mit Efenis Kiosk zufrieden zu sein. Harald Binder und Georg Neumann sind seit 1990 Stammgäste im Leobad. „Die Tische hier gehören uns“, sagt Harald Binder und lacht. „Wir kommen jeden Morgen schon um 7.30 Uhr und schwimmen erst mal ein paar Runden.“ Die beiden haben im Laufe der vergangenen Jahre 15 andere Freibadfans kennengelernt, mit denen sie sich nun fast jeden Tag treffen. „Mit Sonne oder ohne Sonne – die Hauptsache ist: kein Regen“ , lautet ihr Motto. Natürlich gehört auch für Georg Neumann eine ordentliche Currywurst zum Freibadaufenthalt. Dass er diese, genauso wie Kaffee, Pommes oder Pizza im Kiosk kaufen kann, findet er klasse.

Debatte um fehlende Parkplätze

„Wenn wir mal ehrlich sind, ist das Leobad ja auch eins der schönsten Freibäder im Umkreis“, sagt Harald Binder und versichert, dass die Söhne seiner Neffen in den Sommerferien extra zu ihm nach Leonberg fahren, um dem Leonberger Freibad einen Besuch abzustatten.

Das einzige, was die Truppe zu bemängeln hat, ist die Parkplatzsituation. „Die ganzen Dauerparker nehmen uns mit ihren Wohnwagen viel zu viele Besucherparkplätze weg!“, regt sich eine Freundin von Harald Binder auf. „Die Polizei sollte da mal Nachsicht haben mit den Falschparkern, die am Straßenrand überhaupt niemanden stören und stattdessen die Dauerparker zur Verantwortung ziehen“, schlägt sie vor. Doch auch wenn das Parken zum Problem geworden ist, lassen sich die notorischen Freibadgänger ihren Spaß nicht nehmen und sitzen gut gelaunt und braun gebrannt in der Sonne.

Schwimmbad statt Schule

Auch viele Jugendliche tummeln sich im kühlen Nass. Dabei haben die Sommerferien für die meisten noch gar nicht begonnen. Der 18-jährige Marcel und der 17-jährige Roberto sind zwar schon fertig mit der Schule, kennen aber einige, die ihre Unterrichtszeit lieber hier als im Klassenzimmer verbringen. „Mallorca wär jetzt schon besser, aber Leobad tut’s auch“ , scherzt Roberto. Er und seine Freunde chillen aber lieber im großen Spaßbecken anstatt sich, wie die Rentnerclique von Harald und Georg, im Schwimmerbecken abzumühen.

Dass das Leobad ein schöner Treffpunkt ist, finden nicht nur die Rentner oder Jugendlichen. Auch junge Familien spricht das Freibad samt seiner Rutschen und Kinderplanschbecken sehr an. „Das einzige, was fehlt, sind genug Sonnenschirme“, kritisiert die junge Mutter Alessandra Nunziata. „Sonst gefällt es uns hier total!“

Wer dieses Jahr also nicht mehr in den Urlaub fährt, kommt zum Planschen ins Leobad und isst die obligatorische Pommes rot-weiß: So muss Sommer schmecken!