Beim Bikertreff auf der ehemaligen Solitude-Rennstrecke steht die Sicherheit im Vordergrund.

Leonberg - Allein in der vergangenen Woche sind in Baden-Württemberg zwölf Motorradfahrer ums Leben gekommen. Im Jahr 2015 haben in ganz Deutschland 639 Biker ihr Leben gelassen. Es sind Zahlen wie diese, die Harry Kellner, den Organisationsleiter des ADAC-Bikertreffs umtreiben, das Thema Verkehrssicherheit noch mehr in den Mittelpunkt zu stellen. „Wenn man sich die Hintergründe der Unfallstatistik anschaut, fällt auf, dass der Großteil der Unfälle nach 19 Uhr und kurz vor der Rückkehr nach Hause passiert“, erzählte er am Rande des Bikertreffs. Das hänge mit der nachlassenden Konzentration auf vermeintlich bekannten Strecken und der zunehmenden Müdigkeit der Biker zusammen.

 

Die Verkehrssicherheit war mithin eines der Hauptthemen beim diesjährigen Bikertreff, der mit einem Gottesdienst bei strahlendem Sonnenschein eröffnet wurde. Rund 100 zumeist schwarz gekleidete Biker auf Bierbänken wippten mit den Füßen, als eine dreiköpfige Band für rockigen Sound mit christlichen Texten sorgte. Organisiert wurde der Gottesdienst von der Gruppe EC MOT – Entschieden für Christus und Motorradfahren- unter der Leitung des evangelischen Pastors Christian Kimmich. Eine Art Predigt, die mit „Hi“ begann, hielt Paul „Mexx“ Koch. Der Kölner, der mit seinem grauen Vollbart samt Extensions und tätowierten Armen wie das Musterbeispiel eines Rockers aussah, berichtete, wie er nach Drogenabhängigkeit und Gefängnisaufenthalt zum Glauben kam, nachdem seine Freundin an einer Überdosis Rauschgift gestorben war.

Einen strategisch geschickten Platz gleich am Eingang hatte das Team des AMSC Leonberg, das die Besucher mit Grillgut wie der obligatorischen Rennwurst versorgte. „Wegen des Brückentags sind viele unserer Mitglieder nicht da“, meinte Schatzmeister Thomas Schmid.

Neuer Rekord: 60 Aussteller

Mit rund 60 Ausstellern konnte der ADAC einen neuen Rekord vermelden, bei Temperaturen von bis zu 34 Grad schlenderten 6000 bis 8000 Zuschauer an den Ständen vorbei. „Petrus ist ein Biker“, freute sich Organisationschef Harry Kellner.

Doch das Thema Unfälle war bei vielen das Gesprächsthema. Thomas Unger, der Projektleiter Unfallforschung beim ADAC, kennt noch ein paar mehr Details zum den häufigsten Unfallursachen. Dass zu hohe Geschwindigkeit ein Hauptgrund sei, gehöre zu den Klischees. „Die zwei häufigsten Ursachen sind, dass Motorradfahrer die Kontrolle über ihre Maschine verlieren und eine sogenannte Schreckbremsung hinlegen, und dass Autofahrer ihnen oft die Vorfahrt nehmen“, berichtet er. Auto- und auch Traktorfahrer würden die Annährungsgeschwindigkeit oft falsch einschätzen, weil Motorradfahrer eine kleinere Silhouette hätten. „Wie empfehlen daher, möglichst kontrastreiche Kleidung zu tragen. Das hilft insbesondere bei der Wahrnehmung im Gegenlicht der Sonne“, erklärte Unger.

Gefährlich für Biker sei zudem, dass bei Leitplanken häufig der sogenannte Unterfahrschutz fehle. „Wenn Motorradfahrer unter die Planken rutschen, führt das häufig zu Verletzungen“, weiß Unger nur zu gut. Da es stetig technische Verbesserungen wie beispielsweise das Schräglagen-ABS gebe, ginge die Zahl der tödlichen Zweiradunfälle in den vergangenen Jahren leicht zurück, aber nicht so stark wie bei den Autos.