Beim Thema Integration wird häufig auf die negativen Ausreißer geblickt. Wir berichten stattdessen über Menschen, die sich hier wohl fühlen und es im Beruf geschafft haben – wie der aus Bangladesh stammende Tabakverkäufer Saleem Khan.

Leonberg - Klar ist der erste Eindruck wichtig – doch er kann auch täuschen. Saleem Khan, der ständig hinter dem Tresen des Zeitschriftenladens am Leonberger Marktplatz zu finden ist, ist nicht einfach nur Verkäufer. Er ist Geschäftsmann, hat BWL studiert und bereits ein ganzes Netz von Tabak- und Zeitschriftenläden betrieben. Unter anderem auf der Düsseldorfer Königsallee.

 

Sechs Tage die Woche, von früh bis spät, verkauft Saleem Khan zusammen mit seiner Frau Nasrin Zeitschriften, Zigaretten, Zigarren und Zeitungen. Die beiden stammen aus Bangladesh. Wer sich mit ihnen unterhält, würde niemals auf die Idee kommen, dass sie erst vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen sind und dass er seine Heimat erst im Alter von 27 Jahren verlassen hat – nur ein leichter Akzent klingt bei den beiden noch durch.

„Ich bin aus Bangladesh weggegangen, weil das Leben dort nicht sicher ist“, sagt Saleem Khan, „es gibt einfach zu viel Korruption. Wäre das nicht der Fall, könnte man dort sehr gut leben.“ 1996 kommt der heute 44-Jährige zuerst nach Nordrhein-Westfalen. In seiner Heimat hatte er studiert, Betriebswirtschaftslehre war sein Hauptfach. „Eigentlich wollte ich hier weiter studieren“, sagt er, „doch damals war das alles noch viel strenger mit internationalen Studenten.“ In den ersten Jahren bereitet Saleem Khan die deutsche Sprache noch Probleme, Vorlesungen in Englisch sind an den Universitäten selten. „Da ist heute vieles offener geworden“, sagt er rückblickend.

Schon zwei Jahre nach der Auswanderung macht er sich selbstständig, in Dortmud eröffnet er seinen ersten Laden. „Ich habe schon damals in der selben Branche gearbeitet wie heute in Leonberg“, sagt Khan. Seither sind Zeitungen und Zigarren sein Metier. Khan baut seinen Dortmunder Kiosk in ein kleines Filialnetz um: „Ich habe im Lauf der Jahre immer mehr Geschäfte übernommen“, sagt er, „das war viel harte Arbeit.“ 2002, nur vier Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, ist Saleem Khan stolzer Besitzer von vier Ladengeschäften – sein Prunkstück sitzt mitten auf einer der teuersten Einkaufsmeilen des Landes – der Düsseldorfer Königsallee. 2003 kommt noch ein Restaurant im westfälischem Hamm mit knapp 400 Sitzplätzen dazu.

„Das Ganze ging dann einige Jahre so weiter“, erzählt Khan, „aber 2008 habe ich entschieden, all das zu verkaufen und nach Baden-Württemberg, genauer gesagt nach Leonberg zu gehen.“ Der Geschäftsmann beschreibt sein damaliges Leben als enorm anstrengend, außerdem hat er viel mit der Bürokratie zu kämpfen. Speziell das Thema Lotto macht Saleem Khan in NRW zu schaffen. „Allein auf der Kö habe ich rund 70 000 Euro im Monat mit Lotto umgesetzt“, erinnert er sich, „doch rund ein Drittel davon musste ich als Sicherheit vorhalten. So will es das Gesetz dort. Außerdem musste ich viele teure Seminare besuchen, um überhaupt Lotto-Scheine annehmen zu dürfen.“ Der Geschäftsmann schaut sich um und wird im Südwesten fündig. „Das einzige Bundesland, in dem es da besser aussieht, ist Baden-Württemberg. Deshalb bin ich nach Leonberg gekommen.“

2010 übernimmt der in Bangladesh geborene Khan das Ladengeschäft am Marktplatz 26 mitten in der historischen Altstadt von Leonberg. „Ich habe den Laden grundlegend verändert“, erzählt er, „wir haben renoviert und alles moderner gemacht. Der Laden ist jetzt viel heller als früher.“ Außerdem hat Khan seine Erfolgsstrategie aus NRW in den Süden mitgebracht. Er will seinen Kunden mehr bieten als ein herkömmlicher Kiosk. „Ich habe zum Beispiel eine Seite im Internet eingerichtet. Da können sich die Menschen über meine Produkte informieren, Fragen stellen und etwas bestellen, falls ich es nicht auf Lager habe“, sagt er. Auf der Homepage findet sich ein kleines Zigarrenlexikon – von A wie Anilla, der Bezeichnung für die Bauchbinde, bis Z wie Zafado, einem Arbeitsschritt in der Zigarrenproduktion. „Ich will meinen Kunden einen möglichst guten Service bieten“, sagt Khan lakonisch.

2007 haben Nasrin und Saleem geheiratet. „Das haben wir in unserer Heimat getan“, erzählt er. Ein Jahr danach ist ihm seine Frau nach Deutschland gefolgt. Von Montag bis Samstag stehen die beiden von 7 Uhr morgens an in ihrem Laden in Leonberg. Und auch hier hat Khan angefangen, sein Geschäft zu erweitern: „Seit etwa einem Jahr habe ich noch ein Geschäft in Herrenberg übernommen. Dort steht ein alter Angestellter von mir aus dem Laden in Dortmund hinter der Kasse“, sagt er.

Im Vergleich zur mondänen Düsseldorfer Kö geht es in Leonberg geruhsamer zu, hat der 44-jähhrige Geschäftsmann beobachtet. Und noch ein Unterschied ist ihm aufgefallen: Die Schwaben sind sparsamer. „In Düsseldorf wird viel mehr Lotto gespielt. Dort war das ein großer Teil des Umsatzes, hier ist es nicht der Rede wert“, sagt Khan. Ob er wieder so viele Läden übernehmen will wie damals in NRW? „Nein“, sagt er, „das ist einfach sehr viel Stress.“ Dann überlegt er kurz, und sagt: „Vielleicht noch einen. Aber es ist nicht einfach, den richtigen Ort zu finden.“ Saleem Khan ist eben nicht nur Verkäufer, er ist ein echter Geschäftsmann.

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