Der Unmut von Anwohnern und Geschäftsleuten in der Altstadt ist beträchtlich. Wanderfalken als natürliche Feinde gibt es nicht. Und die Gipseier im Dach des Alten Rathauses reichen nicht aus, um den Nachwuchs wirksam einzudämmen.

Leonberg - Es gibt offenbar kein wirksames Mittel, der Taubenplage in der Stadt Herr zu werden. „Tauben sind keine Schädlinge und dürfen nicht gejagt werden“, erklärte jetzt Ingrid Röhling vom Ordnungsamt im städtischen Verwaltungsausschuss. Dort hatte Elke Staubach, die Chefin der CDU-Fraktion, sich erkundigt, wie die Stadt das Taubenproblem beurteilt.

 

Die Christdemokratin hatte sich geärgert, dass der Ordnungsbürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) unlängst erklärt hatte, dass es keine Taubenplage gebe. „Das sehen offenbar sehr viele Bewohner und Geschäftsleute in der Altstadt ganz anderes“, meinte Staubach. „Nach wie vor gibt es massive Beschwerden über Verunreinigungen durch die Tauben.“

Taubenschlag brachte keine Besserung

Auch der Taubenschlag im Alten Rathaus am Marktplatz habe keine Besserung gebracht. Und von einem Falkenpaar, das lange Zeit im Turm der Stadtkirche heimisch gewesen war, sei auch nichts mehr zu sehen.

Die Ordnungsamtsmitarbeiterin Röhling, die von Vonderheid beauftragt wurde, auf die Kritik der Christdemokratin einzugehen, räumte ein, dass der Taubenschlag im Dachstuhl des historischen Rathauses nur bedingt zur Entlastung beiträgt. Dort tauscht der Rentner Roland Zimmermann ehrenamtlich alljährlich mehr als 100 echte gegen Gipseier aus. Die Tauben brüten die falschen Eier aus, der Nachwuchs wird so eingedämmt. Doch wirklich dezimiert werden die Taubenschwärme dadurch nicht. Und auch die Falken fallen als natürliche Feinde offenbar aus. Lediglich Wanderfalken jagen Tauben, klärt Ingrid Röhling die Kommunalpolitiker auf. Die in der Stadtkirche vorkommenden Turmfalken seien harmlos. Und selbst diese seien in der Vergangenheit nicht mehr beobachtet worden.

Taubenjagd verboten

Menschen, so stellt die Frau vom Ordnungsamt klar, dürfen nicht auf Taubenjagd gehen. Allenfalls Gitter oder sonstige Absperrungen seien statthaft, damit sich die Tiere nicht auf Dächern, Balkons oder sonstigen Sitzmöglichkeiten niederlassen.

„Die Altstadt mit ihren verwinkelten Dächern und Ecken ist natürlich ein idealer Lebensraum für Tauben“, erklärte Röhling. „Wenn sie bequem wohnen, ziehen sie nicht um.“ Deshalb sei es auch nicht so einfach, die Vögel zu verbannen. „Die Aussage, wonach es keine Taubenplage gebe, kann man also so nicht stehen lassen“, untermauerte Staubach. Die CDU-Fraktionschefin schlug die Anlage eines zweiten Taubenschlages in der Altstadt vor, um mit weiteren falschen Eiern den Nachwuchs zu reduzieren.

Mitte Juni hatte eine Vielzahl von toten Tauben rund um den Marktplatz für Aufsehen gesorgt. Unbekannte hatten dort offenbar Giftkugeln ausgelegt.