Dass die Architekten 28 000 Euro verlangen, um auf ihr Urheberrecht zu verzichten, verärgert die Kommunalpolitiker: Es soll überhaupt kein Extrageld fließen. Die 15 Millionen Euro teure Sanierung des Bades wird mit Mehrheit beschlossen.

Leonberg - Die wichtigste Nachricht zuerst: Das Leobad soll saniert werden. Der Gemeinderat hat das knapp 15 Millionen Euro teure Projekt beschlossen. Ob der Zeitplan gehalten werden kann, wonach ein saniertes Freibad in der Saison 2020 wieder eröffnet wird, ist nicht sicher. Denn gleichzeitig hat es der Gemeinderat abgelehnt, den Architekten, die das vor 28 Jahren vollendete Bad entworfen haben, eine Art Ablöse zu bezahlen – und damit eine mögliche Klage einkalkuliert.

 

Rückblick: Es war der Kracher in der Ratssitzung am 27. Februar. Schon da sollte die Generalsanierung des Bades beschlossen werden. Obwohl die Kosten in kurzer Zeit von zehn auf 15 Millionen Euro gestiegen waren, schien eine Mehrheit sicher. Doch unmittelbar vor der Sitzung ging ein Schreiben beim Oberbürgermeister ein: Darin teilten die Architekten Barbara Hofmann und Reinhard Kühn mit, dass mit den Sanierungsplänen „wesentliche Gestaltungsprinzipien“ ihres Ursprungskonzeptes verletzt würden. Sie kritisierten u.a. den vorgesehenen Austausch der blauen Farbkacheln durch Edelstahl und die Begradigung einiger Beckenränder. Sollte die Stadt dies nicht berücksichtigen, so drohten die damaligen Planer in dem Brief, würden sie auf ihr Urheberrecht bestehen.

Architekten waren eingebunden

Schon vor drei Wochen stieß das ultimative Vorgehen auf Unverständnis: Die Architekten seien in die Sanierungspläne eingebunden gewesen und hätten keine Kritik erkennen lassen, hieß es im Rat und an der Stadtspitze. Man werde das Gespräch erneut suchen, kündigte der OB an.

Bei solchen Konflikten ist es nicht unüblich, dass das Urheberrecht sozusagen abgekauft wird. Die Stadt erkundigte sich, welche Summen in ähnlichen Fällen geflossen sind, und bot Hofmann und Kühn einmalig 10 000 Euro an.

Die Antwort der Architekten kam an diesem Dienstagnachmittag – vier Stunden vor der entscheidenden Sitzung des Gemeinderates: 28 000 Euro halten sie für angemessen, um ihre Bedenken hinsichtlich der künftigen Badgestaltung zu zerstreuen. Eine Summe, die bei den Stadträten eine Mischung aus Entsetzen und Zorn hervorrief. „Die wohlgesetzten Worte von Gestaltungsprinzipien und prägenden Elementen sind sinnlos“, schimpfte Rainer Zachert von der Neuen Liste. „Jetzt wissen wir es: Es geht den Architekten nur ums Geld.“

Fraktionschefs sprechen von Erpressung

„Das Urheberrecht greift nicht wie bei Künstlern“, meinte Jutta Metz (Freie Wähler). „Technik und das Material haben sich geändert. Doch von den Architekten sind keine konstruktiven Vorschläge gekommen. Das äußerst großzügige Angebot von 10 000 Euro ist die Schmerzgrenze.“

Ähnlich Ottmar Pfitzenmaier: „Wir tun uns schwer, den Architekten etwas abzukaufen, was sie nicht besitzen“, erklärte der Fraktionschef der SPD. Da das Bad ein Gebrauchsgegenstand ist, seien den Urhebern die Änderungen zuzumuten. Sowohl Pfitzenmaier als auch seine CDU-Kollegin Elke Staubach sprachen offen von Erpressung.

Lediglich der Grüne Bernd Muschel und Frank Albrecht von der Liste SALZ gaben sich moderat. „Ich kann den Frust verstehen“, sagte Murschel. „Aber im Verhältnis zur Gesamtsumme sind die 28 000 Euro eine verschwindend geringe Zahl. Da müssen wir durch.“ Albrecht verteidigte die Architekten: „Die sind nicht geldgeil.“

Die CDU-Chefin Elke Staubach, die besonders erbost war, dass Hofmann und Kühn erst „kurz vor Toresschluss“ ihre Forderungen präsentierten, kam schließlich mit der Maximalforderung: „Meine Fraktion und ich sind der Meinung, dass wir solche Spielchen nicht mitmachen. Wir sollten überhaupt nichts bezahlen.“ Eine Ansicht, die im Rat eine deutliche Mehrheit fand. Im Architektenbüro meldete sich am Mittwoch lediglich der Anrufbeantworter.