Theo Fischer und Wilfried Geier von der Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen haben im Flutkatastrophengebiet geholfen – und machen sich erneut auf den Weg.

Leonberg/Ahrtal - Menschen in Not zu helfen, ist für Theo Fischer und Wilfried Geier eine Selbstverständlichkeit. Deshalb haben sich die beiden Aktiven aus der Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen auf den Weg gemacht, um in dem Hochwasserkatastrophengebiet im Ahrtal helfend Hand mit anzulegen.

 

Und sie sind mit dem Entschluss zurückgekommen: „Wir waren da und das hat uns bestärkt, vor Weihnachten wieder hinzufahren“, sind sich Theo Fischer und Wilfried Geier einig. „Es ist etwas anderes, wenn man die Bilder im Fernsehen sieht, als wenn man mittendrin ist.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: An der Ahr sieht es aus wie im Krieg

Die erste Fahrt hatte damit begonnen, dass die beiden das Helfer-Shuttle-Camp angesteuert haben, um von dort aus ihre Einsätze zu starten. Der Ort ist ein Innovationspark auf der Hochebene oberhalb des etwa zehn Kilometer entfernten Bad Neuenahr. Das Camp für die vielen Helfer wurde dort von zwei Selbstständigen aus Bad Neuenahr und der Stadt errichtet. Inzwischen ist daraus ein kleines Helferdorf entstanden.

Vor der Abreise in Leonberg wurde das Wohnmobil der beiden Helfer mit Spenden und Ausrüstungsgegenständen beladen. So spendete Wolfgang Schaal einen beträchtlichen Betrag für die Spritkosten der Reise. Die Firma Hagebau Bolay aus Rutesheim stellte rund 600 Meter Elektro- und Erdkabel bereit sowie 200 Stück Unterputzdosen und mehr als 3000 Stück Frühblüher-Blumenzwiebeln für die betroffenen Familien mit Garten.

Dazwischen fand noch ein zerlegter vier-türiger Schlafzimmer-Spiegelschrank aus der Nachbarschaft Platz. Diverse Bauwerkzeuge, Weihnachtsdekoration , LED-Leuchten, neuwertige Haushaltselektrogeräte wie Baby-Infrarotstahler, Waffeleisen und Wasserkocher wurden auch noch mit eingepackt.

„Da wir nicht wussten, wie die Versorgung vor Ort ist, mussten noch ein paar Grundnahrungsmittel mit an Bord des Wohnmobils“, sagt Theo Fischer im Rückblick. „Es stellte sich aber heraus, dass die ehrenamtlichen Helfer bestens versorgt werden“, schildert Wilfried Geier

Lesen Sie aus unserem Angebot: Das Leid ist unvorstellbar

An der ersten Anlaufstelle in Bad Neuenahr wurde der über www.ahrhelp.de gesuchte Schlafzimmerschrank übergeben. Weiter ging es durch das zerstörte Bad Neuenahr, auf der teils noch halbseitig weggerissenen Fahrbahndecke bis nach Mayschoß. Die weiterführende Straße ist für private Fahrzeuge noch unpassierbar.

„Also hieß es wenden, um zurück über Bad Neuenahr zu unserem Ziel, dem Helfer-Shuttle-Camp zu kommen“, erzählen die beiden. Dort waren die Hauptfahrwege zu den Stellplätzen auf der regennassen Wiese mit Hackschnitzeln bestreut. Die Stellplätze jedoch nicht, was den Fahrer ziemlich in Bedrängnis brachte. „Aber wir haben es mit einer Hackschnitzelspur geschafft, das Wohnmobil in die Waagrechte zu stellen.“

Zeltdorf für Helfer ist gut ausgestattet

Im Helfer-Camp hat sie die professionelle Ausstattung überrascht – mit Pavillons für die Essens- und Getränkeausgabe, Verpflegungszelt, Zelte für das Werkzeuglager, Arbeitskleidung, Schmiede, Toiletten, Duschcontainer. Das gesamte Zeltdorf wird demnächst in eine winterfeste, beheizbare Fertighalle umziehen. Bei den täglichen Helferbesprechungen im Versorgungszelt wurde dann über die täglich geleistete Arbeit und über die benötigte Helferzahl für den nächsten Tag in der sogenannten Abendandacht informiert.

Nach dem Frühstück wurden die beantragten Hilfsleistungen an die dafür geeigneten Helfer vergeben. „Wir haben uns am ersten Tag mit zwei weiteren Helfern aus Holzgerlingen für die Renovierung von Wohncontainern in Bad Neuenahr gemeldet“, sagt Wilfried Geier. „Wir wussten da noch nicht, was auf uns zukommt“, ergänzt Theo Fischer. Je nach Auftrag kann aus dem Lager das jeweils benötigte Werkzeug mitgenommen werden.

Hauptsache den Fluten entkommen – das haus lässt sich wieder reparieren. Foto: privat

Vom Malerpinsel bis zur Schubkarre kam dann auch alles in den Bus. Frohen Mutes ging es mit dem Doppelgelenkbus in das Ahrtal zur Haltestelle Einsatzort. Von dort mussten beide zu Fuß etwa zehn Minuten weiter zur Einsatzstelle, einem Sportgelände ohne Tartanbelag am Ahrufer. Dort stehen 48 von Berlin gespendete Wohncontainer-Einheiten. Jede Einheit besteht aus drei Containern. „Das dortige Aufsichtspersonal vom ASB hat uns in die anstehenden Tätigkeiten eingewiesen.“

Als Erstes wurden 200 Eimer mit zehn Kilogramm Haft- und Wandfarbe für die Maler verteilt. Für die Malerarbeiten mussten noch die elektrischen Leitungen aus den 650 Klipsen an der Wand gelöst und die Klipse abgeschraubt werden. Außerdem mussten sämtliche Tür- und Fensterrahmen abgeklebt werden. Es gab also eine ganze Menge zu tun.

Um 17.30 Uhr holte der Shuttle-Bus die Helfer dann ab und brachte sie wieder zurück ins Camp. Nach der Werkzeugrückgabe ging es an den Waschplatz. „Der liegt im Freien und das hat dann wieder alle Lebensgeister geweckt“, sagt Wilfried Geier. Im Versorgungszelt gab es Abendessen und anschließend eine Besprechung. „Wir haben dann noch zusammengesessen und viel mit den anderen Helfern gesprochen, bevor es zurück ins Wohnmobil ging“, erzählt Theo Fischer. Ab 22 Uhr ist Nachtruhe im Helfer-Camp.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Leonberger Helfer sind im Einsatz

Am nächsten Tag haben sich die Eltinger Helfer für den Auftrag entschieden, etwa fünf Quadratmeter Wand in einem Heizraum zu verputzen. In weiten Teilen der Ortschaften sind die Keller und Erdgeschosswohnungen bis unter die Decke entkernt. Die Bautrockner laufen rund um die Uhr, sofern die Sicherungen es durchhalten.

Den Heizraum zu verputzen, war unbedingt erforderlich, damit dann ein Heizungsbauer eine Gastherme und ein Elektriker einen Schaltschrank für die folgenden Arbeiten montieren konnte. Die Bewohner, ein älteres Ehepaar, haben ihr Wohnzimmer zurzeit in der ursprünglich auch überfluteten Garage, in der der Putz noch bis 2,3 Meter Höhe abgeschlagen ist.

„Beim näheren Betrachten der Wand im Heizraum stellten wir fest, dass der Putz so tief abgetragen wurde, dass ein einmaliger Putzauftrag nicht möglich war, um eine saubere Putzfläche hinzubekommen“, berichten die Eltinger. „Es mussten zuerst die tiefen Stellen wieder mit Backstein-Bruchstücken ausgemauert und getrocknet werden.“ So hieß es für den Besitzer, einen Folgeauftrag zu beantragen, den die beiden dann am nächsten Tag bis 18 Uhr erledigt haben. „Weil der Bus dann weg war, hat uns die Tochter des Ehepaars zurück ins Helfer-Camp gefahren“, schildert Theo Fischer.

Die Helfer-Organisation aus Stolberg bei Aachen hat beim Helfer-Shuttle um Unterstützung bei der Bestandsaufnahme der beschädigten Häuser angefragt. „Wir haben uns bereit erklärt mitzumachen, und so fuhren wir in vier voll besetzten VW-Bullis nach Stolberg zur Datenerfassung“, erzählt Wilfried Geier. Auch im Baustoff- und Versorgungszelt haben die beiden geholfen – bei der Annahme und Ausgabe von gespendeten Baumaterialien und Elektro-Großgeräten.

Am Ende geht noch einmal ordentlich zur Sache

„Der letzte Auftrag hatte es noch mal richtig in sich“, berichten die beiden. Um in einem alten, stromlosen, verwinkeltem Gewölbekeller arbeiten zu können, musste zuerst eine Behelfs-LED-Baustellenlampe aufstellt werden, um die etwa 40 Meter langen, alten Heizungsrohre von Glaswolle und Isolierung, unter erschwerten Bedingungen mit Schutzbrille und FFP3-Atemmaske, zu entfernen. Anschließend wurde der ganze Müll in zehn Säcke verpackt, über die Kellerluke hochtransportiert und im Hof abgestellt.

„Doch das war alles schnell vergessen, wenn wir mit großer Dankbarkeit und mit Worten wie ,Euch schickt der Himmel’ und mit Tränen in den Augen von den betroffenen Familien verabschiedet wurden“, sind die beiden sichtlich gerührt.

Nach dem Frühstück am Abreisetag wurde das Wohnmobil wieder fahrbereit gemacht. Übrig gebliebene Spenden und die Blumenzwiebeln wurden bei betroffenen Familien mit Garten im Verteilerzentrum Ahrtal abgegeben – nach dem Motto „Das Ahrtal blüht im Frühjahr wieder auf“.

Die nächste Fahrt ins Ahrtal

Bedarf Die  Abfahrt der beiden Helfer  aus Eltingen in  die Katastrophenregion   ist am 16. Dezember um 9 Uhr. Wer sich noch an der Spendenaktion der Schlammbrüder Eltingen beteiligen möchte, findet die Liste der benötigten Sachspenden im Internet auf https://verteilzentrumahrtal.de/
Man muss  ganz nach unten scrollen – bis zur aktuellen Bedarfsliste. Es dürfen auch kleine Weihnachts-Überraschungstüten für Kinder abgegeben werden. 


Abgabe Die Sachspenden können  am Mittwoch,  15. Dezember, zwischen 14 und 16 Uhr am Parkplatz des Leobades bei den   beiden Helfern abgegeben werden.