Der Architekt und Freie-Wähler-Stadtrat Johannes Frey hat mit seinem Sohn eine Umfahrung entwickelt, die das Chaos in der Innenstadt und in den Teilorten lindern soll.

Leonberg - Seit Jahrzehnten wird über eine Entlastung der verkehrsgeplagten Innenstadt diskutiert, durch die sich täglich bis zu 30 000 Autos quälen, wenn die Autobahnen wieder dicht sind. Doch nicht nur das Zentrum ist zur Ausweichstrecke der A 8 und der A 81 geworden. Auch durch die Stadtteile Gebersheim und Höfingen donnern Lastwagen und Autos, wenn sie von der A 81 bei Ditzingen auf die A 8 über Rutesheim wollen. 10 000 Autos am Tag sind keine Seltenheit.

 

Von einer Stuttgarter Nordwestumfahrung, der Nutzung des alten Engelbergtunnels, bis hin zu einem Tunnel unter der Altstadt reichten bisher die Vorschläge. Passiert ist aber nichts. Zuletzt hatte Oberbürgermeister Martin Kaufmann zur Debatte gestellt, den Altstadttunnel in Richtung Westanschluss zu verlängern.

Ist die Stadt voll. müssen die Autos warten

Eine ganz neue Variante brachte jüngst die SPD ins Spiel. Deren Gemeinderatskandidat Christian Buch, ein Bauingenieur, der mit vielen anspruchsvollen Verkehrsprojekten beschäftigt ist, stellte eine Art Pförtnersystem vor. Autos, die aus Richtung Ditzingen kommen und über Höfingen ins Leonberger Zentrum wollen, werden schon an der Höfinger Ortseinfahrt gestoppt, wenn die Stadt voll ist. Einfahrt gibt es nur dann, wenn der Verkehr sowohl in Höfingen als auch in der Kernstadt wieder flüssig ist.

Zweifel, ob dieses System ausreicht, hat Johannes Frey. Der Architekt und Stadtrat der Freien Wähler ist davon überzeugt, dass nur eine Umfahrung rund um die Innenstadt und Höfingen eine dauerhafte Entlastung bringt. Dafür hat er gemeinsam mit seinem Sohn Manuel, der ebenfalls Architekt ist, eine Linienführung für eine Straße entwickelt, die vom Westanschluss bis zur Straße von Höfingen nach Ditzingen, eventuell sogar bis zu einer möglichen A 81-Abfahrt Ditzingen-Süd/Leonberg-Nord, reicht.

Entlastung nicht nur für die Innenstadt

„Der Vorteil ist, dass nicht nur die Kernstadt entlastet wird, sondern auch Höfingen und Gebersheim“, sagt Johannes Frey. Denn jene Autos, die bisher von der A 81 über die beiden Teilorte zur A 8 fahren, würden dann direkt zur Ausfahrt Leonberg-West gelenkt – oder umgekehrt von dort in Richtung Ditzingen.

Vater und Sohn Frey haben sich bei ihren Plänen von Anliegern und Landwirten beraten lassen. Das hat zur Folge, dass Ackerland unterhalb und oberhalb der Gartenstadt nicht wegfällt. Vielmehr wird die Straße an zwei Stellen tiefergelegt und bekommt jeweils einen Deckel, auf dem wiederum Felder angelegt werden.

Die anderen Straßen werden mit Kreisverkehren an die neue Umgehung verbunden. Das Lohlenbachtal würde überbrückt, genau wie das Glemstal bei einer möglichen Anbindung der A 81. Die Hauptstrecke von Leonberg-West zur Ditzinger Straße hinter dem Ortseingang Höfingen wäre siebeneinhalb Kilometer lang.

Siebeneinhalb Kilometer lang

Gerade mit Blick auf die wahrscheinliche Erweiterung des Gewerbegebiets Pfad halten Johannes Frey und der Stadtverbandsvorsitzende der Freien Wähler, Wolfgang Schaal, eine Entlastung für Höfingen dringend erforderlich. Auch Gebersheim würde profitieren, wenn im Bereich Schertlenswald an der Stadtgrenze zu Rutesheim doch noch eine weitere Gewerbefläche ausgewiesen würde.

„Das ist keine Lösung für heute und morgen“, sagt Frey angesichts einer Realisierungszeit von rund 20 Jahren. „Aber wir müssen endlich die Diskussion in Gang bringen, sonst passiert weitere Jahrzehnte überhaupt nichts.“ Zumal eine Umgehung günstiger wäre als ein Tunnel.

Ein Meter Tunnel 120 000 Euro

„Stand jetzt kostet allein ein Meter Altstadttunnel 120 000 Euro“, rechnet der Ingenieur vor. Würde man also den vom OB angeregten langen Tunnel bauen, so müsste man mit 240 Millionen Euro rechnen – und das bei schwierigen Bodenverhältnissen. Die komplette Umgehungsstraße inklusive der Überdeckelungen wäre für rund 100 Millionen Euro zu haben.

Dass Leonberg solch ein Projekt nicht im Alleingang stemmen kann, ist den Freien Wählern klar. „Wir würden das in enger Abstimmung mit unseren Nachbarn machen“, sagt der Fraktionschef Axel Röckle. „Aber sie werden an einer Entlastung genauso interessiert sein.“

Noch lieber, daraus macht Röckle keinen Hehl, wäre ihm ein weiträumiger Ring um Stuttgart herum: „Alle Metropolen haben einen Autobahnring um die ganze Stadt. In Stuttgart gibt es nur eine Umgehung; unsere Autobahnen.“