Rechter Abgeordneter beim Pferdemarkt auf städtischer Kutsche.

Leonberg - Ist das nicht der Frohnmaier?“ Etliche Zuschauer haben sich beim großen Pferdemarkt-Umzug gefragt, ob der AfD-Bundestagsabgeordnete auf einer offiziellen Kutsche der Stadt mitgefahren ist und haben sich an unsere Zeitung gewandt.

 

Und es stimmt: Der fast 27-Jährige aus Weil der Stadt, der erst unlängst für Schlagzeilen gesorgt hatte, weil er 500 Euro Belohnung auf das Ergreifen einer mutmaßlich ausländischen Diebin ausgesetzt hatte, war geladener Gast der Stadt.

Schwieirge Gratwanderung

„Markus Frohnmaier ist ein demokratisch gewählter Abgeordneter, der seinen Wahlkreis in Berlin vertritt“, erklärt Oberbürgermeister Martin Kaufmann auf Anfrage. Sämtliche Parlamentarier aus Bundestag und Landtag würden automatisch eingeladen. „Er hatte zugesagt, und da konnte ich ihn schlecht wieder ausladen.“

Der OB zeigt Verständnis, dass viele Bürger nicht nachvollziehen können, dass ein Politiker einer umstrittenen Rechtspartei auf der offiziellen Gästeliste der Stadt auftaucht: „Das ist eine schwierige Gratwanderung. Aber die Stadt im Allgemeinen und ich als gewähltes Oberhaupt sind zur Neutralität verpflichtet. Ich kann nicht im Alleingang über Einladungen oder Ausladungen entscheiden.“

Anders sähe die Lage aus, wenn sich der Gemeinderat grundsätzlich damit befasste, welche Mandatsträger als offizielle Gäste zum höchsten Leonberger Feiertag gebeten würden. „Gäbe es da eine klare Beschlusslage, kann man auch danach handeln“, sagt Kaufmann. Deshalb will er das Thema jetzt in die Gremien bringen.

Keine Zwischenfälle

Zu Zwischenfällen sei es durch die Frohnmaier-Visite beim Pferdemarkt nicht gekommen, erklärt der OB. Der AfD-Abgeordnete sei in einer hinteren Kutsche mitgefahren und sei beim gemeinsamen Essen der Gäste im Stadthallen-Restaurant nicht gesondert begrüßt worden.

Markus Frohnmaier ist gebürtiger Rumäne, wurde aus einem Kinderheim heraus von einem deutschen Ehepaar adoptiert und wuchs in Schafhausen auf. Während des Jura-Studiums in Tübingen gründete er dort die AfD-Hochschulgruppe.

2014 kandidierte er vergebens für den Landtag, in den Bundestag zog er im Herbst über die Landesliste seiner Partei. Vor zwei Jahren hatte Frohnmaier den damaligen Grünen-Abgeordneten Volker Beck als „Homo-Lobbyist“ bezeichnet und ihm „einen Urlaub in Moskau“ gewünscht.