Wenn Christian Rentschler seine Kaltblutstute Diana einschirrt, geht es kurze Zeit später der elterlichen Ackerscholle in Gebersheim an den Kragen. Beide haben ihre Freude am Pflügen entdeckt.

Leonberg - Manche meiner Freunde finden es voll altmodisch und bekloppt, andere wieder total cool“, berichtet Christian Rentschler von den Reaktionen auf seine Leidenschaft mit dem Pferd. Der 20-Jährige aus Gebersheim pflügt mit seiner süddeutschen Kaltblutstute Diana Furche um Furche und findet dabei Entspannung. Während gleichaltrige Pferdenarren seines Geschlechts bestenfalls im Springparcours anzutreffen sind, tüftelt der zukünftige Land- und Baumaschinenmechatroniker an den Einstellungen der alten Maschinen, die er auf dem Hof wieder ausgegraben oder von Bekannten und Verwandten geschenkt bekommen hat.

 

Schon lange schwelte die Idee, mit Diana die Wiesen des elterlichen Landwirtschaftsbetriebes im Frühjahr zu mähen. „Man ist auf den Baumwiesen mit dem Pferd einfach flexibler als mit dem Schlepper“, erklärt Christian Rentschler. Nicht zuletzt stammt die Leitasthöhe der alten Hochstämme noch aus einer Zeit, als die sogenannte Unternutzung überwiegend mit Kühen und Pferden erledigt wurde.

Die Oma liefert das Know-how

Mit der Anfrage der Gebersheimer Schlepperfreunde nach einem Pferdepflüger für den historischen Feldtag im vergangenen Frühjahr war Christian Rentschlers Ehrgeiz geweckt. Die Oma lieferte das Know-how. Sie musste als junges Mädchen mit dem Pferd auf den Acker und alleine die schweren Böden rund um Gebersheim mit dem Pflug bestellen. Auch Vater Thomas hat noch selbst mit dem Pferd gepflügt und so haben beide den Nachwuchspflüger intensiv beraten und unterstützt. Dieter Bolay von der Clausenmühle habe den Rat gegeben, das Pferd einfach mal einzuspannen und zu schauen, was passiert. Nach der Wintergerstenernte im Juli legte er mit dem Pflug richtig los und hatte noch genau drei Wochen bis zum großen Auftritt am Feldtag.

Die zwölfjährige Kaltblutstute war bislang nur als Kutschpferd eingesetzt. „Die habe ich mir von meinem Konfirmationsgeld damals gekauft, weil ich unbedingt ein Pferd haben wollte“, erzählt der 20-Jährige lachend. Er hatte schon immer Spaß an Pferden, fing mit neun Jahren auf dem benachbarten Sonnenhof mit Voltigieren an und nahm später noch Reitunterricht. Seither reitet er mit Diana meist ohne Sattel und nur mit einem Stallhalfter gezäumt durch Wald und Flur. Die beiden verstehen sich praktisch blind und vertrauen einander. Beste Voraussetzungen für die Arbeit mit schwerem Ackergerät, für das der Fuhrmann die Leinen um den Hals trägt und das Pferd mit der Stimme lenkt.