Schutz-, Ordnungs- und Rettungskräfte haben ein Konzept erstellt, damit die Menschen unbeschwert feiern können.

Leonberg - Mit 80 Stundenkilometern rast der Lastwagen auf das Hindernis zu. Der Poller zerreißt das Fahrzeug förmlich und stopp es augenblicklich. Dieser Crashtest beim einschlägigen Prüfinstitut in Münster hat dem „truckBlock“ als einziger mobilen Lkw-Barriere zur Terrorgefahrenabwehr in Deutschland das ISO-Zertifikat eingebracht. Solche Barrieren sollen beim Leonberger Pferdemarkt an neuralgischen Punkten als temporärer Zufahrtsschutz aufgestellt werden.

 

Inzwischen sind 125 dieser Stahl-Barrieren gebaut, allein die Stadt Berlin hat 70 Stück davon gekauft. Doch woher kommt das innovative Konzept, bei dem die Energie des Angreifers zu seiner eigenen Blockade verwendet wird? – denn die Vorrichtung ist umso wirksamer, je schwerer das Fahrzeug ist, das darauf zurast. Entwickelt hat den „truckBlock“ ein Leonberger, der nicht genannt werden will in Zusammenarbeit mit einer österreichischen Firma, die auf Schutzvorrichtungen gegen Naturgefahren wie Steinschlag oder Lawinen spezialisiert ist. „Der temporäre Zufahrtsschutz wurde als sinnvolle Ergänzung der Produktpalette gewertet und dafür wurde mit truckBlock ein Tochterunternehmen in Fürth geschaffen“, sagt Vertriebsleiter Wolfgang Funk.

Thomas Elbert und Klaus Schmid bauen die Konstruktion

Gebaut wird die Stahlkonstruktion von zwei Höfinger Feuerwehrmännern – Thomas Elbert und Klaus Schmid. In der Firma CEM (Christian Elbert Lasertechnik und Metall) im Gewerbegebiet Pfad werden die Metallteile geschnitten, geschweißt und endmontiert. Das Lackieren übernimmt in der Nachbarschaft der Stuckateurbetrieb von Klaus Schmid, dem Abteilungskommandanten der Höfinger Feuerwehr.

„Dieser temporäre Zufahrtsschutz ist sehr gefragt, nachdem er im September 2017 die Zertifizierung unter erschwerten Bedingungen wie ungünstiger Aufprallwinkel, gewölbte Fahrbahn sowie nasser und schmutziger Untergrund bekommen hat“, ist Konstrukteur Thomas Elbert zufrieden. Elbert ist stellvertretender Abteilungskommandant der Feuerwehr in Höfingen. Der Ideengeber war seinerzeit mit einem Pappmodell zu ihm gekommen und daraus hat der Höfinger Fachmann den „truckBlock“ entwickelt. Hinzugezogen hat er auch das Steinbeis-Forschungszentrum Simulation in Stuttgart.

„Viele fragen mich, warum auf dem Firmenhof auch ein Poller steht, am dem der Aufprall-Test seine Spuren hinterlassen hat“, sagt Thomas Elbert. „Er ist der beste Beweis, dass das Angriffsfahrzeug die Barriere nicht überwinden konnte, von ihr völlig zum Stillstand gebracht und der Lastwagen völlig fahrunfähig wurde.“

Die Straßensperre „truckBlock“ spielt auch eine wichtige Rolle im Sicherheitskonzept des Pferdemarktes. Das haben der Leiter des Ordnungsamtes, Jürgen Beck, und Rolf Kotte von der städtischen Verkehrsbehörde den Gemeinderäten vorgestellt. „Die Gefahrenlage wird vom Innenministerium gegenwärtig als abstrakt hoch eingestuft“, sagte Kotte. Trotzdem seien auch Augenmaß und Verhältnismäßigkeit und keine Überreaktion gefragt. Mit am wichtigsten sei dabei eine professionelle Zusammenarbeit aller Schutz-, Ordnungs- und Hilfskräfte.

Was ist mit Rettungswagen?

„Ein weiteres wichtiges Sicherheitselement ist der Zufahrtsschutz, sodass keine Fahrzeuge für Terroranschläge verwendet werden können“, erläuterte Kotte. Allerdings müssten die Rettungswege für Einsatzfahrzeuge ständig freigehalten werden. Andererseits dürften die Einfriedungen und Zäune nicht zu Hindernissen bei Evakuierungen und damit zu einer Gefahr für flüchtende Personen werden. Nicht weniger wichtig seien die verwendeten Materialien. Tests hätte gezeigt, dass von vielen Kommunen schnell aufgestellte Betonklötze bei einem Aufprall wie Billardkugeln zu gefährlichen Geschossen werden.

„In Leonberg werden dieses Jahr auch keine Lastwagen quer über die Zufahrtsstraßen gestellt“, erläuterte Jürgen Beck. Auch solche hätten sich als untauglich erwiesen. An kritischen Stellen, die Sicherheitsexperten ausgemacht haben, wie etwa an der Steinstraße bei der Feuerwache, werden Barrieren aus gemieteten „truckBlocks“ errichtet. Ein schneller Auf- und Abbau ist wichtig. „Eine Gruppe aus fünf Pollern, von denen jeder etwa zwei Tonnen wiegt, lässt sich mit einer Kaffeepause in einer halben Stunde aufbauen“, sagt Elbert.